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140 - Die Loge des Gehenkten

140 - Die Loge des Gehenkten

Titel: 140 - Die Loge des Gehenkten
Autoren: A.F.Morland
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hört sich ziemlich an den Haaren herbeigezogen an, mein Lieber«, bemerkte Professor Reeves rügend. »Haben Sie mir keine vernünftige Erklärung anzubieten?«
    »Im Augenblick nicht, Sir.«
    »Sie verlassen sich wohl darauf, daß ich die Probleme für Sie löse, wie, Mr. Trill?«
    Ich lachte. »Ehrlich gesagt, ich hätte nichts dagegen.«
    Ein Schrei gellte plötzlich durch die Nacht, und ich griff sofort zum Colt Diamondback.
    »Was war das?« fragte Professor Reeves.
    »Eine Frau hat geschrien«, antwortete Lance Selby.
    »Das habe ich selbst gehört«, wies ihn der Weißhaarige zurecht. »Ich bin zwar alt, aber nicht taub.« Er wies auf die Kanone in meiner Hand. »Was soll die Waffe, Mr. Wellington? Wollen Sie etwa auf die Frau schießen?«
    »Nein, Professor«, antwortete ich, »aber unter Umständen auf das, was sie erschreckt hat.«
    ***
    Abe Bodegar war nervös. Er stand vor Fedoras Haus und kratzte sich im Bart. Sein strenger Blick musterte die Söhne, die sich in Reih und Glied neben ihm aufgestellt hatten.
    Jack, Judson, Hyram und Wes mußten einen guten Eindruck auf die weiße Hexe machen, sonst schickte Fedora sie gleich wieder nach Hause.
    »Ihr sagt kein Wort, verstanden?« brummte Abe Bodegar. »Ich rede, denn ich bin das Familienoberhaupt. Ihr sprecht nur, wenn ihr gefragt werdet, ist das klar?«
    Die vier Söhne nickten. Das Grau ihrer Gesichter war dunkler geworden, seit sie wußten, daß sie auf der Abschußliste von Skeletten standen.
    In Fedoras Haus brannte Licht. Abe Bodegar schlug mit der Faust kräftig gegen die Tür, trat dann einen halben Schritt zurück, straffte seinen Körper und strich sich unruhig übers Haar.
    Die Tür öffnete sich, und eine herbe Schönheit trat den Bodegars entgegen -Fedora, die weiße Hexe, eine ernste Frau, an Einsamkeit gewöhnt, von allen gemieden, von manchen gefürchtet… grundlos. Aber die Angst läßt sich nicht so einfach steuern.
    Fedora trug ein bodenlanges blutrotes Kleid. Obwohl sie gertenschlank war, hatte sie wohlgerundete Brüste. Der tiefe Ausschnitt verjüngte sich nach oben hin zu schmalen Trägern.
    Um den Hals trug Fedora ein Amulett, das möglicherweise aus Glas bestand. Ihre Arme waren nackt, das Gesicht hätte etwas voller sein können, es wirkte kantig, beinahe knöchern, und war von rotbraunem Haar umrahmt.
    Abe Bodegar schluckte aufgeregt. Er brachte kein Wort heraus, und Fedoras strenger Blick weckte den Zweifel in ihm, ob es richtig gewesen war, hierher zu kommen.
    »Was wollt ihr?« fragte die weiße Hexe mit einer ungewöhnlich dunklen Stimme.
    Abe Bodegar trat verlegen von einem Bein aufs andere. Er räusperte sich mehrmals und erwiderte dann heiser: »Du… du weißt, wer wir sind?«
    »Ich kenne jeden im Dorf. Ihr seid die Bodegars.«
    Der Bärtige nickte bestätigend. »Vermutlich ist dir auch bekannt, wer Milton Bodegar war.« .
    »Der Henker… vor hundert Jahren.«
    »Ja, Fedora, der Henker, und wir sind seine Nachkommen. Wir schämen uns seiner nicht, schließlich mußte irgend jemand die Todesurteile vollstrecken, und die, die er aufknüpfte, hatten alle den Tod verdient… Er hat auch Nero Quater - und ein halbes Jahr später dessen Schwestern Raquel und Claire - vom Leben zum Tod befördert…«
    Fedoras Augenbrauen zogen sich zusammen.
    »Wir… wir brauchen deine Hilfe, Fedora«, sagte Abe Bodegar stockend. »Wenn du uns nicht beschützt, erfüllt sich Nero Quaters Racheschwur. Er sagte damals, er würde wiederkommen, und diese schreckliche Prophezeiung hat sich nun erfüllt.« Er berichtete Einzelheiten.
    »Kommt herein!« sagte die weiße Hexe entschlossen.
    Abe Bodegars Augen weiteten sich in dankbarer Begeisterung. »Du wirst uns helfen?« Er schaute seine Söhne aufgeregt an. »Fedora wird uns beschützen. Wir brauchen vor den unheimlichen Skeletten keine Angst mehr zu haben. Fedora weiß, wie man Nero Quater und seine grausamen Schwestern abwehren kann.«
    »Noch habe ich nichts für euch getan«, sagte die Frau.
    »Wir sind arme Leute. Wir können für deine Hilfe nichts bezahlen.«
    »Das ist nicht nötig«, sagte Fedora. »Es freut mich, daß ihr zu mir gekommen seid. Ihr mußtet euch zu diesem Schritt bestimmt überwinden.«
    »Nun ja…« druckste Abe Bodegar herum.
    »Vielleicht schließt das die Kluft zwischen dem Dorf und mir, wenn ich euch helfe.«
    »Wir werden es allen erzählen. Wir werden uns dafür einsetzen, daß die Menschen dich anerkennen.«
    »Ich bin niemandes Feindin.«
    »Das… das wissen
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