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1418 - Grabgesang der Geistermönche

1418 - Grabgesang der Geistermönche

Titel: 1418 - Grabgesang der Geistermönche
Autoren: Jason Dark
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hatte.
    »Dann können wir«, sagte ich.
    Harry und ich verließen die Wohnung zuerst. Sylvia musste noch ihren Freund umarmen.
    Es war schon später geworden. Der Abend hatte den Tag abgelöst, und über Miltenberg lag zwar keine Stille, aber es deutete sich eine andere Atmosphäre an. Zudem war es warm genug, um im Freien sitzen zu können, und da würden sich die zahlreichen kleinen und großen Biergärten sicherlich bald füllen.
    »Was meinst du?«, fragte mich Harry.
    Ich runzelte die Stirn. »Ich will zwar nicht behaupten, dass mir diese Geister egal sind, aber letztendlich kommt es für mich darauf an, dass ich mein Kreuz zurückbekomme. Wenn ich daran denke, dass es mir gestohlen wurde, steigt mir noch immer das Blut in den Kopf. Das soll mir nicht noch mal passieren.«
    »Okay. Wir werden aufeinander Acht geben.«
    »Wie immer?«
    »Klar, doch…«
    ***
    Michael Meier bewegte sich nicht von der Stelle, weil er einfach nicht fassen konnte, was er da sah. Es gab tatsächlich diese Geister, von denen er bisher nur theoretisiert hatte. Nun schwebten oder gingen sie tatsächlich durch dieses verfluchte Gewölbe, ohne dass ein Laut zu hören war.
    Genau das war eben dieses Geisterhafte an ihnen. Er hatte nicht nur von den Gestalten geträumt, aber er war davon ausgegangen, dass sie sich versteckt hielten und…
    Nein, es war nicht mehr möglich für ihn, noch weiter zu überlegen. Er musste sich jetzt auf diese feinstofflichen Gestalten konzentrieren, die sich durch nichts von ihrem Weg abbringen ließen und auch weiterhin sangen.
    Michael mochte diese dumpfen und bedrohlichen Melodien nicht.
    Sie brachten etwas von einer anderen Welt mit, zu der er keinen Zugang hatte.
    Er war die Wiedergeburt des Engels. Er war bereit, zu kämpfen, wie es zu Urzeiten auch sein großes Vorbild getan hatte.
    Und die verfluchten Mönche, die damals den falschen Weg eingeschlagen hatten, mussten bestraft werden.
    Er machte sich bereit!
    Das Schwert war seine Waffe, aber auch das Kreuz, das ihn bisher jedoch enttäuscht hatte. Deshalb wollte er zuerst die Klinge einsetzen, auch wenn seine Gegner nicht stofflich waren.
    Er umfasste das Schwert mit beiden Händen und hielt es etwas schräg. Genau so wollte er auch zuschlagen. Aus der Schräge hervor, dann würden es die Geister nicht so leicht schaffen, den Streichen auszuweichen.
    Sie kamen. Sie schwebten. Sie hielten die Köpfe gesenkt. Die Kapuzen hatten sie übergestreift, aber die Ränder hingen nicht tief in die Gesichter hinein.
    Man konnte die Geister nicht als farblos ansehen. Dass sie überhaupt so gut zu sehen waren, lag an dem blassgrünen Schimmer, der ihre Gestalten umgab. Er zeichnete auch die Umrisse der Kutten nach.
    Michael Meier versuchte, ihre Gesichter zu erkennen, falls es die überhaupt gab. Er hatte seine Probleme damit, denn unter den Kapuzen gab es nichts, was auf ein normales Gesicht hingedeutet hätte.
    Sie waren zwar vorhanden, aber nur als Flecken.
    Er hörte den Gesang lauter. Er fühlte sich gestört und schickte den Geistermönchen seinen Atem stoßweise entgegen. Fünf Mönche hatte er gezählt, und bei dieser Zahl blieb es auch. Es war niemand mehr da, der sich aus dem Unsichtbaren löste und sich zu dieser unheimlichen Prozession gesellte.
    »Kommt!«, flüsterte er ihnen entgegen. »Los, kommt. Ich habe auf euch gewartet. Der Erzengel ist zurück. Ich werde euch beweisen, dass es der falsche Weg war, den ihr eingeschlagen habt. Nichts kann euch mehr retten, denn jetzt schwinge ich das Zepter.«
    Damit meinte er das Schwert, das er in die Höhe riss. Er hatte den richtigen Schwung genommen, wartete genau noch eine Sekunde ab und schlug dann zu.
    Ein perfekter Treffer!
    So perfekt, dass er einen Menschen diagonal durchschnitten hätte.
    Er traf auch, aber er spürte keinen Widerstand. Das Schwert fuhr mit seiner langen Klinge durch die feinstofflichen Gestalten hindurch, und Michael schaffte es nicht, die Waffe vor dem Boden zu stoppen. Die Spitze der Klinge ratschte darüber hinweg und hinterließ eine helle Schramme im Steinboden.
    Er schrie auf.
    Seine Enttäuschung war groß. Sie trieb ihn zwei Schritte zurück, wo er stehen blieb und den Kopf schüttelte. Seine Augen wollten ihm beinahe aus den Höhlen quellen, als er sah, was passierte.
    Die Mönche gingen einfach weiter. Sie sangen dabei und setzten ihren Weg fort, als wäre nichts geschehen.
    Michael Meier atmete heftig. Er stand jetzt an der Seite, hielt das Schwert fest und konnte das
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