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1362 - Die Rivalin

1362 - Die Rivalin

Titel: 1362 - Die Rivalin
Autoren: Jason Dark
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zögerte noch. Aber sie stemmte sich nicht dagegen. Sie war in den Bann der Dunkelhaarigen hineingeraten, die ihr noch immer wie eine märchenhafte Gestalt vorkam.
    Da stimmte die Umgebung, denn auch sie wäre die perfekte Kulisse für ein Märchen gewesen. Aus ihr war nun die Gestalt getreten wie eine Prinzessin der Nacht. Sie war auch entsprechend gekleidet.
    Ihr Kleid wirkte eher wie ein langer Umhang, die an ihren Knöcheln endete. Ein dunkler Stoff, in den silbrige Fäden hineingewebt worden waren, sodass er aussah, als hätte er Streifen des Mondlichts gefangen.
    Justine schaute auf die ihr noch immer entgegengestreckten Hände und zögerte nicht mehr. Sie musste nur einen kleinen Schritt nach vorn gehen, um die Hände zu umfassen.
    Kalt waren sie. Ungewöhnlich kalt. Keine Hände, die einem normalen Menschen gehörten, denn eine derartige Kälte hatte Justine bei diesen noch nicht erlebt.
    Sie schauderte leicht zusammen und spürte in ihrem Inneren so etwas wie eine Warnung, die ihr von der Psyche übermittelt wurde.
    Sie ging locker darüber hinweg und ließ sich von Camilla näher ziehen.
    Beide schauten sich in die Augen.
    Justine musste zwinkern. Sie hielt dem Blick der anderen Person nicht stand. Er war weder freundlich noch warm. Sie sah es mehr als eine Herausforderung an und bemerkte dabei, dass sie immer tiefer in den Bann dieser Person hineingeriet.
    Ein leichter Schwindel erfasste Justine. Er sorgte dafür, dass sie die Kontrolle über sich verlor und erst wieder richtig zu sich kam, als sie in den Armen der anderen Frau lag und deren Gesicht mit dem halb geöffneten Mund über sich sah.
    Kein Atem erreichte Justines Gesicht. Sie hätte zumindest einen Hauch davon wahrnehmen müssen. Aber da war nichts. Und wenn sie etwas spürte, lag es am Wind.
    »Du bist wunderbar, Justine. Ich mag dich. Ich liebe dich. Ich werde dich für mich behalten. Wir beide gehören zusammen. Das habe ich schon gespürt, als ich dich sah…«
    So etwas hatte Justine von einer anderen Frauen noch nie gehört.
    Ein ungewöhnliches Gefühl durchströmte sie, und sie sah es als warme Welle an. Der eigene Wille war zurückgedrängt worden. Sie überließ sich voll und ganz der anderen Person, und ihr eigenes Ich schwamm immer weiter weg.
    Sie lag in den Armen der Frau. Voll und ganz gab sie sich den Kräften der fremden Person hin, die sie gar nicht mehr als so fremd ansah. Es war der andere Teil eines Lebens, in das sie hineingerutscht war. In ein Meer fremder Gefühle, die ihr trotzdem gefielen.
    Und das Gesicht nahm ihr Blickfeld ein. Aber es gab noch etwas anderes, das sie spürte.
    Ein bestimmter Geruch kitzelte ihrer Nase. Er stammte nicht aus der Umgebung. Die alten Steine gaben ihn nicht ab, ebenfalls nicht die Pflanzen. Der Geruch besaß eine besondere Note, einen Duft, der ihr völlig neu war und seinen Ursprung einzig und allein in dieser fremden Person hatte.
    Alt, muffig. Vielleicht auch stockig…
    Das Gesicht zeigte nach wie vor das breite Lächeln. Es lullte Justine ein, ebenso wie das Glitzern der Augen.
    »Du gehörst mir, Justine, und ich sage dir, dass du mir ab jetzt immer gehören wirst…«
    Justine wollte etwas erwidern. Sie wusste nicht, was, aber sie hatte vor, gewisse Dinge zu sagen.
    Sie schaffte es nicht.
    Die letzten Worte wirkten einfach zu fremd auf sie. So hatte noch nie jemand mit ihr gesprochen. Sekunden später erlebte sie in der Praxis, was die dunkelhaarige Person damit gemeint hatte.
    Sie senkte ihr Gesicht noch tiefer, und plötzlich spürte Justine den Druck der fremden Lippen auf ihrem Mund.
    Ein Kuss!
    Das war ihr noch nie passiert. Nicht bei einer Frau. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Innerlich versteifte sie sich.
    Die Lippen der anderen ließen Justines Mund nicht los. Sie saugten sich fest, und auch das Spiel der Zungenspitze erlebte sie. Sie tanzte durch ihren Mund. Genau diese Berührungen sorgten dafür, dass Justine ihre Starre verlor und sich entspannte.
    Es war so wunderbar, sich einfach fallen zu lassen. Zwar verlor sie nicht den Kontakt zum Boden, aber sie hatte den Eindruck, dass dies mit ihr passierte.
    Sie schwebte und glitt in den Armen der Camilla dahin, als sollte sie weggetrieben werden.
    Einen Kuss wie diesen hatte sie noch nie zuvor erlebt. Er trieb sie weg aus dem normalen Leben. Er war nicht mit den Küssen zu vergleichen, die sie mit irgendwelchen Männern ausgetauscht hatte.
    Dieser Kuss war etwas Einmaliges und Besonderes. Justine musste sich
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