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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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scheute.
    Ihre Unfruchtbarkeit setzte ihm plötzlich Zweifel. Der Frauenarzt betonte ihm gegenüber die hervorragende Gesundheit von Anja. Auch seine Mutter und die Schwestern ließen sich immer seltener von Tarzan und Napoleon anbellen.
    Während in Hero die Zweifel aufstiegen, war es Anja, die die Abneigung der Nachbarschaft regelrecht herausforderte, wenn sie Tarzan und Napoleon in Hundemäntelchen und mit Hundeschuhen im geflochtenen Holzkorb über das Waldstück trug und die Kinder verjagte, wenn sie neugierig den Blick in Knopfaugen suchten.
    Auch das Abschiedszeremoniell morgens auf der Einfahrt begann Hero zu verabscheuen, weil Anja übertrieb. Der Polizist grüßte nicht mehr, und die Kinder mieden sein Grundstück. Hero brachte es nicht fertig, mit Anja das Gespräch zu suchen. Er spielte weiter mit.
     
    Es war an einem Freitag. Der Gärtner hatte den Park für den sprießenden Frühling zurechtgestutzt. Anja saß in Wartestellung im Vorzimmer.
    »Schön ruhig, meine Lieblinge. Papi kommt gleich«, sagte sie zu Tarzan und Napoleon. Der Zeiger der alten friesischen Meerwievken-Uhr zeigte an, dass Hero den Sportwagen sogleich auf die Pflastersteine rollen lassen musste.
    Der Zeiger zog weiter. In Anja stieg die Unruhe. Sie erzählte Tarzan und Napoleon eine Geschichte aus dem Buch, das Hero so viel Freude bereitet
     hatte. Unerbittlichdrehte der Zeiger die Runden. In Anja stieg die Unruhe.
    Endlich fuhr der Wagen auf das Pflaster. Hero befand sich in bester Stimmung. Er sprach von seinem Schulfreund Eberhard, der Professor in Berlin war und ihn aufgesucht hatte, weil er eine Arbeit über Ostfriesland vorbereitete und sich nach der Firmengeschichte erkundigt hatte.
    Hero übersah an diesem Abend zum ersten Mal Tarzan und Napoleon und berichtete Anja von den Söhnen des Schulfreundes, als wären es seine eigenen.
    In Anjas Gesicht zogen Schatten. »Aber Hero, du kannst uns doch nicht einfach hier sitzen lassen und mit einem Schulfreund Bier trinken, wenn Tarzan und Napoleon sich Sorgen machen! Das finde ich unerhört!«, sagte sie schnippisch und ließ Hero ohne den Begrüßungstrunk zurück.
    Tarzan und Napoleon folgten ihr. Hero ließ sie ziehen. Er setzte sich geschafft in den Antiksessel.
    »So ist sie mir noch nie gekommen!«, dachte er und verwarf den Gedanken, seine Mutter als Schlichterin zu sich zu bitten.
    Hero nahm Buchen- und Birkenscheite, legte sie auf den Eisenrost und entflammte mit einem Anthrazitwürfel die Glut. Vor dem Kamin hockend, ließ er seine Gedanken kommen und gehen. Lange war es her, dass er mit Anja vor dem Feuer gesessen hatte. Tarzan und Napoleon jaulten, wenn die Flammen um die klobigen Scheite tanzten.
    Er öffnete die Eichenbar und schob angewidert die Whisky-Flasche beiseite, die zum Zeichen von Güte und Qualität das Etikett mit den beiden Pudeln
     trug. Er langte zur silbrigen Corvitflasche und goss das Kristallgläschenrandvoll. Hero schluckte mit Blick auf lodernde Flammen die Enttäuschung von seiner Seele. Er vergaß seinen Wunsch, den Abend mit seinem Kumpel Eberhard zu verbringen, den er mit Rücksicht auf Anja, unverzeihlich nach all den Jahren, nicht zu sich eingeladen hatte.
    Hero schickte an diesem Abend, gelöst vom Alkohol, viele Gedanken in die Wölbung des Kamins und ließ sie mit dem Rauch durch den Schornstein in die Nacht ziehen.
    Als die Scheite abgebrannt waren, erlosch auch in ihm das Feuer. Ihn trieb es in das Ehebett, wo alleine ein neuer Start genommen werden konnte. Aber die Tür zum gemeinsamen Schlafzimmer war verschlossen. Auf seinem Bett kuschelten sich Tarzan und Napoleon in Daunen. Sein Klopfen an die mit Schnitzereien verzierte weiße Tür blieb unbeantwortet.
    Hero, Chef der historischen Teefirma, suchte Schlaf und Vergessen auf der Couch mit Nappa-Bezug, auf der er mit Anja Weihnachten den kleinen Napoleon bewundert hatte.
     
    Am Morgen fuhr Hero ohne Hundeküsschen und Händchenhalten im Sportwagen seiner Firma entgegen.
    Gegen 10 Uhr erschien Anja im grünlichen Alcantara-Kostüm. In ihr halblanges Haar hatte sie ein buntes Tuch geflochten. Tarzan und Napoleon umschlichen
     sie kläffend. Von oben herab fiel ihr Blick über die Einfachhäuser.
    Am Abend befanden sich zur verspäteten Ankunft von Hero weder Anja, Tarzan noch Napoleon auf denMarmorstufen. Hero hatte sich um eine Stunde verspätet, da er mit dem Teeimporteur aus Bremen um den Preis gepokert hatte. Zum Schluss hatten seine Nerven und sein Sachverstand die Firma um eine
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