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1328 - Die Lust und der Tod

1328 - Die Lust und der Tod

Titel: 1328 - Die Lust und der Tod
Autoren: Jason Dark
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bildeten einen leichten Halbkreis. Noch zeigten sie nichts. Das allerdings änderte sich, als ich die Überwachungsanlage einschaltete. Jeder Schirm war mit einer Kamera verbunden. Sie gaben die Bilder wieder.
    Ich schaute von links nach rechts und hatte natürlich nicht das Glück eines Filmhelden, der etwas entdeckte, daraus die richtigen Schlüsse zog und loslegte.
    Ich sah zwar etwas, aber es erregte in mir keinen Verdacht. Die Kamera war so aufgebaut, dass ihr Auge den Ausstellungsraum diagonal überblickte. Dabei interessierten weniger die Bilder und Grafiken als der Raum an sich.
    Und der war leer.
    Der zweite ebenfalls.
    Blieb nur noch der dritte Monitor. Ich hoffte, Jane Collins zu sehen, leider wurde ich enttäuscht. Auch auf diesem Bildschirm bewegte sich nichts. Und trotzdem war die Szene interessanter als die beiden, die ich zuvor gesehen hatte.
    Es ging um das Kunstwerk in der Mitte. Jerry Ford hatte mir von sieben Frauen oder Hexen berichtet, die für das Kunstwerk gebraucht wurden.
    Und das war es.
    Der Totenkopf, der tatsächlich aus nackten Frauenleibern bestand und direkt im Visier der Kamera stand, weil er das wichtigste Kunstwerk in diesem Raum war.
    Für mich war es durchaus vorstellbar, dass auch Jane Collins den Weg dorthin gefunden hatte. Nur war von ihr leider nichts zu sehen, sodass ich das Schlimmste annehmen musste. Dass sie sich in einem der anderen Räume aufhielt, konnte ich mir nicht vorstellen.
    Ich war vielmehr davon überzeugt, dass sie die geheimnisvolle Bea gefunden hatte, die ich erst noch suchen musste.
    Etwa eine Minute lang schaute ich auf den Monitor. Es gab keine Veränderung. Es hatte auch keinen Sinn, wenn ich noch länger hier sitzen blieb. Ich musste los und mich selbst überzeugen. Den Weg hatte mir Jerry Ford ja erklärt.
    Bevor ich ging, kümmerte ich mich um ihn. Er sah nicht gut aus, aber er würde auch nicht sterben. In seinem bleichen Gesicht perlte der Schweiß. Er verlor kein Blut mehr. Die Kugel hatte keine Arterie verletzt. Glück im Unglück.
    Schleichend verließ ich die Kabine. Und ich schlich auch durch die größere Halle auf die linke Treppe zu, die sich wie ein breites Band nach oben zog.
    Der letzte Blick von der Treppe nach unten. Nein, in der Halle bewegte sich nichts.
    Vor der Tür hielt ich an. Daneben stand ein Hocker. Ich öffnete die helle Tür, die relativ leicht nach innen schwang.
    Es war düster, aber nicht dunkel. Die Notbeleuchtungen glühten wie geheimnisvolle Inseln in einem Schattenreich.
    Nach den ersten Schritten hatte ich mich bereits auf die fremdartige Szenerie eingestellt. Ich sah die Bilder an den Wänden, aber die Motive waren nicht zu erkennen. So wirkten sie auf mich wie rätselhafte Fremdkörper in einem traumatischen Umfeld.
    Für mich war allein die Plastik interessant, die auch auf dem Bildschirm schon recht groß ausgesehen hatte. Ich rechnete damit, dass sie auch in Natur nicht kleiner war, und bewegte mich Schritt für Schritt in die Mitte des Raumes hinein.
    Ja, da war sie!
    Die Plastik, das Kunstwerk. Der Totenschädel aus nackten Frauenkörpern. Das war einmalig. Das war auch verrückt, und bereits jetzt rieselte es mir kühl den Rücken hinab.
    Wer so etwas erschaffte, der war für mich ein Meister seines Fachs. Der konnte etwas, und ich scheute mich nicht, ihn als genial zu bezeichnen. Obwohl ich den Künstler persönlich nicht kannte und wir sicherlich auch auf verschiedenen Seiten standen, zollte ich ihm eine gewisse Achtung.
    Aber ich wusste zugleich, dass Genie und Wahnsinn oftmals recht dicht beieinander liegen. Ich rechnete damit, dass es auch hier der Fall war. Ein genialer Wahnsinniger hatte dieses Werk erschaffen. Einer, der sich möglicherweise mit den dunklen Mächten verbündet hatte.
    Ich hätte mich auch ohne zusätzliches Licht zurechtfinden können. Das wollte ich nicht. Wozu trug ich meine kleine Lampe stets bei mir, und die zog ich hervor.
    Ich leuchtete nach vorn. So klein die Lampe auch war so stark war der Strahl, und er erfasste das Werk zwar nicht völlig, aber der Zufall wollte es, dass ich genau in die Mundhöhle unter den nackten Füßen hineinleuchtete.
    Der Strahl drang hinein – und er zeigte mir nichts. Ich hatte den Eindruck, dass er regelrecht gefressen wurde. Einfach verschluckt von einer Tiefe, die ich mir nur schwer erklären konnte.
    Ich ging auf das Kunstwerk zu. Es war groß, und so hatte ich es auch eingeschätzt. Aber es wirkte noch größer, weil es eben auf einer
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