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1328 - Die Lust und der Tod

1328 - Die Lust und der Tod

Titel: 1328 - Die Lust und der Tod
Autoren: Jason Dark
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versuchte verzweifelt, ihn endlich anzuheben, doch auch das gelang ihm nicht so recht. Der Arm war plötzlich zu schwer geworden. Tief stöhnte er nun doch auf und musste dann einsehen, dass er nicht in der Lage war, das Messer zu halten. Da machten seine Finger nicht mehr mit.
    Ich hörte ein helles Geräusch, als das Messer auf den Boden schlug. Erst jetzt entspannte ich mich etwas, blieb aber trotzdem noch wachsam, als ich mich ihm näherte.
    Seine scharfen Atemstöße schwangen mir entgegen. Das Gesicht war schweißnass. Er bewegte zuckend die Augen. Seine Lippen standen offen, und auf dem kleinen Schild las ich trotz der schlechten Sichtverhältnisse seinen Namen.
    »Ihr Pech, Jerry.«
    »Halts Maul.«
    Mir war es egal, was er sagte. Ich hatte ihn besiegt und wollte ihn aus dem Weg schaffen.
    »Es ist besser, wenn wir hier draußen verschwinden. Diese Hitze hält kein Mensch aus. Können Sie laufen?«
    Er schaute mich an, als hätte ich etwas Schlimmes von ihm verlangt. Er hatte seinen linken Arm vor seinen Körper geschoben und hielt die Hand auf die Wunde gepresst.
    Als ich sah, dass er auf meine Beretta schielte, schüttelte ich den Kopf. »Das war einmal.«
    Er ging einfach weg. Ich hob das Messer auf und folgte der leicht schwankenden Gestalt, die sich auf die Treppe zubewegte, die erste Stufe jedoch noch nicht ging, sondern sich an der Mauer abstützte.
    Ich muss schon zugeben, dass er ein verdammt harter Knochen war. Nicht jeder hätte den Einschlag der Kugel so weggesteckt wie er. Wahrscheinlich hatte er den Job als Wächter nicht immer durchgeführt.
    Er wollte sich von mir auch jetzt nicht helfen lassen. Allein und mit schweren Bewegungen stieg er die Treppe hoch. Die Tür am Ende stand offen. So brauchte ich mir keine Gedanken mehr zu machen, wie ich in das Museum hineinkam.
    Allerdings musste ich zwei Mal gegen Fords Rücken drücken, sonst wäre er mir entgegengekippt. So stark war er nun doch nicht.
    In der Halle war es tatsächlich kühler.
    Jerry Ford bewegte sich vom Eingang weg nach links hin zu einem Ziel, das für ihn wichtig war, ein kleiner Raum, eine Portiersloge. Er schob mit der gesunden Schulter die Tür auf. Ich stoppte die Tür ab, damit sie hinter ihm nicht zufiel.
    Schwer ließ er sich auf den Stuhl an seinem Arbeitsplatz fallen.
    Sein Kopf bewegte sich schwankend, und mit dem Stuhl fuhr er ein Stück zurück.
    In dieser Loge war es hell. Die Monitore blieben blass. Die Kameras waren nicht eingeschaltet, doch dafür interessierte ich mich nicht. Der Mann war wichtiger, dem es nicht besonders gut ging, sondern immer schlechter. Er wollte es nicht zeigen, aber ich sah es trotzdem, denn seine Gesichtshaut wurde immer blasser.
    Ich befand mich in einer Zwickmühle. Sollte ich einen Arzt holen? Ich machte mir Sorgen um meine Freundin Jane Collins. Wer sich mit derartigen Aufpassern umgab, der hatte etwas zu verbergen.
    Ich schaute mir den Mann genau an. Seine Verletzung war nicht lebensgefährlich. Die Kugel konnte auch noch eine oder zwei Stunden später entfernt werden.
    »Warum?«, fragte ich. »Warum wollten Sie mich töten, Jerry?«
    »Er hat es befohlen. Aber er hat mich reingelegt. Er hat nichts davon gesagt, dass Sie bewaffnet sind.«
    »Wer ist er?«
    »Gerard Duval!«, flüsterte Ford mir zu.
    »Kenne ich nicht.«
    »Der Künstler.«
    »Welcher?«
    »Er hat das Kunstwerk erschaffen. Nein, kein Bild. Eine Plastik. Die sieben Hexen. Die Lust und der Tod, verstehen Sie? Es ist ein besonderes Kunstwerk. Es ist großartig, aber es macht mir zugleich auch Angst. Es ist nicht tot, das habe ich gespürt.«
    »Wo finde ich es?«
    Jerry Ford glotzte mich starr an. »Oben. Erste Etage. In der Ausstellung. Linke Treppe…« Er keuchte und verdrehte die Augen.
    »Verdammt noch mal…«
    »Was ist mit Ihnen?«
    »Der… der … Kreislauf …« Jetzt hatte er Mühe, zu sprechen.
    »Ich glaube, ich schaffe es nicht mehr. Ich… der Schwindel und …«
    Jerry Ford konnte nicht mehr sprechen.
    Es hatte ihn praktisch umgehauen. Tot war er nicht, nur bewusstlos, und in diesem Zustand konnte er bleiben, denn ich musste mich jetzt um andere Dinge kümmern.
    Das Museum war nicht leer, auch wenn es in diesem Bereich den Anschein hatte. Ich wusste, dass sich Jane Collins hier irgendwo aufhielt, und ich wollte sehen, wo sie war, aber ich wollte mir nicht die Zeit nehmen und alle Räume durchsuchen. Es gab da eine andere Möglichkeit.
    Vor mir sah ich die Bildschirme. Sie standen nebeneinander und
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