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1306 - Hexenbalg

1306 - Hexenbalg

Titel: 1306 - Hexenbalg
Autoren: Jason Dark
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Kaffee gekocht, sie selbst trank keinen. Die Gründe dafür ließ sie im Unklaren.
    »So«, sagte ich und nickte ihr zu. »Jetzt würde ich gern von dir wissen, warum du mich eingeladen hast.«
    Die Detektivin hatte sich auf die Couch gesetzt, die Beine angehoben und angezogen und sie auf das Polster gelegt.
    »Du musst mir helfen.«
    Ich schaute sie an und erwiderte nichts. Sie trug an diesem Abend eine braune Hose aus feinem Cord und dazu ein längeres Shirt mit gedruckten Blumen auf der weißen Fläche. Es reichte ihr bis zu den Hüften, und dort zupfte sie mit beiden Händen am Stoff.
    »Helfen?«
    »Richtig.«
    »Wobei denn?«
    Jane fuhr durch ihr Haar. Die Strähnen lagen nicht mehr wie sonst. Ein Zeichen, dass sie diese Bewegung schon mehrmals durchgeführt hatte. Sie war an diesem Abend irgendwie anders als sonst und kam mir recht nervös vor.
    »Es gibt da ein Problem«, sagte sie mit leiser Stimme. Ihr Arm sank wieder nach unten, und sie legte die flache Hand auf den Oberschenkel. »Ich fühle mich seit zwei Nächten verfolgt.«
    »Ach«, sagte ich nur.
    Sie lächelte etwas bitter. »Es ist schon komisch, wenn ich so etwas sage, aber ich habe dich nicht angelogen. Es stimmt wirklich. Ich fühle mich verfolgt.«
    »Und wer verfolgt dich? Steigt dir jemand nach? Kommt dir einer zu nahe?«
    »Genau das ist das Problem, John. Es ist keine Verfolgung im eigentlichen Sinne, sondern etwas anderes, das ich allerdings als eine solche hinnehmen muss.«
    Ich trank einen Schluck Kaffee und war mit dem Geschmack zufrieden. Hätte mir ein anderer Mensch so etwas gesagt, dann wäre ich skeptisch gewesen, bei Jane Collins allerdings war es etwas anderes. Wir beide kannten uns lange genug, und ich wusste, dass sie alles andere als eine Spinnerin war. Da steckte bei ihr mehr dahinter, denn sie war mit mir wirklich durch Höhen und Tiefen des Lebens gegangen.
    Aus ziemlich schmalen Augen schaute sie mich an. »Es ist mehr eine geistige Verfolgung.«
    »Wie darf ich das verstehen?«
    Jane hob die Schulter. »Ja, man kann es so sagen. Seit zwei Nächten werde ich besucht oder verfolgt. Jemand meldet sich bei mir im Schlaf. Es ist eine Stimme, aber es ist zugleich mehr. Eine Erscheinung, ein Geist, ein Gespenst, wie immer man es auch nennen mag. Und ich weiß, dass in mir etwas vorgeht, kurz bevor ich wieder diesen ungewöhnlichen Kontakt bekomme.«
    »Was geht denn in dir vor?«
    Sie setzte sich normal hin und drückte ihre Füße gegen den Boden. »Auch wenn du darüber lächelst, John, aber ich sage dir, wie es ist. Ich habe den Eindruck, aktiviert zu werden. Etwas, das tief in mir schlummert, drängt sich wieder an die Oberfläche.«
    »Deine noch vorhandene Hexenkraft etwa?«
    »Genau das habe ich gemeint.«
    Ich runzelte die Stirn und schaute sie an. Jane war sehr ernst geblieben. Was sie mir da gesagt hatte, war alles andere als ein Spaß.
    Mein Herz schlug etwas schneller, ich musste wieder einen Schluck Kaffee trinken, um einen anderen Geschmack im Mund zu bekommen und sah, dass Jane auf meine Antwort wartete.
    »Dann hat also eine Hexe, in welcher Gestalt auch immer, versucht, Kontakt mit dir aufzunehmen?«
    »So kann man es sehen, John. Man muss es aber nicht. Ob es nun eine Hexe ist oder ein anderes Wesen, das weiß ich nicht, aber es ist passiert. Es war auch kein Traum, John, sonst hätte ich dich nicht hergebeten. Es ist so etwas wie eine Botschaft oder sogar eine Warnung gewesen. Und ich war nicht in der Lage, näher an dieses Phänomen heranzukommen, das ist mein Problem.«
    »Hat man dir denn etwas mitgeteilt?«
    Sie nickte.
    »Was?«
    Jane musste nachdenken. Sie runzelte die Stirn. Dabei trank sie Wasser aus einem Glas, das in ihrer Reichweite stand. »Ich hörte eine Geisterstimme. Sie flüsterte mir etwas zu. Sie war so fern und trotzdem so nah, dass ich jedes Wort verstand. Ein paar Mal wurde der Name Edita erwähnt.«
    »Sonst nichts?«
    »Doch.« Jane runzelte die Stirn. Sie blickte jetzt auf ihre Füße. »So etwas Ähnliches wie ›rette mein Kind. Es liegt in deiner Hand, es zu retten. Es darf nicht mehr in fremde Hände fallen. Es soll dort bleiben, wo es ist. Man darf es nicht finden…‹«
    »War das alles?«
    »Leider, John«, erwiderte sie und seufzte.
    Ich ließ einige Sekunden verstreichen. »Wie soll es weitergehen? Was hast du dir gedacht?«
    Jane holte Luft und blies sie wieder aus. »Ich habe mir da etwas gedacht, John. Man hat mich kontaktiert, aber man ist noch zu keinem Ergebnis
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