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133 - Die Höllenmühle

133 - Die Höllenmühle

Titel: 133 - Die Höllenmühle
Autoren: Larry Brent
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gewesen
als sein Tod. Er war in dreißig Jahren langsam gestorben. Als Laasen und Brent
in das Gesicht des Schlafenden blickten, wurde ihnen klar, daß es das Antlitz
eines unschuldigen Kindes war, das zwischen Gut und Böse nicht unterscheiden
konnte, das, ohne zu begreifen, daß es noch lebte, vor sich hinvegetierte.
Dreißig Jahre Aufenthalt in diesem dumpfen, muffigen Kellerraum hatten den Geist
Robert de Boers schrumpfen lassen zu einem namenlosen Geschöpf, das selbst die
menschliche Sprache verlernt hatte und sich nicht mehr äußern konnte.
    »Er war gefährdet. Nur hier hinter dem
Schutzwall konnte ich ihn in Sicherheit wiegen, während die Kräfte sich
außerhalb mehr und mehr formierten, während sie erstarkten, um heute nacht ein
letztes Mal zuzuschlagen oder die entscheidende Niederlage einzustecken«, fuhr
Jan de Boer unbeirrt fort. »Mein Sohn Robert mag ein unvergleichlich schweres
Schicksal erlebt haben. Er ist nur noch ein Schatten seiner selbst, ein Kind,
das nicht weiß, was es tut, das mir jedoch aufs Wort gehorcht. Seinen Leib
konnte ich nicht retten. Aber seine unsterbliche Seele. Die konnte ich der
ewigen Vernichtung in Satans Höllenreich entreißen. Das heißt - heute nacht
wird sich zeigen, ob ich wirklich den Sieg davongetragen habe .«
    »Warum ausgerechnet heute nacht, de Boer ?« fragte Kommissar Laasen rauh.
    »In dieser Nacht jährte sich zum dreißigsten
Mal, daß sie, die mich zu hintergehen beabsichtigte, den Kontakt mit Satan
schloß .«
     
    *
     
    Jan de Boer war zugänglich für Fragen und
Antworten. Berger war in Robert de Boers Hände gefallen, und er gab zu, ihn mit
Whisky volltrunken gemacht zu haben, um hier auf der Mühle während der
entscheidenden Stunden vor der Abrechnung sich ungezwungen und unbeobachtet
bewegen zu können.
    Für den Tag nach der Abrechnung hatte er
bereits geplant, die Mühle wieder in Gang zu bringen und gemeinsam mit Robert
das Leben dort fortzuführen, wo es vor dreißig Jahren endete. Zu diesem Zweck
hatte er sich den Generator beschafft, um die Mühle mit elektrischer Kraft
wieder in Betrieb nehmen zu können, weil ihm eine Reparatur des gesamten
Gebäudes und der Windmühlenflügel doch zu kostspielig und aufwendig erschien.
    Mit dem Mord an Lars Laasens Mitarbeiter
behauptete er nichts zu tun zu haben. »In der vergangenen Nacht streifte der
Leibhaftige durch die Mühle. Wahrscheinlich hat er den Mann getötet«,
antwortete de Boer dumpf.
    So phantastisch sich dies alles anhörte, es
paßte doch in das Bild, das auch Kommissar Laasen von dem unheimlichen Fall
gewonnen hatte. Schließlich hatte auch er den Teufel mit der Kutsche gesehen.
    Gemeinsam mit Jan de Boer verließen sie die
Kellerkapelle. Dies war nur möglich durch die Falltür, die de Boer sich
geschaffen hatte. An der Seite stand eine Leiter, die er anlehnte, um nach oben
zu steigen. Laasen und Brent folgten nach. Außerhalb des Schachtes stand noch
immer abwartend und irritiert Hans Clausen.
    Der alte de Boer ging in die Hocke, verstaute
die angelehnte Leiter wieder seitlich in die dunkle Nische und ganz
automatisch, ohne daß er Hand anlegte, schloß sich die steinerne Platte.
    Wortlos kehrten die Männer in das alte,
baufällige Wohnhaus zurück. In der Parterrewohnung wurde Clausen aufgefordert
zu warten, während de Boer Kommissar Laasen und Larry Brent jenen Raum zeigte,
wo vor dreißig Jahren das grausige Schauspiel abgerollt war.
    Es war das Zimmer der zweiten Frau des
Müllers. Es war seit jener Zeit unverändert. Die alten, verstaubten Möbel
standen noch darin, vergilbte Bücher, alte, von Mäusen angenagte
Zeitungsschnipsel lagen verstreut auf dem Boden und der Zahn der Zeit nagte an
dem Fenster, wo sich die Frau in jener Nacht auf gehängt hatte.
    Aber diesem Ereignis war der Kontrakt mit dem
Herrn der Finsternis vorausgegangen. Unter vier Augen spielte sich die
unheimliche Begegnung mit der Hölle ab. Noch jetzt haftete diesem Zimmer etwas
Bedrückendes, Beklemmendes an, als macht sich das Böse, das lauernd in den
Mauerritzen hockte, beinahe körperlich bemerkbar.
    Mitten auf dem Tisch, mit vier dicken,
rostigen Nägeln an die Tischplatte geheftet, lag ein vergilbter Kontrakt, der
mit einer seltsam rötlich-braunen Tinte geschrieben war.
    »Sie hat den Kontrakt vor ihrem Tod mit Blut
geschrieben«, murmelte Jan de Boer. Seine Stimme zitterte vor Erregung bei der
Erinnerung an diese Dinge. »Sie vermachte dem Teufel ihre Seele und versprach
ihm gleichzeitig auch
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