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1418 - Grabgesang der Geistermönche

1418 - Grabgesang der Geistermönche

Titel: 1418 - Grabgesang der Geistermönche
Autoren: Jason Dark
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Müll hatte man weggeschafft, doch wenn eine Gegend mal einen bestimmten Namen hatte, dann blieb es auch dabei. Der jetzige Müll, der hier heimlich abgeladen waren war, sah anders aus.
    Kühlschränke, alte Computer und Drucker. Waschmaschinen, die demontiert worden waren und nur noch als Gerippe herumstanden, oder auch Teile von Autos.
    Es gab allerdings auch einen Mittelpunkt. Das war ein alter Wohnwagen. Einer aus Holz, der einem Eisenbahnwaggon glich, aber nicht so groß war. In diesen Dingern war man nach dem letzten Krieg im vorigen Jahrhundert noch herumgefahren, und manch nostalgischer Zirkus hatte sie heute noch in seinem Fuhrpark.
    Der Wohnwagen interessierte mich.
    Ich hockte im Rover neben meinem Freund Suko, der den Wagen ebenfalls im Auge behielt.
    Er hatte kleine Fenster. Hinter ihnen sahen wir ein schwaches Licht. Ansonsten war es dunkel auf diesem einsamen Platz.
    Dass wir hier standen und nicht im Bett lagen und schliefen, hatte natürlich einen Grund. Es ging um den Mann, der sich im Wagen aufhielt und den wir unbedingt stellen mussten, was nicht so einfach war, denn er hatte sich eine Geisel geschnappt, ausgerechnet ein Kind. Ein Mädchen, ungefähr acht Jahre alt. Das hatten wir gehört, aber das Kind war uns nicht gezeigt worden. Wir mussten jedoch davon ausgehen, dass der Mann es in seiner Gewalt hatte.
    Wir wussten, dass er sich in dem Wagen aufhielt. Er wusste auch, dass ich in der Nähe war. Ob ihm bekannt war, dass sich Suko an meiner Seite befand, stand nicht fest. Es gab auch keine weitere Polizei im Hintergrund, sondern nur wir beide, denn es kam dem Mann auf mich an. Er hatte mich hergelockt und er hatte verlangt, dass wir Kontakt über das Handy hielten.
    Er hatte mich bereits beschimpft, war aber dann ruhiger geworden, und jetzt wartete ich wieder darauf, dass er sich meldete.
    Etwa eine Minute war bereits vergangen. Ich hatte kein Wort mehr gehört. Auch kein scharfes Atmen und leider auch nichts von seiner jungen Geisel.
    Ich hatte das Handy mit der Hand abgedeckt, als Suko mich ansprach.
    »Sollen wir ihn nicht doch holen?«, fragte er.
    »Du oder ich? Vielleicht wir beide?«
    »Nein, das mache ich«, sagte Suko.
    »Und wie?«
    Suko lächelte. »Sagen wir so, John. Ich gebe dir Rückendeckung. Ich steige aus und verstecke mich in der Nähe des Wagens. Keine Angst, er wird mich auf dem Weg dorthin nicht sehen.«
    »Klar, ich kenne dich.«
    »Also dann.« Mehr sagte Suko nicht. Er öffnete die Tür an der Fahrerseite und ließ sich ins Freie gleiten. Das Innenlicht hatte Suko ausgeschaltet. Lautlos drückte er die Tür von außen wieder zu, bevor noch mehr feuchte Luft in den Rover strömen konnte.
    Es hatte bis vor knapp einer halben Stunde geregnet. Pfützen lagen wie große Augen auf dem Platz der ehemaligen Müllkippe. Die Feuchtigkeit hatte einen matten Glanz über all das gelegt, was hier herumstand. Auch die Kühlerhaube des Rover glänzte nass, und außen an der Windschutzscheibe rannen ab und zu Tropfen herab.
    Ich vernahm aus dem Handy ein Keuchen und dann die schrill klingende Stimme des Mannes.
    »Bist du noch da, Sinclair?«
    »Natürlich.«
    »Das ist gut.«
    »Sag endlich, was du willst!«, forderte ich ihn auf. »Und dann will ich wissen, wie es dem Kind geht, denn bisher habe ich noch nichts von ihm gehört.«
    »Ha!«, schrie er. »Du glaubst mir nicht, dass ich es habe – oder?«
    »Einer wie ich will Beweise.«
    »Die hast du doch!«, blaffte er. »Nein. Ich weiß nur, dass ich es mit einem Michael zu tun habe. Das trifft zu – oder?«
    »Michael?« Er wiederholte kreischend den Namen. »Verdammt, Sinclair, ich bin mehr als das! Ich bin die Wiedergeburt des Erzengels, verstehst du? Die Wiedergeburt…«
    »Ja, ich verstehe. Deshalb bin ich ja hier.«
    »Es hätte auch alles anders laufen können, wenn du vernünftig gewesen wärst, Sinclair. Aber das bist du nicht gewesen. Du hast dich nicht auf das eingelassen, was ich von dir wollte, verflucht. Ich habe verlangt, dass du mir das gibst, was mir gehört. Du hast es nicht getan, obwohl ich dich mehrmals dazu aufgefordert habe.«
    »Das weiß ich. Aber jetzt bin ich gekommen.«
    »Dann hast du das Kreuz bei dir?«
    »Natürlich.«
    »Gut, gut.« Er atmete heftig. Dann lachte er wild auf. »Aber ich kenne dich. Ich traue dir nicht. Weißt du, ich bin sehr misstrauisch. Man hat mir vieles abgenommen. Man hat mir nicht geglaubt. Aber ich bin die Wiedergeburt des Erzengels. Ich spüre die andere Kraft in mir, die so
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