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1373 - Die vergessene Sage

1373 - Die vergessene Sage

Titel: 1373 - Die vergessene Sage
Autoren: Jason Dark
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und wenn sie sich umschaute, dann kam es ihr vor, als würde sich die Umgebung für sie neu zusammensetzen.
    Ich bin in meiner Wohnung! Ich bin in meinem Schlafzimmer! Ich erlebe keinen Traum mehr. Es gibt keine Dunkelheit mehr und keine Treppe. Mich umgibt die Realität. Die Wände sind echt, das Bett ist es ebenfalls und auch das Bild.
    Bild…?
    Ja, es lag vor ihr. Sie musste nur kurz den Blick senken, um darauf zu schauen, und wieder fing es in ihrer Erinnerung an zu brodeln.
    Das Bild gehörte ihr nicht. Sie hatte es nicht gekauft, und sie hätte sich ein Gemälde mit einem derartigen Motiv auch nicht an die Wand gehängt. Es zeigte eine Frau, die aus dem Mittelalter stammte und Teile einer Rüstung trug, wobei der Oberkörper recht frei lag.
    Er war zur Zielscheibe der beiden Pfeile geworden, die darin steckten. Ein Pfeil hatte ihren rechten Arm getroffen, der andere war in das Herz gedrungen.
    Die Frau saß. Sie stützte sich gegen eine Mauer, die Lücken aufwies. Der Hintergrund hatte durch eine unter- oder aufgehende Sonne einen rötlichen Schein erhalten, der sich wie dicke Pinselstriche am Himmel abmalte.
    Als sie das Bild so betrachtete, tauchte zum ersten Mal bei ihr die Frage auf, warum sie es überhaupt mitgenommen hatte. Sie hätte es eigentlich im Büro liegen lassen sollen, doch aus irgendeinem Grund hatte sie es mit nach Hause genommen.
    John Sinclair wusste nichts davon. Ihr wurde dies jetzt richtig klar, und sie bekam ein schlechtes Gewissen.
    Warum lag das Bild hier? Es ergab überhaupt keinen Sinn. John Sinclair hatte es in einem alten Verlies unter der Templer-Kirche in London gefunden, nachdem er dort nach etwas ganz anderem gesucht hatte. Das Gemälde hatte dann seinen Platz im Büro gefunden, und es war auch herausgefunden worden, wen die Frau darstellen sollte.
    Celine de Vichier, die Schwester des Templer-Großmeisters Renaud de Vichier. Er hatte den Orden in der Mitte des 13. Jahrhunderts für sechs Jahre geführt.
    Laut dieser Darstellung war sie gewaltsam zu Tode gekommen.
    Mehr wusste Glenda auch nicht über sie. Trotzdem schaute sie immer wieder auf das Motiv, um sich darüber klar zu werden, was es gerade für sie bedeuten konnte.
    Nichts, gar nichts. Höchstens für John Sinclair. Und jetzt stand sie davor, ohne zu wissen, wie sie an diese Stelle gekommen war. Eine Erklärung hatte sie nicht parat, aber sie wusste sehr genau, dass es eine geben musste, und wenn sie genau darüber nachdachte, dann kam ihr etwas in den Sinn, an das sie zuvor nicht gedacht hatte.
    Schlafwandeln!
    Einfach und auch logisch in ihrer Lage. Okay, das ist es gewesen, und sie hätte es mit einer Handbewegung abtun können. Das tat sie jedoch nicht.
    Noch nie zuvor war sie im Schlaf gewandelt. Sie fand keine Erklärung dafür, dass es so plötzlich und grundlos über sie gekommen war. Es musste mit dem Zeug zusammenhängen, das man ihr eingespritzt hatte. Dieser verfluchte Satan Saladin trug dafür die Verantwortung. Er hatte nicht nur ihr Fühlen völlig aus dem Gleichgewicht gebracht, sondern auch für Reaktionen gesorgt, die eigentlich nicht vorstellbar waren und jeder logischen Grundlage entbehrten.
    Sich wegbeamen können! Oft ein Traum der Menschen. Nicht für Glenda Perkins. Sie sah es mehr als einen Albtraum an. Als einen gewaltigen Druck, der sie belastete, denn es wäre anders gewesen, hätte sie es geschafft, die Kontrolle darüber zu bekommen.
    Das war nicht möglich. Es erwischte sie mitten im normalen Leben oder Dasein, immer dann, wenn sie damit nicht gerechnet hatte. Sogar im Schlaf.
    Glenda schüttelte sich, als sie daran dachte. Wieder wurde ihr kalt, und diese Kälte erinnerte sie an den Albtraum. Da hatte sie das gleiche Gefühl erwischt, und so sah sie den Traum als sehr plastisch an.
    Warum lag das Bild hier im Schlafzimmer? Glenda überlegte tatsächlich, ob sie es gewesen war, die das Gemälde hergeschafft hatte.
    Vorstellen konnte sie es sich kaum, aber es musste so gewesen sein.
    Möglicherweise erinnerte sie sich an gewisse simple Vorgänge gar nicht mehr.
    All diese Überlegungen und Gedanken zusammengenommen sorgten bei ihr für weiche Knie und die blieben auch, als sie sich umdrehte und auf die geschlossene Tür schaute.
    Glenda erinnerte sich nicht daran, die Tür geöffnet und sie wieder geschlossen zu haben. Sie hatte auch keine Erinnerung mehr, dass sie das Licht eingeschaltet hatte.
    In dieser Wohnung hatte sie sich mal vertraut und sicher gefühlt.
    Dieses Gefühl war nicht
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