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1373 - Die vergessene Sage

1373 - Die vergessene Sage

Titel: 1373 - Die vergessene Sage
Autoren: Jason Dark
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nicht mal gedacht habe. Auch dieser Traum war einfach finster und grauenvoll. Ich stand vor der Treppe, ging sie hinab, obwohl es so finster war und nur ganz entfernt Lichter schimmerten. Aber ich habe es getan, und ich habe auf der Treppe gesessen. Dann erwachte ich.« Sie hob die Schultern. »Und ich bin verdammt froh darüber gewesen.«
    »Das kann ich gut nachvollziehen. Und über die Gründe hast du sicherlich auch nachgedacht?«
    »Die liegen doch auf der Hand.« Sie deutete auf sich. »Es ist das verdammte Zeug in meinem Blut.«
    Ja, das hätte man meinen können. Bei dem ersten Vorkommnis, als sich das Zimmer hier bewegt hatte, konnte man davon ausgehen, doch die anderen rätselhaften Vorgänge waren unerklärlich für mich. Ich wollte sie nicht unbedingt in einem Zusammenhang mit ihrer Veränderung sehen.
    »Die Wirkung des verdammten Serums breitet sich aus, John, das merke ich genau. Ich werde wahrscheinlich alle Stufen durchlaufen müssen. Wer weiß, was da noch alles auf mich zukommt.«
    Es war für mich normal, dass sie an das Serum dachte, aber mir ging auch eine andere Möglichkeit durch den Kopf. Sie war noch nicht richtig entwickelt, aber es würde sich schon allmählich ein schärferes Bild herausstellen, wenn ich genauer nachdachte. Beweise hatte ich nicht. Ausschließlich Vermutungen, und mit denen hielt ich nicht lange hinter dem Berg.
    »Du hast vorhin das Bild erwähnt, das du aus dem Büro mitgenommen hast.«
    »Tut mir Leid, John, aber…«
    Ich winkte ab. »Keine Entschuldigungen bitte. Das hast du nicht nötig. Tatsache ist, dass du es mitgenommen hast.«
    »Genau.«
    »Und warum hast du es getan?«
    Auf diese sehr direkte Frage wusste sie keine Antwort. Sie schaute in mein Gesicht hinein, als könnte sie dort die Antwort ablesen. Ich war nicht in der Lage, sie ihr zu geben, und so murmelte sie vor sich hin:
    »Warum habe ich das getan?«
    Sie schien es selbst nicht zu wissen. Ich allerdings legte ihr die Worte nicht in den Mund und wollte, dass sie selbst darauf kam.
    »John, ich weiß es nicht. Es ist einfach über mich gekommen, verstehst du?«
    »Nein, nicht genau.«
    Sie hob die Schultern, strich durch ihre Haare und schnaufte dabei. »Du wirst mich vielleicht auslachen, was du auch meinetwegen kannst, doch ich bin nicht in der Lage, dir eine andere Lösung anzubieten. Es ist einfach über mich gekommen. Ich musste das Bild einfach nehmen, und es wegschaffen. Das ist es gewesen.«
    »Dann hast du es nach Hause getragen.«
    »Ja.«
    »Und weiter?«
    »Ich habe es im Schlafzimmer aufs Bett gelegt.« Nach dieser Antwort hob Glenda den Kopf. »Nein, ich habe es gar nicht nach Hause getragen, weil ich nicht mit der U-Bahn gefahren bin. Ich habe es mit in das Taxi genommen.«
    »Oh! Du hast dir einen Wagen genommen?«
    »Genau.«
    »Warum das?«
    Sie winkte ab. »Bitte, John, danach darfst du nicht fragen. Ich kann dir keine vernünftige Antwort darauf geben. Das ist an mir vorbei gelaufen. Ich habe es getan und basta.« Sie ließ sich zurückfallen. »Nicht mal, weil mir das Bild gefiel. Es zeigt nicht eben ein nettes Motiv, das einen Menschen beruhigen kann, wenn er das Bild betrachtet. Aus ihm spricht Gewalt. Die Frau auf dem Bild wurde von zwei Pfeilen durchbohrt. Sie saß da und…« Glenda wusste nicht mehr weiter und schaute an mir vorbei, während sie den Kopf schüttelte. »Das alles kann ich nicht nachvollziehen. Ich glaube daran, dass ich mich und meine Umgebung nicht mehr kontrollieren kann. Da macht eine Kraft mit mir, was sie will. Aber das kennst du ja.«
    »Du kannst dich wirklich nicht daran erinnern, warum du dir das Gemälde unter den Arm geklemmt hast?«
    »Nein, John. Es ist plötzlich über mich gekommen. Ich musste es nehmen. Das war wie ein Zwang, dem ich nichts entgegensetzen konnte. Tut mir Leid.«
    Ich verstand, nur begriff ich nicht. Doch mir war klar, dass in diesem Fall das Bild eine Rolle spielte. Glenda war sensibilisiert worden hin zu negativen Erlebnissen. Sie hatte vertraute Gesichter nicht mehr erkannt. Für sie waren sie zu Schattenwesen geworden.
    Zu Geistern oder Gespenstern. Nicht für immer, sondern nur für eine gewisse Zeitspanne.
    Ich bedauerte sie. Seit das Serum in ihrem Blut floss, war alles anders geworden. Hoffentlich hatte es nicht ihr Gehirn angegriffen.
    Die Zone, die dafür zuständig ist, dass ein Mensch bekannte Dinge erkennt und einordnet.
    Glenda stellte eine Frage, die auch mir auf dem Herzen brannte.
    »Wie geht es weiter mit mir,
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