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1374 - Zombies im Mediapark

1374 - Zombies im Mediapark

Titel: 1374 - Zombies im Mediapark
Autoren: Jason Dark
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konnte.
    Bettina Fischer schloss die Tür auf und arretierte sie, damit frische Luft in den Laden drang.
    Es war in den letzten Tagen sehr warm gewesen, und auch jetzt brachte der Schauer keine richtige Abkühlung. Er füllte die Luft nur noch mit mehr Feuchtigkeit.
    Bettina Fischer blies eine Haarsträhne aus der Stirn und trat ins Freie. Das Rauschen des Regens empfand sie wie eine Musik, und jetzt konnte sie auch über die Regenschleier lächeln.
    Drei Herzschläge später lächelte sie nicht mehr. Da stand sie plötzlich so starr wie die berühmte Salzsäule. Sie sah etwas, aber sie konnte es nicht begreifen. Es war unmöglich und überhaupt nicht realitätsnah. Sie kam sich vor wie in einem modernen Schauspiel, in dem die Grausamkeiten der Welt auf die Bühne transportiert wurden.
    Neben dem Packen Zeitungen lag ein Mensch. Besser gesagt, das, was von einem Menschen noch übrig geblieben war…
    ***
    Bettina Fischer hatte viele Bücher gelesen. Sie kannte auch den Standardsatz, dass ein Mensch durch das Entsetzen auf der Stelle festgenagelt wird. Und genau so fühlte sie sich. Dieser Anblick hatte sie mit einer Wucht getroffen, die sie nicht mehr ertragen konnte. Er war so schrecklich, und er entsprach der Wahrheit.
    Hier lag ein Mensch, der auf die grausamste Art und Weise ums Leben gekommen war.
    In der Tagesschau und ähnlichen Sendungen hatte sie die Gräuel des Krieges gesehen, sich leider aber mit fortlaufender Zeit an diese Szenarien gewöhnt.
    Hier war es anders.
    Das hier war echt.
    Das war keine Puppe, die man ihr vor die Tür gelegt und mit künstlichem Blut beschmiert hatte. Der Mensch war echt, der Mensch war tot, und die Buchhändlerin wusste nicht, was sie noch denken sollte. Ihr Kosmos war so begrenzt worden. Aus Angst wurde Panik, die sie allerdings unterdrückte, denn kein Laut drang aus ihrem Mund.
    Sie wankte nur irgendwann zurück in ihr Geschäft und stieß mit der Hüfte gegen einen Tisch. Einige der darauf liegenden Bücher gerieten ins Rutschen und fielen zu Boden. Dieses Geräusch riss Bettina aus ihrer Starre. Die Wirklichkeit hatte sie wieder, und diese sah einfach grausam aus.
    Aber sie war zumindest dazu in der Lage, nachzudenken, auch wenn sich ihre Gedanken erst noch sammeln mussten.
    Die Polizei musste her. Das stand fest. Aber nicht sofort, denn allein war sie unfähig, dort anzurufen. Sie brauchte einen Helfer, und da wusste sie schon, wem sie Bescheid sagen konnte.
    Es war Thomas Böhm, ein guter Freund und Chef des hier im Block beheimateten Literaturhauses: Er und Bettina arbeiteten gut zusammen. Im Laufe der Jahre hatte sich zwischen ihnen ein Vertrauensverhältnis aufgebaut.
    Bisher hatte kein Fremder den Toten entdeckt, worüber Bettina Fischer froh war. Die Menschen, die sie auf dem Platz sah, hasteten vorbei. Sie dachten nicht daran, ihrem Buchladen einen Blick zu gönnen.
    Die Frau zog sich tiefer in ihr Geschäft zurück. Im unmittelbaren Bereich der Kasse blieb sie stehen. Dass sie zitterte, konnte sie nicht vermeiden. Ihr war weiterhin übel. Wenn sie in den Spiegel geschaut hätte, dann hätte sie eine leichenblasse Frau gesehen.
    Ihr fiel ein, dass unter der Kasse, versteckt hinter einer Schiebetür, eine Flasche mit einer braunen Flüssigkeit stand. Andrew-Brian Bahr, ihr Bekannter aus dem Sauerland, hatte ihr diesen Kräuterlikör vor mehr als einem Jahr geschenkt. Bisher hatte sie die Flasche noch nicht geöffnet, nun dachte sie anders darüber.
    Sie holte die Flasche hervor, drehte den Verschluss auf und lauschte dem leisen Knirschen nach. Aus der Öffnung schlug ihr bereits der Geruch entgegen. Er war nicht zu definieren. Aber wenn das Zeug so schmeckte wie es roch, dann gute Nacht.
    Bettina Fischer war tapfer. Sie hob die Flasche und setzte sie an ihre Lippen. Ihre Gedanken versuchte sie auszuschalten, was auch klappte, die Geschmacksnerven blieben. Noch während sich das Zeug in ihrem Mund befand, fing sie schon an, sich zu schütteln.
    Tapfer ertrug sie auch einen zweiten Schluck, und sie merkte, dass sich etwas in ihrem Magen ausbreitete, das sie nicht näher definieren konnte, ihr aber nach einer gewissen Zeit gut tat und das eigentliche schlechte Gefühl verschwand. Das Zeug war tatsächlich mit einer bitteren Medizin zu vergleichen, und sie musste sich erneut schütteln. Auf einen weiteren Schluck verzichtete sie. In den vergangenen Sekunden war sie von der brutalen Wirklichkeit abgelenkt worden. Die kehrte mit ihren Gedanken wieder zurück, denn sie
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