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134 - Die Entscheidung des Generals

134 - Die Entscheidung des Generals

Titel: 134 - Die Entscheidung des Generals
Autoren: Bernd Frenz
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– das waren nur einige der Tugenden, die aus den Mutanten ultimative Soldaten machten.
    Zehn Stufen führten zu dem Podest hinauf. Captain Tenger nahm sie mit kräftigen Schritten, um weithin sichtbar Elan und Zuversicht zu versprühen.
    Oben wartete bereits Lieutenant Malan. Seine Stellvertreterin wirkte aufgeregt und auch ein wenig ungeduldig. Ein roter Schimmer überzog ihre von Natur aus bleichen Wangen. Ihre Freude über die Aufgabe von Neu-Baltimore übertraf bei weitem die von Tenger. Sie wollte einfach nur heim nach Washington, zurück zu ihren Freunden und der Familie.
    Wahrscheinlich brennt sie darauf, endlich einen neuen Kerl zwischen die Beine zu kriegen, dachte er boshaft, denn nachdem Malan nacheinander mit Wagner, Otis und ihm Schluss gemacht hatte, sah es für sie mit attraktiven Partnern schlecht aus.
    Die übrigen Offiziere standen bei den jeweiligen Truppenkontingenten, die sie betreuten. Neben Wagner und Otis noch Lloyd Brennegan und Teri Garner, die seit Jahren eine innige Liebesbeziehung unterhielten. Sechs Offiziere für ein beinahe zehntausend Krieger zählendes Heer, mehr gestand ihnen General Crow nicht zu.
    Die restliche Besatzung war schon zwei Wochen zuvor Richtung Washington aufgebrochen. Tenger wusste nicht, ob er sie deshalb beneiden sollte oder nicht.
    Sein Herzschlag beschleunigte, als er an den Rand des Podestes trat und über die versammelte Streitmacht hinweg sah. Flankiert von berittenen Yakk-Schwadronen reihten sich die Fußtruppen auf. Männer, Frauen und Halbwüchsige, jeder Ostmann, der eine Waffe halten konnte, wurde hier aufgeboten.
    Fünf Mal hatte die Flotte das Meer überquert, um alle hierher zu transportieren.
    Die Spuren des wochenlangen Biwaks waren unübersehbar.
    Die Gegend wirkte wie kahl rasiert. Sämtliche Bäume und Sträucher in Sichtweite waren gefällt worden, um Hütten zu bauen oder Lagerfeuer zu entzünden. Nur noch abgeholzte Stümpfe ragten aus dem kahlen Sandboden. Gras wuchs erst recht nicht mehr, das war den hungrigen Yakks zum Opfer gefallen.
    Höchste Zeit für den Aufbruch. So oder so.
    »Es gibt kein Zurück mehr!« Dank eines Funkmikrofons am Jackenaufschlag trug Tengers Stimme weit über die Menge hinaus. »Deshalb verbrennen wir die Schiffe! Dieses Feuer ist ein Fanal, damit jeder von uns weiß, dass es von nun an nur noch einen Weg gibt – den nach vorne, dem Feind entgegen!«
    Tausende von verunstalteten Kreaturen blickten erwartungsvoll zu ihm auf.
    Jede Einzelne der Ostmänner war darauf konditioniert, mit Freuden für seine Götter zu sterben. Dessen ungeachtet, lebten sie aber genauso gerne wie jeder andere Mensch auch. Nur mit dem Unterschied, das es für sie nichts Schöneres gab, als fremde Völker zu überfallen, zu vernichten und zu plündern.
    Diesen eingepflanzten Trieb galt es zu unterstützen.
    »Vor uns liegt reiche Beute«, eröffnete Tenger der Menge.
    »Ein Land, so reich an Schätzen, dass selbst unseren Göttern danach gelüstet. Ihnen zu Ehren sollt ihr den Feind zerschmettern, bis er blutend am Boden liegt. Das wird viele Opfer kosten, doch kein Blut soll umsonst vergossen sein. Wer von uns stirbt, wird Seite an Seite mit den Göttern über die ewige Steppe herrschen, und jene, die überleben, werden schon im Diesseits ein Leben in Überfluss führen!«
    Um ihre kriegerischen Instinkte anzustacheln, malte er ihnen in den schillerndsten Farben aus, welche Paläste es zu erobern gab. Er versprach den Ostmännern eine goldene Pagode, zehnmal größer und schöner als die, die sie in Neu-Baltimore zurückließen. Er erzählte, wie schön die Sklaven waren, die ihnen in Zukunft dienen würden, und dass mehr Wein, Vieh und Land auf sie wartete, als sie in diesem Leben verbrauchen konnten.
    Seine flammende Rede erzielte die gewünschte Wirkung.
    Voller Begeisterung begannen die Krieger mit den Füßen zu stampfen und ihre Waffen aneinander zu schlagen. Captain Tenger kam rasch zum Ende, bevor sich die Bande noch gegenseitig an die Gurgel ging.
    Die aufgeputschten Gefühle nutzend, befahl er den Aufbruch.
    Minuten später marschierte der Tross, eine dicke Staubfahne hinter sich her ziehend, Richtung Süden. Yakk-Einheiten ritten voran, um die Marschierenden nach allen Seiten hin abzusichern. Die erfahrenen Reiter waren ohnehin schon weit voraus, auf Spähtrupp, um den Feind auszukundschaften.
    Tenger, Malan und Bugaluu ritten ein Stück abseits der Marschkolonne, um keinen Staub einzuatmen. Die Rauchsäulen am Strand wurden
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