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14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote

14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote

Titel: 14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote
Autoren: Vladimir Volkoff
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é?
    Tudojoia?«
    »Tudo bom, tudo bom, Seu Raimundo«, antwortete der dicke Chico.
    »Also Lennet, was willst du trinken?«
    »Kann ich einen Fruchtsaft haben?«
    »Einen guaraná. Das ist der Saft einer typisch brasilianischen Frucht mit Kohlensäure. Chico, einen guaraná für den Senhor surfista und eine batida für mich!«
    Gutmütiges Gelächter überall.
    »Erklär mir, was daran so komisch ist«, sagte Lennet, der seinen guaraná probierte und köstlich fand.
    »Ich habe dich gerade als Surfer hingestellt«, antwortete Raimundo und beobachtete den Franzosen aus dem Augenwinkel. »Das ist eine Beleidigung.«
    »Was ist daran schlimm?«
    »Nichts, außer daß es an unseren Stranden verboten ist.
    Aber wenn die Einheimischen Surfer sagen, meinen sie damit einen jungen Taugenichts, der seine Tage am Strand verbringt und die Abende in den Bars.«
    »Nun, da tust du mir zuviel Ehre an. Ich bin kein Surfer.
    Ich bin ein Turfer: ich bin von morgens bis abends beim Turf.«
    Mehrere Gäste in der Bar verstanden Französisch und fanden Lennets Antwort sehr komisch. Sie wollten seine Bekanntschaft machen. Er stellte sich als Auguste Pichenet vor und erklärte, er sei der Leibwächter von Julio, dem Sänger. Das wirkte wie eine Bombe. Jeder kannte Julio. Alle Mädchen wollten Einzelheiten aus seinem Privatleben, seine Gewohnheiten, seine Vorlieben wissen.
    »Mag er rothaarige Mädchen?«
    »Mag er kleine Mädchen?«
    »Mag er mollige Mädchen?«
    »Er mag große blonde dünne dunkelhaarige kleine mollige Mädchen.«
    Alle diese jungen Leute waren sympathisch, so sympathisch, daß es unmöglich war, in ihrer Gegenwart ernste Dinge zu besprechen. Raimundo begriff dies und zog seinen Begleiter bald wieder auf die Straße.
    »Die erste Probe hast du bestanden«, sagte er zu ihm.
    »Du hast Humor und läßt dich aufziehen. Außerdem bist du schlagfertig. Wenn du so weitermachst, ernenne ich dich zum Ehrenbürger Brasiliens. Komm, ich nehme dich mit in einen galeto.«
    »Was ist das?«
    »Ein galeto ist ein Ort, an dem man galetos ißt. Das sind kleine, in der Glut gebratene Hühnchen mit feinen Kräutern. Du wirst sehen, sie schmecken köstlich.« Raimundo hatte recht. Lennet fand sein Hühnchen ausgezeichnet, aber da Raimundo jeden in dem kleinen Restaurant kannte, kam er wieder nicht dazu, von seinem Auftrag zu reden.
    »Und jetzt«, sagte der Bildhauer, »willst du sicher einen Kaffee trinken? Offen gesagt rate ich es dir nicht, denn hier ist der Kaffee wirklich Kaffee und nicht nur schwarzes Wasser wie in Frankreich.«
    »Egal«, sagte Lennet, »aber wenn ich schon in Brasilien bin, will ich auch euren Kaffee probieren.«
    Es war elf Uhr abends, als Ray und Lennet schließlich allein am Strand von Lebion waren. Die Hitze hatte nachgelassen. Hinter ihnen strahlten die Lichter von Rio.
    Die beiden jungen Männer liefen nebeneinander. Sie wußten beide, daß nun der Augenblick der Wahrheit gekommen war.

Die zündende Idee
    »Rekapitulieren wir«, sagte Ray. »Du bist mein Vertrauensmann, und ich muß dir gehorchen, aber nur unter einem Vorbehalt: Ich habe eingewilligt, für den Französischen Nachrichtendienst zu arbeiten, weil meine Mutter Französin war und ich Frankreich liebe, aber nur unter der Bedingung, daß ich nichts tun muß, was den Interessen Brasiliens schaden könnte.«
    »Richtig«, gab Lennet zu. »Im FND besitzt du den Status eines Informanten, und du hast es unserer Nachrichtenabteilung ermöglicht, ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Ich gehöre nicht zur Nachrichtenabteilung, und Spionage interessiert mich auch nicht. Mein Auftrag besteht darin, mehrere tausend Menschen vor einem entsetzlichen Tod zu bewahren und keinen diplomatischen Zwischenfall zu verursachen. Es gibt also nichts, was deine patriotischen Gefühle verletzten müßte.«
    »Warum geht deine Dienststelle dann nicht öffentlich vor?«
    »Hm… weil sich daraus ernsthafte Konsequenzen ergeben könnten. Zumindest eine Abkühlung in den Beziehungen beider Länder, die doch ausgezeichnet zusammenarbeiten, und wahrscheinlich käme es zu einer Katastrophe, über die ich mit dir aber nicht reden darf.«
    »Gut. Ich akzeptiere deine Darstellung. Was kann ich für dich tun?«
    Lennet schaute aufs Meer hinaus. Es war ganz schwarz geworden. Man hörte das dumpfe Geräusch der Wellen, die sich in der Dunkelheit brachen.
    »Ray, du kennst doch alle Welt in Rio«, sagte der Geheimagent schließlich. »Kennst du auch Mörder?«
    »Halt!
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