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134 - Die Entscheidung des Generals

134 - Die Entscheidung des Generals

Titel: 134 - Die Entscheidung des Generals
Autoren: Bernd Frenz
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Stiefel bedeckten ihre Waden. Um die Taille trug sie einen kurzen, von flexiblem Drahtgeflecht überzogenen Lederrock. Glänzende Schnallen und Metallstücke hielten ihr sowohl ärmel- als auch nabelfreies Oberteil.
    Wer genauer hinsah, konnte erkennen, dass diese spärlich anmutende Kleidung nicht nur sehr modisch, sondern auch zweckmäßig geschneidert war. Sie bestand aus modernsten Materialen, die Schläge und Stürze dämpften. Flexible Knieschoner und Unterarmmanschetten unterstützen den Schutzfaktor.
    Trotz der zierlichen Figur war diese Frau gewohnt, sich alleine durchs Leben zu schlagen, doch derlei Feinheiten gingen dem Rev’rend im Alkoholnebel verloren.
    Völlig enthemmt, sah er nur das, was er sehen wollte. Eine süße, schokoladenbraune Versuchung, die perfekt den Raum zwischen seiner Heldenbrust und seinen Armen auszufüllen vermochte.
    »Besessene ahnen grundsätzlich nicht, dass sie von Dämonen heimgesucht werden«, erklärte er, ohne auf den harten Glanz in ihren Pupillen zu achten. Oder auf ihre Rechte, die neben der kurzläufigen Waffe in ihrem Hüftholster schwebte. »Zum Glück bin ich Experte auf dem Gebiet des Exorzismus. Ich weiß schon, wo die bösen Geister in dich eingedrungen sind. Durch deinen honigsüßen Hintern…«
    »Sie kennen meinen Spitznamen?« Eine Spur der Verblüffung kräuselte ihre dunklen Lippen. »Honeybutt?«
    Rev’rend Fates speichelverhangenes Grinsen spaltete sein Gesicht auf ganzer Breite. »Aber natürlich. Hast du mir denn nicht zugehört, mein Kind? Ich erhalte meine Befehle von einer höheren Macht, die weit über uns steht.«
    Der festen Überzeugung, dass dies zur Erklärung reichte, packte er sie mit beiden Händen und zog sie näher an sich heran. Honeybutts Sohlen verloren den Kontakt zum Boden, als sie wie eine Puppe in die Höhe gehoben wurde. An den Stellen, an denen sich die riesigen Pranken in ihr Fleisch gruben, durchfuhr sie kneifender Schmerz. Saurer, vom Alkohol geschwängerter Atem schlug ihr ins Gesicht.
    Verdammt, dieser Ärger hatte ihr gerade noch gefehlt. Vor einer Woche erst war sie aus Euree zurückgekehrt, wohin sie Mr. Hacker auf seiner Reise nach Moskau begleitet hatte. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Londoner Community befand sie sich nun auf dem Weg nach Amarillo, wo sie ihren Geliebten Aiko wusste. Die Fahrt in der unterseeischen Tunnelröhre der Hydriten hatte dabei ein Bruchteil der Zeit gekostet wie der weitere Weg durch den mittleren Westen von Meeraka.
    Jetzt bereute sie es, dass sie nicht schon von London aus einen Treffpunkt mit einem Schwebegleiter der Unsterblichen an der Küste vereinbart hatte. Da sie kein ISS-Funkgerät bei sich hatte, war dies nun nicht mehr möglich.
    Der Prediger setzte zu einem ungebetenen Kuss an.
    Rasch versetzte sie ihm zwei schallende Ohrfeigen, die sein ohnehin gerötetes Gesicht noch stärker anlaufen ließen. In der lärmenden Schänke kehrte schlagartig Stille ein. Alle Blicke richteten sich auf das ungleiche Ringen, doch niemand eilte Honeybutt zur Hilfe. Entweder aus Überraschung, oder weil sich keiner mit dem gefährlichen Rev’rend anlegen wollte.
    Völlig auf sich allein gestellt, setzte sich die Rebellin zur Wehr.
    Erbost versuchte sie Fate zur Vernunft zu bringen, doch ehe sie weitere Ohrfeigen austeilen konnte, bog er ihr schon die schmalen Handgelenke nach hinten auf den Rücken, wo er sie mit einer Hand umfassen konnte.
    Betrunken oder nicht, Rev’rend Fate spielte seine körperliche Überlegenheit voll aus. Er agierte viel zu schnell, als dass Honeybutt nach ihrem Driller greifen konnte. Ihm das Knie zwischen die Beine zu rammen klappte ebenso wenig, denn der Prediger presste sie mit seinem ganzen Gewicht gegen die Theke.
    »Sie gebärdet sich eine Furie!«, rief er der gaffenden Menge zu. »Klarer Fall von Besessenheit. Aber keine Sorge, ich werde ihr die Dämonen schon austreiben.«
    Seine Lippen senkten sich herab. Diesmal schien ein Kuss unvermeidlich. Honeybutt bleckte die Zähne, um kräftig zuzubeißen, doch auf halbem Weg zu ihrem Gesicht stieß ihr Peiniger ein überraschtes Keuchen aus.
    Schlagartig löste sich der Griff um ihre Hände. Seine Arme flogen empor, er knickte in den Knien ein.
    Irgendjemand hatte ihm einen so heftigen Tritt in die rechte Kniekehle versetzt, dass er die Balance verlor. Polternd schlug er auf den mit Sägemehl bestreuten Boden und starrte ungläubig in die Höhe. Hinauf zu dem Mann, der ihn so überraschend attackiert hatte.
    Es
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