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1418 - Grabgesang der Geistermönche

1418 - Grabgesang der Geistermönche

Titel: 1418 - Grabgesang der Geistermönche
Autoren: Jason Dark
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Er spürte die Schwäche in seinen Beinen, die ihn nicht mehr hielten. In seinem Mund breitete sich der Geschmack von Blut aus.
    Ein dumpfes Gefühl drang in seinen Kopf. Die Welt um ihn herum verschwamm, bevor sie sich auflöste.
    Noch vor der Tür brach er zusammen und blieb auf dem Bauch liegen.
    Der Tod war schneller gewesen…
    ***
    Michael Meier stand auf der Stelle. Er hatte die Klinge des Schwerts gesenkt und schaute auf die dicke rote Flüssigkeit, die von der unteren Hälfte des Toten zu Boden floss und dort eine Lache hinterließ.
    Reue kannte er nicht. Er ging zur Tür und schloss sie. Niemand sollte ihn sehen können. Er wusste auch nicht, ob man den Mönch vermisste, aber wenn andere nach unten kamen, um ihn zu suchen, dann würden sie sich wundern.
    Der Tote lag auf dem Bauch. Im Rücken befand sich die tiefe Wunde. Sie war nicht zu sehen, nur ein nasser Fleck zeichnete sich auf der Kutte ab. Um ihn herum hatte sich der Stoff mit Blut voll gesogen.
    Michael wollte auf Nummer sicher gehen. Deshalb drehte er die Gestalt auf den Rücken.
    Im bleichen Gesicht zeigte sich keine Regung mehr. Offene Augen starrten ihn blicklos an. Der Mund war nicht geschlossen. Über die Unterlippe war ein roter Blutstreifen gelaufen, der erst am Kinn endete.
    »Das hättest du dir sparen können. Ich kenne die Vergangenheit genau. Ich weiß auch, was ich zu tun habe«, murmelte Michael Meier vor sich hin.
    Auf Einzelheiten ging er nicht ein. Er musste sich um die großen Dinge kümmern, die noch vor ihm lagen, und einen ersten Blick in das Gewölbe hatte er bereits geworfen. Jetzt war es an der Zeit, diese unterirdischen Gemächer und Gänge genauer zu durchsuchen.
    Er blieb zunächst auf der Schwelle stehen und nahm die Atmosphäre auf, die ihm entgegenwehte. Das Gewölbe hatte eine niedrige Decke. Säulen stützten es an verschiedenen Stellen, und der Hintergrund dieses Raums verschwand in der Dunkelheit. Das Licht aus dem vorderen Kellerraum wurde sehr schnell aufgesogen.
    Michael fragte sich, wie tief das Gewölbe wohl war.
    Er überlegte, ob er hineingehen sollte oder nicht. Eine Lampe hatte er eingesteckt, aber er dachte auch an das Kreuz, das in seiner Tasche lag. Über seine Funktionen war er sich nicht völlig im Klaren, aber die Ehrfurcht vor diesem Gegenstand steckte schon tief in ihm.
    Und er hatte vollstes Vertrauen dazu. Er würde es einsetzen, wenn es nötig war.
    Er holte es hervor.
    Es war kalt. Oder fühlte sich kühl an. Das Silber glänzte matt. Es übermittelte ihm keine Botschaft, und als er sich das M für Michael anschaute, passierte ebenfalls nichts.
    »Verdammt!«, flüsterte er. »Das habe ich anders gehört. Das kann doch nicht alles Lüge gewesen sein!« Die Unsicherheit stieg in ihm hoch. Er hatte sich vom Besitz des Kreuzes etwas versprochen. Was es genau war, das wusste er nicht, aber irgendwie musste es doch wichtig sein. Dass sich auf dem Silber nichts tat, damit hatte er seine Probleme.
    Michael Meier wollte nicht länger darüber nachdenken. Es gab andere Dinge, die für ihn wichtiger waren und die er bis zum Ende durchziehen wollte.
    Er wollte das Gewölbe durchsuchen. Als Versteck für normale Menschen diente es bestimmt nicht. Aber er ging davon aus, dass es ein Versteck war. Und das bereits seit einigen Jahrhunderten. Sie waren nicht vernichtet, die damals den falschen Weg gegangen waren. Sie befanden sich hier unten, obwohl sie dank ihrer anderen Gestalt auch in der Lage waren, das Gewölbe zu verlassen. Man konnte ihnen durchaus das Attribut »unruhige Geister« verleihen.
    An den Toten dachte er nicht mehr. Wo gehobelt wurde, da fielen eben Späne. Ihm kam es jetzt darauf an, eine Spur in der Vergangenheit zu finden, und die würde nur in diesem Gewölbe zu finden sein, dessen Decke von uralten Steinsäulen gestützt wurde.
    Im Licht seiner Taschenlampe schaute Meier sie sich an. Zwar hatten sie die Vergangenheit überstanden, doch auch an ihnen hatte der Zahn der Zeit genagt. Sie waren brüchig geworden, an vielen Stellen abgeblättert. Manchmal sahen sie aus, als stünden sie dicht vor dem endgültigen Zusammenbruch.
    Der Boden war mit Staub bedeckt, dick wie ein Teppich. Auch hier leuchtete Michael hin und stellte fest, dass es keine Fußabdrücke gab. Weder normale noch verwischte. Hier schien in all den Jahrhunderten niemand seine Spuren hinterlassen zu haben.
    Er war der Erste!
    Und diese Tatsache gab ihm ein gutes Gefühl. Seine Stärke kehrte wieder zurück. Er fühlte sich
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