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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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erkleckliche Summe bereichert. Hero drängte darauf, Anja den geschäftlichen Erfolg kundzutun. Er vermisste irritiert die gewohnte Begrüßung. Enttäuschung machte sich in ihm breit. Er durchlief die vielen Winkel, dann wies das Jaulen der Hunde ihm den Weg.
    Anja befand sich mit Tarzan und Napoleon im Schlafzimmer.
    Hero klopfte an die Tür. Vergeblich. Sie war und blieb verschlossen.
    »Anja!«, rief er und dachte über diese harmlose Allüre seiner Frau nicht weiter nach. »Anja, sei vernünftig! Mach die Tür auf!«
    Aus dem Schlafzimmer hörte er ihre Stimme. Sie klang hell, fast vibrierend. »Hero, du hast uns enttäuscht!«
    »Öffne, Anja!«, befahl er in dem Ton, den seine Angestellten kannten. Er kam sich blöde vor und vernahm das Kläffen und Scharren der Hunde.
    Hero spürte, wie tief aus seinem Inneren eine ungekannte Wut hochstieg. Seine Demütigung produzierte blitzschnell Hass, als er gegen die Tür trommelte und brüllte: »Lass die Scheißköter raus! Ich kann sie nicht mehr ausstehen! Eberhard hat Söhne, Söhne!«
    Hero war außer sich. Schweiß tropfte von seinem Gesicht. Unaufhörlich hämmerten seine Fäuste auf das Holz. Er hatte das Segeln aufgegeben, auf Freunde verzichtet. Und jetzt dieses.
    Die Tür sprang auf. Tarzan und Napoleon stürzten ihm entgegen. In wilder Wut trat Hero Tarzan in dieFlanke und haute dem hochspringenden Napoleon mit der Faust auf die kleine Hundeschnauze. Dann sah er im Nebel der Wut Anja, die vor ihm stand.
    Heros Blick glitt über das Jagdkostüm. Anjas Gesicht war die Konzentration einer Riesenenttäuschung. In ihrer Hand lag die Jagdflinte.
    Hero sah den Feuerblitz, dann sank er getroffen zu Boden. Seine Augen nahmen Ungläubigkeit und Überraschung mit auf die letzte Reise.
    Der Polizist im Nachbarhaus horchte auf.
    »Das war ein Schuss!«, rief er und stürzte los.
    Tarzan und Napoleon umbellten ihn, als er Anja die Jagdflinte aus den kalten Händen nahm.

Mann über Bord
    D ie Schonerbrigg »Santana« wurde 1886/87 in Elsfleth von dem Schiffsbaumeister Johann Oldersen erbaut. Sie war 34,58 m lang, 7,69 m breit, 3,92 m tief
    und mit 266 BRT vermessen. Heimathafen war Brake.
    Mit ihrer siebenköpfigen Besatzung segelte die Santana 1888 von Hamburg nach Archangelsk und 1889 von Brake nach Nieuw Nickerie, Surinam (Südamerika).
    Bei der Rückreise Ende Januar geriet die Schonerbrigg in einen schweren Sturm. Der Matrose Johnny Barkhoff aus dem ostfriesischen Berum wurde von einer Welle erfasst, über Bord gespült und ertrank. Bei diesem Unwetter verlor die Santana zudem ihre Deckslast. Dabei wurden die Rettungsboote schwer beschädigt.
    Der Kapitän der Santana war Folkmar Betten, geboren 1843, aus Neuharlingersiel. Er und seine Mannschaft erreichten, ohne weitere Schäden davonzutragen, den Hafen von »Grangemouth«. Nach beendeter Reparatur segelte die Santana nach Riga. Im Herbst desselben Jahres von Hamburg nach »Laguna de Términos«, am Golf von Mexiko gelegen.Von dort unternahm sie einen Törn nach Barbados, segelte anschließend weiter nach Tahiti und »Progresso«. 1890 holte die Schonerbrigg aus »Laguna de Términos« Mahagoni-Holz mit dem Zielhafen Hamburg. Von dort legte sie ab und segelte erneut nach »Términos«.
    In den weiteren Jahren sind außer den bereits genannten Reisen folgende Häfen aufzulisten, die die Santana ansegelte. Die Namen rangieren in der chronologischen Reihenfolge: Maceió, Rio de Janeiro, Paranaguá (Brasilien), Magdalena (Kolumbien), Rio Grande, Jan José del Norte, Pelotas, Pernambuco, Rosario, Buenos Aires und Trinidad.
    1896 verließ die Schonerbrigg Santana im Januar den Hafen von Rio de Janeiro und nahm Kurs auf Pernambuco. Während der Reise bei schönem Wetter und ruhiger See, der Wind blies flau aus nordwestlicher Richtung, segelte die Santana am 29. Januar mit Backbordhalsen hart am Wind.
    Die Stimmung an Bord bezeichnete Kapitän Folkmar Betten im Logbuch mit ausgezeichnet. Sie hatten in Rio de Janeiro frischen Proviant aufgenommen und machten gute Fahrt. Die Männer waren ausgeruht. Der Koch hatte Rührei mit Speck zubereitet, frisches Brot geröstet, nahrhafte Tomaten in Scheiben geschnitten, eine bis dato in der Heimat unbekannte Gemüsefrucht, den indischen »Assam-Tee« aufgebrüht und die Männer in der Mannschaftsmesse bedient, die am fest verschraubten Holztisch das Frühstück einnahmen.
    Orangen und Bananen türmten sich in einem Bastkorb. Die Männer frotzelten und witzelten über ihre Erlebnisse in
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