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1386 - Die Gefangenen des Schwarzen Tods

1386 - Die Gefangenen des Schwarzen Tods

Titel: 1386 - Die Gefangenen des Schwarzen Tods
Autoren: Jason Dark
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Frau?«
    »Klar.«
    Clint Harper griff ein. Durch seine Aussage erfuhren wird, dass er alles verstanden und auch begriffen hatte. Er sprach mit leiser und stockender Stimme auf uns ein. Er wollte auf keinen Fall, dass seine Frau ihn so sah.
    »Ich bin kein Mensch mehr«, flüsterte er zum Schluss. »Ich bin nur noch ein… ein Wrack.«
    Wir stimmten nicht zu und sprachen auch nicht dagegen, aber es bauten sich natürlich Fragen auf, die ich nicht zurückhielt.
    »Wenn Sie das so sehen, Mr. Harper, dann gehe ich mal davon aus, dass Sie ein normal aussehender Mensch gewesen sind und als Fischer Ihrem Job nachgingen.«
    »Das ist richtig.«
    »Aber wie sind Sie zu dem geworden, was jetzt hier vor uns steht?«
    Er senkte sein verbranntes Gesicht. Dann deutete er ein Nicken an und flüsterte: »Es gibt einen Grund. Wir waren auf See, wir wollten fischen, doch dazu ist es nicht mehr gekommen, denn plötzlich waren die Vögel da. Wir haben es nicht glauben können, aber wir erlebten einen Überfall. Zuerst dachten wir, dass diese Wesen uns mit ihren spitzen Schnäbeln aufspießen wollten. Wir kämpfen gegen sie, wir haben uns nicht unter Deck verkrochen, aber wir waren nicht stark genug. Keiner konnte entkommen.«
    »Soll das heißen, dass man Sie verschleppt hat?«, fragte Suko.
    »Ja.«
    »Und wohin?«
    »Wir blieben nicht über dem Wasser, sondern wurden an Land gebracht. Auch nicht sehr weit weg, denn es gibt gegenüber von Holyhead an der Westküste die Standing Stones. Dort hat man uns hingeschafft.«
    In mir spürte ich plötzlich eine gewisse Spannung, und ich hatte das Gefühl, mich verhört zu haben, deshalb fragte ich sicherheitshalber noch mal nach.
    »Haben Sie Standing Stones gesagt?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Das ist ein Ding«, flüsterte Suko, der den gleichen Gedanken verfolgte wie ich. Nur sprach er ihn aus. »Standing Stones, John… kann das ein Pendant zu den Flaming Stones sein, den flammenden Steinen, der Heimat unserer atlantischen Freunde?«
    »Das sieht so aus«, murmelte ich. »Was passierte dann mit Ihnen, als man Sie dorthin gebracht hatte, Mr. Harper?«
    »Man setzte uns ab.«
    »Ist das alles?«
    »Ja, zuerst, aber die Flugdrachen bewachten uns. Und plötzlich, ohne dass wir etwas getan hätten, veränderte sich die Welt um uns herum. Etwas anderes Unheimliches erschien. Der Himmel zog sich zusammen, und es regnete Glut oder Asche auf uns nieder. Es war alles so grauenhaft. Wir sahen keinen Ausweg, wir konnten nicht entfliehen, wir schrieen, wir beteten, wir rechneten mit unserem Ende, und so ist es letztendlich auch gekommen, obwohl wir noch leben. Aber wir sind keine Menschen mehr, sondern nur noch Maschinen. Unsere Haut fiel ab. Wir existierten, aber das Feuer hatte uns zu Skeletten gemacht, und die Saurier waren jetzt unsere Reittiere. Wir wussten genau, was wir zu tun hatten. Wir kletterten auf ihre Rücken und jagten in die Lüfte…«
    »Alle?«, fragte ich. »Das muss wohl so gewesen sein.«
    »Nein, einer nicht, Mr. Harper. Oder nicht so. Es gab noch den Kapitän, und der hat es geschafft, einen Hilferuf abzusetzen. Wir fanden ihn auf dem Kutter.«
    »Richtig. Wir sind dort wieder hingeflogen, zusammen mit Edward Steele.«
    »Und er ist geblieben. Warum?«
    »Ich weiß es nicht, denn wir flogen wieder weg. Und ich weiß nicht mal, ob wir in dieser Welt geblieben sind, denn an unserem Ziel sah es anders aus.«
    »Wie denn?«
    »Düster, sehr düster. Es gab auch kein Wasser. Dafür Berge und Schluchten. Ohne Pflanzen, ohne Wälder, alles war eine Öde und wirkte verloren…«
    »Gab es kein Leben?«, wollte ich wissen.
    Clint Harper hob die Schultern. »Ich weiß nicht, was Sie unter Leben verstehen, aber dort war nicht alles still und ruhig. Leben war schon vorhanden. Nur anders, als wir es kennen.«
    »Wie denn?«
    »Jemand regierte diese andere Welt, und den haben wir auch gesehen. Er wollte uns beweisen, dass wir keine Chance mehr haben, ihm zu entkommen.«
    Natürlich machte ich mir meine Gedanken. Suko ebenfalls. Er kam mir sogar zuvor.
    »Beschreiben Sie ihn!«
    Harper bekam es noch im Nachhinein mit der Angst zu tun. Bei einem normalen Menschen hätten wir bestimmt eine Gänsehaut gesehen, das war bei ihm nicht mehr möglich, doch sehr deutlich war seine Furcht zu spüren, das erkannten wir sogar am Blick der Augen.
    »Er war groß. Sehr groß. Aber kein Mensch mehr. Vielleicht war er mal ein Riese, dessen Körper zerstört wurde, denn er ist nur noch ein Skelett, und in
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