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1306 - Hexenbalg

1306 - Hexenbalg

Titel: 1306 - Hexenbalg
Autoren: Jason Dark
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gern.«
    »Was kann ich dir denn anbieten?«
    Lady Sarah hatte sich Apfelsaft mit Wasser gemischt. Das war nicht ganz mein Programm. Ich blieb beim Wasser, stand auf und holte mir ein Glas, denn in Sarahs Wohnung kannte ich mich gut aus. Und ich kannte die Horror-Oma. Ich wusste, dass sie wie auf heißen Kohlen saß, denn Jane Collins hatte sie nicht eingeweiht.
    Sie wartete zumindest so lange, bis ich den ersten Schluck genommen hatte. Dann rückte sie mit ihrer Frage heraus. »So, John, jetzt will ich aber wissen, was gelaufen ist.«
    »Wenn ich das genau wusste.«
    Sie nahm die Fernsehbrille ab und legte sie zur Seite. »Bitte, du willst doch eine alte Frau nicht an der Nase herumführen. Worum geht es bei ihr? Welche Probleme hat sie? Mir gegenüber tat sie geheimnisvoll, als wäre ich eine völlig Fremde.«
    »Das war auch bei mir der Fall.«
    »Aha.« Sarah nickte mir mit offenem Mund zu. »Und deshalb hat sie dich auch wieder weggeschickt.«
    »So ähnlich. Aber ich werde noch nicht gehen und eine Stunde hier unten warten. Danach gehe ich wieder zu ihr hoch, und dann sehen wir weiter.«
    »Was seht ihr denn dann weiter?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    Sarah blickte mich ärgerlich an. »Hör auf, John. Du willst mich doch nicht auf den Arm nehmen.«
    »Das hatte ich nicht vor.« Ich musste sie allerdings beruhigen, sonst wäre sie von ihrer Neugierde aufgefressen worden. So berichtete ich ihr, was ich wusste, und Sarah wollte es kaum glauben.
    »Das ist aber verdammt dürftig«, meinte sie kopfschüttelnd.
    »Du sagst es.«
    »Und es geht wirklich nur um dieses komische Kind namens Edita?«
    »Mehr habe ich auch nicht in Erfahrung bringen können. Ich weiß auch nicht, wer sich mit Jane in Verbindung gesetzt hat, wem die Stimme gehört und welcher Geist das ist. Aber wenn die Verbindung erneut zu Stande kommt, werde ich bei Jane sein.«
    Zufrieden war sie noch nicht und fragte: »Hast du dir denn keine Gedanken gemacht?«
    »Das schon, Sarah. Nur bin ich damit nicht weitergekommen. Oder sagt dir der Name Edita etwas?«
    »Darüber habe ich vorhin schon nachgedacht und muss sagen, dass ich überfragt bin.«
    »Okay, dann warten wir ab.«
    Sarah Goldwyn nickte. »Was bleibt uns anderes übrig? Aber du weißt auch, dass das Warten verdammt lang werden kann.«
    Ich gab eine Antwort, die ihr wie flüssige Sahne durch die Kehle laufen musste. »Aber nicht mit dir zusammen, Sarah. Das ist sogar richtig angenehm mit dir…«
    Darauf sagte sie nichts. Ihr Blick war beredt genug, denn sie glaubte mir kein Wort…
    ***
    Vinzenz Schwaiger hatte die Stimme gehört. Er kannte sie nicht, aber er hatte jedes Wort genau verstanden. Er wusste, dass er soeben eine Morddrohung gehört hatte, denn jemand, der so grausam Tiere umbrachte, würde auch vor einem Menschen nicht Halt machen.
    Der Bauer stand auf der Stelle wie sein eigenes Denkmal. Er schaute nach vorn in die Box hinein. Er sah die Leiber der toten Pferde und die Blutlachen in der Nähe. Er roch das Blut, das selbst den Geruch des Heus überdeckte, und er wünschte sich weit, weit weg.
    »Hast du mich verstanden?«
    Schwaiger wollte antworten. Er schaffte es nur noch nicht sofort.
    Er musste Luft holen und sich räuspern. Erst dann konnte er reden.
    »Ich habe Sie gehört.«
    »Das ist gut.«
    »Wer sind Sie?«
    »Ach, das ist unwichtig. Aber ich will dir trotzdem meinen Namen sagen. Ich heiße Theo Thamm.«
    Vinzenz überlegte. Der Name spukte durch seinen Kopf. Er dachte intensiv darüber nach, ob er ihn schon mal gehört hatte, aber er kam zu keinem Ergebnis. Der Name blieb ihm unbekannt. Ebenso wie die Stimme.
    Allmählich wich seine Starre. Der Schweiß auf seinem Gesicht erkaltete zu einer Schicht, die wie eine Creme auf der Haut liegen blieb. Er hätte so viele Fragen gehabt, doch es war ihm nicht möglich, auch nur eine davon zu stellen.
    Der Fremde übernahm wieder das Wort. »Du kannst beim Sterben so stehen bleiben, Bauer. Aber ich habe nichts dagegen, wenn du dich umdrehst, damit du deinem Mörder in die Augen schauen kannst.«
    Schwaiger stöhnte. Er wollte es nicht begreifen. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass es Menschen gab, die grundlos töteten. Er bot keinen Grund, die Pferde hatten es auch nicht getan.
    Trotzdem lagen sie jetzt in ihrem Blut.
    In der nächsten Sekunde wunderte er sich über sich selbst. Er schaffte es, sich auf der Stelle zu drehen. Dass er dabei seinem Mörder in die Augen sah, daran wollte er nicht denken. Ihn
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