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1306 - Hexenbalg

1306 - Hexenbalg

Titel: 1306 - Hexenbalg
Autoren: Jason Dark
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hässliche Wesen.«
    »Gut. Bingo. Volle Punktzahl. Darum ist es mir gegangen.«
    Vinzenz Schwaiger presste die Lippen zusammen. Innerlich erschrak er zutiefst. Mochte der Mann auch sein, was und wer er wollte, immerhin war er ein Mensch, und als Mensch sollte er auch vor Gefahren gewarnt werden, die mit den normalen Erklärungen nicht näher gebracht werden konnten. Es war nicht rational. Zu irrational. Da ging es um Geister, um ein böses Leben, um dämonische Einflüsse und auch um die alte Kraft der Hexen.
    »Tu es weg!«, flüsterte der Bauer.
    »Du… du … darfst sie nicht behalten, diese Puppe, dieses Kind. Tu dir selbst den Gefallen. Ihr Besitz bringt Unglück.«
    »Mir nicht. Dir aber.«
    »Nein, nein, so hör mir zu. Ich habe sie nicht umsonst hier versteckt, damit sie niemand entdeckt. Sie darf nicht in falsche Hände fallen! Dieses Kind bringt nur Unglück. Aber es ist noch schlimmer. Es kann auch den Tod bringen. Ja, es wird ihn bringen. Wer es bei sich behält, ist des Todes.«
    »Aber du lebst noch«, sagte Thamm.
    »Ja, das stimmt. Ich lebe auch deshalb, weil ich die Figur versteckt habe. Begreifst du das nicht? Ich musste sie verstecken. Sie durfte doch nicht in die Hände eines Fremden fallen. Warum, zum Teufel, siehst du das nicht ein?«
    »Ich fühle mich gut.«
    Schwaiger dachte nicht mehr an sein eigenes Schicksal. »Das wird bald vorbei sein. Wenn du sie hast, werden Kräfte frei, die du nicht beherrschen kannst. Ich schwöre dir, dass es so sein wird. Es gibt keine andere Lösung. Ich weiß dies von meinem Vater, und der wiederum hat es von seinem Vater erfahren und so weiter. Deshalb haben wir sie versteckt. Sie soll die Menschen in Ruhe lassen, sie soll kein Unheil mehr heraufbeschwören. Hör auf meine Warnungen.«
    »Meinst du?«
    Schwaiger brauchte nur in das lächelnde Gesicht zu schauen, um zu wissen, dass seine Worte nicht auf fruchtbaren Boden gefallen waren. Dieser Mensch wusste mehr. Er war schon verdammt weit damit gekomen, und er zeigte dies auch.
    Er griff mit der linken Hand in die Tasche seiner Wolljacke. Da sich der Stoff ausbeulte, war zu sehen, dass sich seine Finger darin bewegten. Er holte etwas hervor, was zunächst noch von seiner Hand verdeckt wurde, wenig später jedoch sichtbar wurde.
    Es war die Puppe!
    Es war das Kind – der Balg!
    Schwaiger stockte der Atem. Er war nicht in der Lage, auch nur ein Wort zu sagen. Der Anblick hatte ihn erschüttert, denn Thamm hielt seine Hand so, dass Vinzenz direkt auf die Vorderseite dieser widerlichen Figur schauen konnte.
    Ob sie aus Wachs, Lehm oder menschlichem Fleisch zusammen mit Haut und kleinen Knochen bestand, wusste keiner genau zu sagen. Vinzenz hatte sie nie untersucht und sie in ihrem Versteck gelassen. Er wusste nur, dass von diesem Balg etwas unsagbar Böses ausging.
    Ein kleines Kind.
    Noch kleiner als ein Neugeborenes. Es hätte sich auch noch im Mutterleib befinden können, aber jetzt klemmte es zwischen den Fingern des Mörders. Das Licht war nicht scharf und klar genug, um alles an ihm erkennen zu können, aber die Fratze fiel schon auf.
    Das runde Gesicht, das zu dem runden Kopf passte, war widerlich verzogen. Der Mund stand in der Mitte etwas offen, sodass es aussah, als wollte dieser Balg seinen Betrachter jeden Augenblick anspucken.
    Ein dicker Körper mit einem wie voll Luft gefülltem Bauch.
    Kleine Arme, die ebenso angewinkelt waren wie die Beine. Hände – geballt zu Fäusten. Als wäre dieses Kind mitten in einer Schreiphase eingeschlafen.
    »Ist es das?«, flüsterte Theo Thamm.
    Der Bauer schüttelte den Kopf. »Bitte… bitte, werfen Sie es weg. Tun Sie sich selbst den Gefallen. Lassen Sie es hier und flüchten Sie. Ich werde alles vergessen, das verspreche ich Ihnen. Ich werde mich an nichts mehr erinnern können, aber lassen Sie, um Himmels willen, die Puppe in Frieden.«
    Ein dreckiges Lachen drang tief aus der Kehle des Mannes.
    »Warum sollte ich das? Ich bin gekommen, um es zu finden. Und ich habe es gefunden, nachdem es mir gelang, die Störenfriede auszuschalten. Es gehört jetzt mir, verstehst du? Lange genug habe ich danach gesucht, und nun habe ich die Macht. Ich freue mich schon darauf, mit ihm arbeiten zu können, das verspreche ich dir.«
    Vinzenz Schwaiger war nicht in der Lage, eine Antwort zu geben.
    Er glaubte an Gott, er glaubte an die Kirche, die er fast jeden Sonntag besuchte, aber er glaubte auch an den Teufel, und es gab in dieser Gegend nicht wenige, die auch so dachten.
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