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1373 - Die vergessene Sage

1373 - Die vergessene Sage

Titel: 1373 - Die vergessene Sage
Autoren: Jason Dark
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sorgte ich dafür, dass sich die Tür nach innen bewegte und Glenda zudem einige Schritte nach hinten wich, sodass ich Platz hatte, die Wohnung zu betreten.
    Ich war froh, dass ich die Tür hinter mir schließen konnte. Glenda stand vor mir und schaute mich an. Die Arme hatte sie sinken lassen. Wie zwei Stöcke hingen sie zu beiden Seiten ihres Körpers herab nach unten. Dass sie ein weißes lockeres Kleid trug, nahm ich nur am Rande wahr. Mich interessierten mehr ihre Augen und der Ausdruck darin.
    Er war so fremd. Allerdings nicht so, dass ich Angst um Glenda bekommen hätte. Sie sah wirklich erstaunt aus, nachdenklich und letztendlich auch ängstlich.
    Langsam hob sie den rechten Arm an und drückte die Finger gegen ihr Kinn. Dabei wanderten die Augenbrauen in die Höhe, die Stirn erhielt Falten, und jetzt spiegelte sich ihr innerer Zustand auch auf dem Gesicht wider.
    »John…?«
    Ich war erleichtert, obwohl mich die Stimme auch störte. Sie hatte so fragend gesprochen, als wäre sie sich nicht sicher, mich auch tatsächlich vor sich zu sehen.
    »Ja, das bin ich.«
    »John, ich…« Sie konnte nicht mehr reden.
    Ich ließ meinen Gefühlen freien Lauf und nahm sie in die Arme.
    Unter dem Stoff des Kleides spürte ich die Haut und auch das Zittern, das sie überfallen hatte. Ich sagte nichts und veränderte auch meine Haltung nicht. Wir blieben einfach nur stehen, denn ich wusste, dass Glenda sich wieder erholen würde.
    Aus der Wohnung hörte ich kein Geräusch. Es gab eigentlich nur uns, und ich ahnte schon, dass es eine lange Nacht werden würde.
    Glenda konnte nicht mehr allein gelassen werden. Wer konnte schon sagen, in welch einem Zustand sie sich befand?
    »Komm, lass uns ins Wohnzimmer gehen«, schlug ich vor. »Da können wir besser reden.«
    Glenda leistete keinen Widerstand. Sie war dafür und schmiegte sich an mich, als wollte sie bei mir den Halt finden, den sie unbedingt nötig hatte.
    Auch im Wohnzimmer sah alles aus wie immer. Nichts wies darauf hin, dass sich hier etwas getan hätte. Es gab keine Spuren von Gewaltanwendung. Glenda war nicht überfallen worden. Den Grund für ihren Zustand musste ich woanders suchen.
    Sie kam mir noch immer vor wie eine Schlafwandlerin, als ich sie zu einem Sessel führte und leicht niederdrückte. »Okay, Glenda, was immer auch passiert ist, die Dinge haben sich verändert. Du bist nicht mehr allein, ich bin da und werde es auch bleiben.«
    »Ja, danke.«
    »Möchtest du, dass ich dir etwas zu trinken bringe?«
    »Saft und Wasser.« Sie strich über ihre Augen, als wollte sie eine gewisse Müdigkeit vertreiben.
    Ich besorgte die Getränke und nahm das Gleiche wie Glenda, die jetzt in ihrem Sessel sitzend sehr nachdenklich wirkte. Wie jemand, der über etwas nachgrübelte, das allerdings tief in seinem Inneren versteckt ist.
    Sie trank sehr langsam und schaute mich dabei an. Obwohl es mir auch nicht leicht fiel, lächelte ich ihr aufmunternd zu, worauf sie allerdings nicht reagierte und an mir vorbeischaute.
    »Du erinnerst dich, was geschehen ist?«, fragte ich behutsam.
    »Ich denke schon.«
    »Kannst du das auch in Worte fassen und mir erklären?« Ich ging weiterhin vorsichtig zu Werke, da ich mich noch daran erinnerte, wie ungläubig sie mich bei meiner Ankunft angeschaut hatte. Als hätte sie etwas besonders Schlimmes gesehen.
    »Willst du es mir zählen?«
    Glenda trank. Dann nickte sie. »Ich bin ja froh, dass du gekommen bist, John. Was mir seit dem Feierabend passiert ist, das… das … glaubt mir kein Mensch.«
    »Bitte, berichte es, immer der Reihe nach.«
    »Das werde ich auch tun.«
    Ich hörte genau zu. Erfuhr von ihrem Traum und allem anderen, was ihr widerfahren war.
    »Ja, und dann bist du gekommen, John, und dafür bin ich dir sehr dankbar.«
    »Aber du weißt auch, dass du mich erst nicht erkannt hast?«
    Sie senkte den Kopf. »Da gibt es Löcher. Es war wie mit der Nachbarin. Auch sie habe ich nicht sofort erkannt. Erst hinterher fiel es mir ein. Wie bei dir.«
    »Was hast du denn stattdessen gesehen?«, erkundigte ich mich.
    »Das ist schwer zu sagen. Du hast eigentlich kein Gesicht mehr gehabt, John. Du bist wie ein Gespenst oder Geist gewesen. Das ist mir zuvor noch nie passiert. Ich weiß nicht, welcher Teufel mich da geritten hat, dass ich so etwas sehen musste. Dafür finde ich überhaupt keine Erklärung. So etwas kann man normalerweise nicht fassen. Das geht gegen jede Logik. Aber es ist nun mal so. Ich erlebe Dinge, an die ich früher
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