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1418 - Grabgesang der Geistermönche

1418 - Grabgesang der Geistermönche

Titel: 1418 - Grabgesang der Geistermönche
Autoren: Jason Dark
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eine Möglichkeit. Allerdings habe ich schon daran gedacht, die Mönche ins Vertrauen zu ziehen. Ich bin sicher, dass sie etwas bemerkt haben.«
    »Ist auch möglich, aber…«
    Harry verstummte, denn ihm war etwas aufgefallen, was ich nicht gesehen hatte, weil ich in eine andere Richtung schaute.
    Auch Thomas Weber hatte es gesehen, und er meldete sich mit schriller Stimme.
    »Das sind sie, verdammt! Das sind – das sind die Geister. Mein Gott, sie sind da…«
    Ich fuhr herum.
    Mein Blick traf das Mauerwerk dicht neben der Eingangstür zur Kirche. Genau dort bewegte sich die Luft. Da die Sonne nicht mehr auf den Platz schien, war es gut zu erkennen.
    Es war nicht nur ein Flimmern. Es verdichtete sich, und aus dem Flimmern entstanden die Gestalten.
    Ja, das waren die Geistermönche, und wir hörten zugleich ihren düster klingenden Grabgesang…
    Wäre es dunkel gewesen, so wäre die Szenerie ein noch schaurigerer Anblick gewesen. Aber auch in dieser fahlen Helligkeit waren die Gestalten, die eine Reihe gebildet hatten, deutlich zu sehen. Fünf Geistermönche zählte ich, die längst tot sein mussten, deren Seelen aber keine Ruhe fanden und umherirrten.
    Hatten wir vor wenigen Sekunden die noch recht warme Luft gespürt, so änderte sich dies. Jetzt wehte ein kalter Hauch über den Platz vor dem Kloster. Nur war es keine Kälte, wie man sie im Winter erlebt, diese hier war anders, trockener vielleicht, und sie schien auf eine ungewöhnliche Art und Weise mit Leben erfüllt zu sein.
    Hier trafen zwei Seiten aufeinander, die sich normalerweise abstießen. Aber das war diesmal nicht der Fall. Die Mönche bewegten sich nicht aus unserer Nähe fort. Sie blieben auf dem Platz stehen und bildeten sogar einen Halbkreis, wobei sie uns die Rücken zudrehten, damit sie auf das Gemäuer schauen konnten.
    »Die warten auf etwas«, flüsterte Harry mir zu.
    »Genau. Und ich weiß auch, auf wen.«
    »Michael Meier…?«
    »Klar.« Ich nickte. »Ich gehe davon aus, dass er sich hier in der Nähe aufhält, und genau das habe ich so gewollt. Ich will mein Kreuz zurück.«
    »Ob er die Mönche gesehen hat?«
    Ich hob die Schultern. »Wenn ich es richtig gesehen habe, sind sie aus dem Kloster gekommen. Da Meier nicht hier ist, können wir davon ausgehen, dass er sich noch im Kloster befindet. Lass uns noch ein paar Minuten warten.«
    »Okay.«
    Thomas Weber hatte sich von uns entfernt. Er war um die Mönchgestalten herumgegangen, die nicht mehr sangen und nun als feinstoffliche Wesen auf dem Platz hockten. Eben wie Gestalten, die auf ein bestimmtes Ereignis warteten.
    Weber musste etwas sagen. Er stand nicht mehr weit von der Mauer entfernt und so, dass er uns anschauen konnte.
    »Sie sind es. Ich erkenne sie. Aber sie haben keinen festen Körper mehr, verdammt.« Er deutete mit beiden Händen auf sie. »Was sollen wir denn tun?«
    »Nichts!«, rief ich ihm zu. »Es wird weitergehen, das kann ich euch versprechen.«
    »Aber Sie müssen etwas…«
    »Achtung!«, schrie Harry.
    Er kam mir damit zuvor, denn auch ich hatte gesehen, wie die Tür zur Schwemme aufgerammt wurde und jemand mit langen Sätzen ins Freie sprang, den ich von London her kannte.
    Es war Michael Meier. Und er war wieder mit dem verdammten Schwert bewaffnet.
    Thomas Weber stand ihm im Weg. Er trieb ihn nicht durch Worte weg, sondern schwang die Waffe über seinem Kopf und schlug zu…
    ***
    Die Entfernung zu ihnen konnten Harry und ich so schnell nicht hinter uns bringen. Auch für einen gezielten Schuss war es zu spät.
    Und so wurde Thomas Weber getroffen.
    Zwar riss er noch die Arme hoch, konnte damit dem Schlag etwas die Wucht nehmen, doch einen Moment später brach er zusammen.
    Das Schwert hatte ihn an der Schulter erwischt. Wir hörten seine Schreie in unseren Ohren gellen, und ich fluchte einmal mehr über dieses verdammte Gefühl der Hilflosigkeit. Es hielt aber nur wenige Augenblicke an, denn dann hielt mich nichts mehr dort, wo ich stand.
    Mir waren auch die Geistermönche egal, ich wollte nur den Irren haben, der sich für die Reinkarnation des Erzengels hielt. Er tat mir zudem den Gefallen und ergriff nicht die Flucht.
    Ich schrie seinen Namen!
    Sofort stoppte er. Doch er stand bereits vor dem Halbkreis der Geistermönche.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Harry Stahl zu dem verletzten Polizisten lief. Er hatte sein Handy hervorgeholt und hielt es gegen sein Ohr gepresst.
    Okay, er würde sich um Thomas Weber kümmern. Für mich aber ging es um eine
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