Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
134 - Die Entscheidung des Generals

134 - Die Entscheidung des Generals

Titel: 134 - Die Entscheidung des Generals
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
warum hast du die anderen beiden Mörder auf dem Frekkeuscher entkommen lassen?«, fragte sie in wenig dankbarem Ton.
    »Damit sie mich zum Versteck der Schuldigen führen«, erklärte Carson. »Unterwegs habe ich sie leider aus den Augen verloren, aber als die Libellenreiter kamen, bin ich denen gefolgt und hier gelandet, genau wie ihr.«
    Aiko verkniff sich die Bemerkung, dass er einem wesentlich stichhaltigeren Hinweis gefolgt war. »Jetzt ist keine Zeit für Diskussionen«, stellte er klar. »Jeden Augenblick können andere Wachen kommen, die etwas mehr Verstand im Kopf haben.«
    »Keine Sorge, unsere Wege trenne sich schon wieder.«
    Vorsichtig bewegte sich der falsche Rev’rend rückwärts.
    Honeybutt ließ er stehen. »Wartet einfach eine Weile, bis ich meine Maschine anwerfe, dann jagen alle hinter mir her und ihr könnt in Ruhe verduften.«
    Im nächsten Augenblick verschmolz er auch schon mit der Dunkelheit. Aiko mochte ihn vielleicht noch sehen, Honeybutt konnte dagegen nur bewundern, wie leichtfüßig der massige Hüne durch die Nacht davon eilte.
    »Los, wir müssen auch weg«, forderte Brina. »Hier wird uns bald der Boden heiß.«
    Gemeinsam setzten sie sich ab.
    Auf halbem Weg zu den Gleitern machte der Weltratagent dann sein Versprechen wahr. Lautes Motorengeknatter hallte von den Berghängen wieder, worauf alle Wachen in die entsprechende Richtung liefen. Problemlos erreichten sie die Tannenschonung und ließen sich in die Sitze gleiten.
    »Und jetzt?«, fragte Honeybutt. »Zurück nach El’ay?«
    »Nein«, widersprach Aiko. »Zu unserem Lagerplatz vom Nachmittag. Ich habe einen Plan, aber dafür müssen wir in den Bergen bleiben.«
    ***
    Das goldene Rund der Sonne schwebte bereits vollständig über den Bergspitzen, als die Bellits endlich auftauchten. Die Mechicos auf ihren Rücken wirkten ein wenig müde und angegriffen von den Ausschweifungen der vergangenen Nacht.
    Brabeelenwein und Biir in Strömen, dazu noch Rauschkraut und giftiger Pilzsud; jede dieser Drogen für sich alleine genommen reichte aus, um die Stimmung anzuheizen.
    Miteinander kombiniert führten sie zu pulsierenden Halluzinationen, in denen die Ankunft des brennenden Mannes noch zu den harmlosesten Erscheinungen gehörte.
    Blair saß auf dem zweiten Bellit der Formation, hinter einem älteren Reiter, der schon langsam in die Breite ging. Das Quartett flog leicht abweichend von der gestrigen Route, aber dank Feldstecher und Netzhautimplantate ließ sich ihr tatsächlicher Weg gut voraussagen.
    Aiko und Honeybutt wählten eine parallele Strecke, um die Truppe zu überholen und einen Hinterhalt vorzubereiten. Das Gelände dazu war ihnen von der gestrigen Suche gut bekannt.
    Sie wählten eine beidseitig bewachsene tiefe Schlucht, die in ihrer Verlängerung ins Tal von S’anando führte. Um nicht vorzeitig entdeckt zu werden, verbarg sich Honeybutt hinter einem Felsvorsprung auf der Linken, während Aiko mit einem voluminösen Strauch vorlieb nahm.
    Die Stelle lag zwanzig Kilometer vom Lager der Steppenreiter entfernt, durch Gebirgsketten und intensive Vegetation abgeschirmt.
    Es war nötig, die Bellitreiter zu überraschen. Die Magnetgleiter waren nämlich in der Flughöhe eingeschränkt, während die Riesenlibellen notfalls mehrere hundert Meter hoch aufsteigen konnten.
    Obwohl sie nur eine Viertelstunde warten mussten, zogen sich die Sekunden für Honeybutt endlos in die Länge. Schweiß perlte in ihrem Nacken auf, das Warten zerrte an ihren Nerven.
    Aiko befand sich da im Vorteil. Sein Zeitgefühl war so exakt wie das eines Chronometers.
    Trotzdem sorgte er sich um den Ausgang des Überfalls. Es gab eine Reihe von denkbaren Szenarien, die er immer wieder durchspielte. Zehn, zwanzig, ja manchmal dreißig Mal die Minute.
    Dann war es so weit.
    Rasend schneller Flügelschlag erfüllte die Schlucht, wie ein feines, immer stärker anschwellendes Schnurren. Aiko legte beide Hände um den Lenkkranz und lugte zwischen grünen Blättern hervor. Die Bellits näherten sich in zehn Metern Höhe.
    Sie flogen nicht höher, um ihre Mission geheim zu halten.
    Genau das wurde ihnen zum Verhängnis.
    Der Schlagschatten des rechten Massivs durchteilte die Schlucht wie ein diagonaler Schnitt. Unterhalb davon war es kühl und dunkel, oberhalb warm und sonnig.
    Aiko ließ die Formation bis auf acht Meter herankommen, dann riss er den Gleiter in die Höhe, um den Weg zu blockieren. Honeybutt tat es ihm gleich. Ihre Bordgeschütze waren bereits
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher