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134 - Die Entscheidung des Generals

134 - Die Entscheidung des Generals

Titel: 134 - Die Entscheidung des Generals
Autoren: Bernd Frenz
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handelte sich um einen Jello. Einen Asiaten mit schmal zulaufenden Augen, der dem Rev’rend gerade bis zum Brustbein reichte. »Finger weg von meiner Freundin«, verlangte er, beide Hände zu Fäusten geballt. »Oder es gibt Ärger mit Aiko Tsuyoshi – Antichrist, Cyborg und teuflisch schlecht gelaunt!«
    In Honeybutt stritten grenzenlose Verblüffung und überschäumende Freude miteinander.
    Aiko! Er musste von der Allianz informiert worden sein, dass sie auf dem Weg, nach Amarillo war, und nach ihr gesucht haben! Es grenzte an ein Wunder, dass er sie hier, mitten im Niemandsland, gefunden hatte.
    Auch der Rev’rend war verblüfft, aber seine Überraschung schlug rasch in Zorn um. »Du wagst es, meinen Herrn zu verspotten?«
    »Allerdings. Und dich noch obendrein.« Mit einem eindeutigen Wink forderte Aiko den Rev’rend auf, sich zum Kampf zu stellen. Es war ein kurzes Zucken mit den aneinander gepressten Fingern der linken Hand. Eine Geste, die er einem alten Bruce-Lee-Film abgeschaut hatte.
    »Lass doch den Idioten.« Honeybutt schob sich zwischen die beiden. Überglücklich, ihren Freund wieder zu sehen, wollte sie einen Kampf vermeiden, in dem er womöglich noch verletzt werden würde. »Das ist doch nur ein betrunkener Aufschneider, der mit seinen Gruselgeschichten angeben will.«
    Ihre Worte trafen den Rev’rend härter als Aikos Fußtritt. Ein Ausdruck tiefster Kränkung trat in sein Gesicht. Sichtlich angesäuert, kam er in die Höhe.
    »Hältst du mich für einen Lügner?« Sein Gesicht glühte rot.
    »Glaubst du etwa, ich kann nicht richtig kämpfen? Na gut, ich beweise dir gerne das Gegenteil!«
    Drohend ließ er seine geballten Pranken in Höhe des Gesichtes kreisen. Er griff nicht nach seinen Pistolen, sondern suchte den Faustkampf. Das entsprach wohl seinem Begriff von Ehre.
    Schon den ganzen Abend lang hatte er versucht, Honeybutt mit seiner Stärke zu beeindrucken. Angesichts der primitiven Kultur, der er entstammte, und des harten Lebens, das er führte, war das seine unbeholfene Art, Zuneigung auszudrücken.
    Indem er nun ihren Gefährten zusammenschlug, hoffte er ihr Herz zu gewinnen. Bizarr, aber vollkommen alltäglich in dieser barbarischen Zeit, fünfhundert Jahre nach dem Kometeneinschlag.
    »Das ist es nicht wert«, drängte Honeybutt flüsternd. »Lass uns gehen!«
    Aiko reagierte nicht auf ihre Worte, sondern nahm die Herausforderung mit einem spöttischen Lächeln an.
    »Was ist los, kleines Schlitzauge?«, provozierte Rev’rend Fate im Gegenzug. »Versteckst du dich jetzt hinter Weiberröcken?«
    Mit einer lässig anmutenden Geste schob Aiko seine Freundin zur Seite.
    Sobald Honeybutt nicht mehr im Weg stand, wuchtete Rev’rend Fate die Rechte nach vorn. Es war ein mörderischer Schwinger, in dem genügend Kraft steckte, um eine Tischplatte zu zerschmettern, doch Aiko stoppte ihn mit der bloßen Hand.
    Mühelos fing er den Schlag ab. Einfach so, als ob er nach einer lästigen Flegge greifen würde.
    Der Rev’rend jaulte, als hätte er gegen massiven Granit geschlagen. Sein Schrei verstärkte sich noch, als Aiko begann, die Faust in seiner Hand zusammen zu pressen.
    Fast wahnsinnig vor Schmerz, fiel Fate auf die Knie und wand sich wie ein Fisch an der Angel. Sein Versuch, Aikos Finger, die ihn wie ein zugeschnapptes Fangeisen umklammerten, mit der freien Hand zu lösen, mutete geradezu hilflos an.
    Ein Raunen ging durch die Schänke, denn die mühelose Art, mit der Aiko den körperlich überlegenen Hünen kontrollierte, besaß etwas Unwirkliches. Niemand konnte sich erklären, woher sein schmächtiger Körper die dazu nötige Kraft nahm.
    Nur ein paar Alteingesessene, die etwas von den Unsterblichen aus Amarillo flüsterten, ahnten wohl, welch stählerne Kraft in seinen normal aussehenden Armen steckte.
    Die Fingerknöchel des Rev’rends begannen verdächtig zu knacken. Nicht mehr lange, und seine Faust würde zu Mus zerquetscht.
    »Elender Swampa!«, keuchte er und versuchte nun doch, an die Waffengurte zu langen.
    Aiko kam ihm zuvor. Zwei Mal schlug er mit der Rechten zu. Hart. Kurz hintereinander.
    Das Gesicht des Rev’rends verformte sich, als Jochbein und Nase brachen. Blutüberströmt sackte er gegen die Holztheke und blieb in unnatürlich verdrehter Stellung liegen. Röchelnd atmete er ein und aus. Beide Nasenlöcher produzierten rote Blutblasen. Er lebte noch, doch er war viel zu groggy, um sich zur Seite zu wälzen.
    Aiko beugte sich herab und zog Fates Hemdausschnitt
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