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134 - Die Entscheidung des Generals

134 - Die Entscheidung des Generals

Titel: 134 - Die Entscheidung des Generals
Autoren: Bernd Frenz
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sich geräuschlos zu bewegen. Immer wieder legten sie Pausen ein, um in die Nacht hinein zu lauschen, hörten aber keine anderen verdächtigen Geräusche.
    Auf diese Weise kamen sie natürlich nur langsam voran. Es war schon kurz vor Mitternacht, als sie endlich eine Höhe erreichten, von der aus sie zu dem gegenüberliegenden Plateau blicken konnten.
    Die Menge der dort versammelten Steppenreiter verschlug ihnen glatt den Atem. Aiko schätzte sie auf fast zweitausend, denn sie bevölkerten nicht nur den großen Platz rund um das Observatorium, sondern auch den alten Zufahrtsweg und die Berghänge. Die meisten drängten sich um den brennenden Mann, der nur noch ein schwaches Glühen verströmte. Dafür gab es zahllose in den Boden gerammte Fackeln, in deren Schein getrunken, gegessen, gefeiert und getanzt wurde.
    Frauen und Kinder befanden sich mit im Lager.
    Entsprechend gab es viele Paare, die sich in die Büsche oder an andere abgeschiedene Plätze zurückzogen, um sich ihren Trieben hinzugeben. Einige kopulierten sogar völlig ungehemmt auf abgeräumten Speisetischen.
    Blair befand sich auf einer den Clan-Führern und Ehrengästen vorbehaltenen Tribüne. Ein wenig abseits saß sie da und verfolgte desinteressiert das allgemeine Treiben. Ihre Kapuze lag zurückgeschlagen im Nacken, denn in der Nacht war ihre lichtempfindliche Haut nicht gefährdet.
    Brina und Honeybutt bedienten sich eines Feldstechers aus der Bordkiste, Aiko setzte seine Fernsicht ein. Als er Blairs Gesicht heran zoomte, konnte er die Traurigkeit in ihren Augen sehen. Völlig in sich gekehrt, starrte sie vor sich hin. Vielleicht in Träumen über ein Leben in Sub’Sisco versunken, oder an einem anderen Ort, wo sie als menschliches Wesen respektiert wurde.
    »Die Mechicos!«, rief Brina leise. »Also doch.«
    Triumphierend wies sie auf vier Gestalten.
    Allein diese Entdeckung wog all ihre Mühen wieder auf. In Aikos Kopf wuchs bereits ein Plan heran, wie sich diese Erkenntnis zu ihrem Vorteil nutzen ließ, doch ehe er die Chance bekam, ein Wort darüber zu verlieren, wurden Stimmen laut.
    »Der ist doch längst weg«, sagte eine Stimme, die noch überraschend jung klang. »So blöde ist doch keiner, dass er uns so nahe auf den Pelz rückt. Nicht nachdem er einen unserer Brüder erschossen hat.«
    »Aber ich habe seinen Feuerstuhl selbst gehört«, hielt eine andere, wesentlich dunklere dagegen. »Er kann also nicht weit entfernt gewesen sein.«
    Aiko stellten sich die Nackenhaare auf – eine Subroutine, auf die er gerne verzichtet hätte. Die beiden Kerle kamen doch tatsächlich direkt auf sie zu! Er wandte sich seinen Begleiterinnen zu und wedelte mit der Hand. Rasch, höher hinauf, deutete er ihnen damit an.
    So leise wie möglich zogen sie sich zurück.
    »Und wenn schon«, ereiferte sich der erste Steppenreiter.
    »Was kann ein Mann allein schon ausrichten?«
    »Es heißt, er wäre ein Rev’rend. Das sind ziemliche harte Burschen.«
    Bevor es deshalb zu einem Streit kommen konnte, knackte ein Ast. Sofort blieben die beiden stehen. »Still! Was war das?«
    Aiko hielt sofort inne.
    Sein rechter Fuß, auf dem sein ganzes Gewicht lastete, steckte mitten im Laub. Leise raschelnd rutschte er in die Tiefe.
    Verzweifelt drehte er den Restlichtverstärker auf, bis er eine Baumwurzel in Greifweite entdeckte.
    Er packte zu, um sich zu halten.
    »Ach was, du hörst schon die Fleggen husten!« Die beiden Barbaren kicherten, als ob sie den Witz des Jahrtausends gerissen hätten. Dem leichten Lallen nach zu urteilen waren sie angetrunken.
    »Feuerfurz noch mal, von hier aus hat man einen wirklich guten Blick auf das Fest.«
    Verdammt, die beiden Idioten wollten es sich doch wohl nicht bequem machen? Aiko sicherte seinen Halt und entspannte ein wenig, nur für den Fall, dass er die Steppenreiter gleich mit bloßen Händen ausschalten musste. Wenigstens konnte er jetzt ihre Umrisse als Wärmeabbilder sehen. Guter alter Thermomodus.
    »Na toll. Alle feiern, nur wir dürfen wieder Wache schieben. Voll ungerecht. Dabei wüsste ich auch eine, die ich bespringen könnte.«
    »Ja? Wen denn? Deine Mutter?«
    »Nein, deine!«
    Lautes Klatschen hallte durch den Wald, weil sich die beiden Superwächter gegenseitig auf den Oberarm schlugen.
    Anscheinend waren es noch halbe Kinder, obwohl zumindest einer den Stimmbruch schon hinter sich hatte.
    »Schau dir die Bluthexe an«, nahm der Jüngere das Gespräch wieder auf. »Sitzt mal wieder dumm daneben, während die
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