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134 - Die Entscheidung des Generals

134 - Die Entscheidung des Generals

Titel: 134 - Die Entscheidung des Generals
Autoren: Bernd Frenz
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betont langsam, um sicher zu gehen, dass Aiko auch jedes Wort verstand.
    »Ach so, darum geht’s.« Seine internen Routinen liefen heiß. »Nun, genau genommen steht sie mehr auf große blonde Muskelberge, die ihr das Leben gerettet haben. Ich nehme an, das ist auch der Grund, warum Sie lieber bei Ihnen als bei uns mitfahren will.«
    »Ehrlich?« Die grünen Augen in dem blau geschlagenen Gesicht begannen zu leuchten.
    »Ganz ehrlich.« Computergehirne, die logen. War das nicht kurios?
    Ihr Gespräch verstummte, als Brina nahte. Mit freundlichem Nicken nahm sie hinter Carson auf der Harley Platz. Die Brust des Muskelmannes schwoll noch einmal an. Zufrieden drehte er den Gashebel und jagte mit heulendem Motor davon, Aiko in einer Wolke aus Staub und aufgewirbelten Steinen zurücklassend.
    ***
    Waashton
    Für die barbarischen Verhältnisse, wie sie an der Oberfläche herrschten, handelte es sich beim Froozen Kamauler um eine Schenke gehobenen Standards. General Crow ordnete den Schuppen dagegen als miese Absteige ein. Aber das passte ja eigentlich ganz gut zum Grund seines Besuches.
    Angesichts des Fellmantels, den er trug, hob er sich nicht allzu sehr von dem hier verkehrenden Publikum ab: in erster Linie Jäger, Sammler und Händler, die in Waashton ihr Glück zu machen hofften.
    Crow spürte keine Furcht, als er an den roh gezimmerten Tischen vorbei ging, an denen bärtige Männer mit struppigen Haaren und glasigen Augen saßen. Er brauchte keine Leibgarde, die ihn verteidigte, er konnte auf sich selbst aufpassen. Schon immer.
    Der Driller, den er im Hosenbund trug, gab ihm Sicherheit.
    Die kratzige Perücke auf seinem Kopf und der angeklebte Schnurrbart ebenfalls. Nicht einmal die Mitarbeiter aus seinem Stab würden ihn erkennen, wenn sie ihn jetzt sehen könnten.
    Die einsame Gestalt am Holztresen drehte sich allerdings sofort zu ihm um und sah ihn herausfordernd an.
    Colonel Mountbatton.
    Oder vielmehr das Wesen, das sich für den Menschen dieses Namens ausgab. Sein wahrer Name war Crow genauso unbekannt wie seine wahre Gestalt.
    Der General stellte sich neben den Daa’muren und deutete auf eine der Flaschen die auf einem über zwei Fässer gelegten Brett standen. Er wusste nicht, was für einen Fusel er da bestellte, es war auch egal. Er würde ihn sowieso nicht trinken.
    »Nette Haarfarbe«,sagte Mountbatton, als das bezahlte Glas neben ihnen stand. »Erinnert an das Haar ihrer Tochter.«
    Für eine derartige Falschmeldung hätte Arthur Crow einen Untergebenen degradiert, denn Lynnes Haupt leuchtete Flammenrot, während diese elende Perücke aussah wie eine vertrocknete Karotte. Andererseits hatte er seine gefangene Tochter schon lange nicht mehr gesehen.
    »Wie geht es ihr?«, platzte es aus ihm heraus, obwohl er doch ganz überlegen handeln wollte. »Wenn Sie ihr auch nur ein Härchen gekrümmt haben…«
    »Falls ja, so wäre das Ihre eigene Schuld, General«, erwiderte Mountbatton scharf. »Sie haben versucht, uns zu betrügen, schon vergessen?«
    Arthur Crow fühlte ein Brennen im Gesicht, als hätte er einen Schlag erhalten. Beide Lippen fest aufeinander gepresst, verkniff er sich all das, was er diesem unverschämten Alien-Arsch mit seinem verdammten Limey-Akzent am liebsten um die Ohren gehauen hätte.
    »Das ist nun wohl abgegolten«, antwortete er stattdessen.
    »Sie werden längst wissen, dass ich Ihre Forder… Ihren Wunsch erfüllt habe.«
    Ein Anflug von Spott umspielte Mountbattons Lippen. »Ja, in der Tat. Unsere Späher haben uns von der Schlacht zwischen den so genannten Nord- und Ostmännern berichtet. Nicht dass sie je eine Chance gehabt hätten, uns am Kratersee ernsthaft zu gefährden, aber wir wissen diese Abrüstung als Geste Ihres guten Willens zu schätzen, General.« Übergangslos wurde sein Gesicht zu einer harten Maske, unnachgiebig wie Beton. »Die Bedingung wurde erfüllt. Ihre Tochter ist wieder sicher, zumindest im Augenblick. Wir melden uns, wenn wir neue… Wünsche haben.«
    Damit löste er sich vom Schanktisch und ging davon.
    Einfach so. Arthur Crow blieb zurück. Was sollte er auch sonst machen, wenn er das Leben seiner Tochter nicht gefährden wollte?
    Entgegen seiner ursprünglichen Absicht nahm er das vor ihm stehende Glas und schüttete seinen brennenden Inhalt hinunter. Der Fusel schmeckte, als ob er seine Kehle verätzen würde, aber selbst das war nichts gegen den Schmerz, den Arthur Crow in seinem Herzen fühlte.
    ***
    Tal von S’anando
    Zwei Tage ließen sie
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