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1386 - Die Gefangenen des Schwarzen Tods

1386 - Die Gefangenen des Schwarzen Tods

Titel: 1386 - Die Gefangenen des Schwarzen Tods
Autoren: Jason Dark
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Menschen sind für ihn nur Objekte, mit denen er spielen kann. Er benutzt sie. Er spielt sie gegeneinander aus. Er ist ein Mensch, der…« Bill winkte ab. »Ach, ich weiß nicht, ob ich ihn überhaupt als einen Menschen bezeichnen kann.«
    »Dann können wir also für Glenda nichts tun, meinst du?«
    »Solange Saladin unsichtbar bleibt, nicht. Und sollte er sich zeigen, haben wir trotzdem so gut wie keine Chance.«
    Purdy nickte und dachte für einen Moment an ihr eigenes Schicksal, aber das war jetzt unwichtig geworden. Hier ging es einzig und allein um Glenda Perkins.
    Sie saß da wie eine Marionette. Sie atmete, was kaum zu sehen war, denn sie holte nur durch die Nase Luft. Ihr Gesicht war starr und wirkte hochkonzentriert, denn sie starrte ausschließlich nach vorn gegen den Monitor. Dabei hatten Bill und Purdy den Eindruck, als würde sie das Bild gar nicht sehen, sondern mit ihren Gedanken in völlig anderen Welten schwimmen…
    ***
    »Du stehst ja noch immer nicht!«, höhnte Saladin.
    Glenda hätte ihm gern eine Antwort gegeben. Allein, sie schaffte es nicht und stöhnte nur leise auf.
    »Willst du nicht?«
    Glenda bewegte ihre Lippen. Sie flüsterte etwas, was nicht zu verstehen war. Vor dem Mund platzten kleine Blasen aus Speichel. In ihrem Körper steckte keine Kraft mehr. Was immer sie auch versucht hätte, sie wäre zusammengebrochen.
    »He, du solltest dich beeilen. Meine Geduld neigt sich dem Ende zu!« Saladin verhöhnte sie.
    Und Glenda kämpfte. Sie wollte auf keinen Fall aufgeben. Sie musste es für sich selbst tun und…
    ***
    »Das kann ich nicht mit ansehen«, sagte Purdy Prentiss. »Verdammt, Bill, wir müssen etwas unternehmen. Du brauchst nur hinzuschauen, dann siehst du, was sie vorhat.«
    »Okay«, sagte er, »ich habe verstanden. Du rechts, und ich links. So heben wir sie an.«
    Purdy Prentiss stand an der rechten Seite des Stuhls, Bill an der linken. Beide hatten sie ihre Blicke auf Glenda Perkins gerichtet, und sie hatten sich darauf geeinigt, ihr zu helfen.
    Nur kam diese Hilfe zu spät.
    Im nächsten Moment geschah es!
    ***
    Glenda hatte zwar mitbekommen, dass ihre Freunde flüsterten.
    Aber sie hatte kein Wort verstanden. Stattdessen meldete sich Saladin zurück, und seine Stimmer vernahm sie überdeutlich. Jedes Wort sprach er akzentuiert aus.
    »Gut, Glenda, ich werde dich jetzt holen. Nach Atlantis! Ich freue mich schon auf dich. Du wirst eine der Ersten sein, die diesen neuen Kontinent zu Gesicht bekommt…«
    Neiinnnn…
    Kein Schrei. Nur ein gedanklicher Widerstand, auf den Saladin nicht einging. In seinen Adern floss das verfluchte Serum, und in denen der Frau ebenfalls.
    Plötzlich geschah es. Glendas Umgebung veränderte sich, und zwar radikal. Der vor ihr stehende Monitor verlor seine Form. Er weichte einfach auf, und das war nicht nur bei ihm der Fall, denn auch die Wand bekam plötzlich Falten. Sie schob sich zusammen.
    Sie bildete ein Ziehharmonikamuster, und von allen Seiten kam das auf Glenda zu, was sie als ihre dreidimensionale Welt ansah.
    Aber die Grenzen verloren sich.
    Es gab eine Öffnung, es gab den Sog, der an Glenda zerrte und sie innerhalb weniger Augenblicke verschwinden ließ…
    ***
    Glenda löste sich auf. Es ging nicht blitzschnell, aber es lief auch nicht normal ab. Dass beide nicht eingriffen, lag an der völligen Überraschung, weil sie dieses Phänomen so mitnahm. Hier war etwas Unwahrscheinliches geschehen. Das Unnormale war zur Normalität geworden.
    Dann war Glenda verschwunden. Sie hatte nichts hinterlassen.
    Kein Funkeln, keinen Lichtstreifen, einfach gar nichts. Glenda war nur nicht mehr zu sehen.
    Purdy Prentiss beugte sich nach vorn. Beide Hände legte sie stützend auf die Sitzlehne. »Ich pack es nicht«, flüsterte sie mit heiserer Stimme. »Verdammt, das ist mir zu hoch. Da komme ich nicht mit, ehrlich nicht. Das ist…«
    »Saladin!«, erklärte Bill mit harter Stimme. »Er und sein verfluchtes Serum. So und nicht anders musst du es dir erklären, obwohl ich leicht reden habe, denn ich selbst kann es auch nicht begreifen, da bin ich ehrlich.«
    Mit leichenblassem Gesicht ließ sich die Staatsanwältin auf dem Stuhl vor ihrem Computer nieder. Sie schaute auf das Motiv, sie konzentrierte sich, sie machte sich Gedanken, aber sie erlebte nicht das gleiche Phänomen wie Glenda Perkins. Für sie blieb alles normal.
    Bill war in den Hintergrund getreten und gab der Staatsanwältin Zeit, sich ihre Gedanken zu machen. Er ärgerte sich darüber,
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