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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Anja!«, sagte er glücklich. »Die Kniebundhose und den Pullover habe ich mir immer schon gewünscht!«
    Er drückte Anja an sich und bemerkte die restlichen Geschenke.
    »Die Bücher! Dass du daran gedacht hast, das ist himmlisch!«, rief er frohlockend.
    »So schön ist Weihnachten, wenn man sich lieb hat!«, sagte Anja.
    »Tarzan, bitte noch etwas Geduld, zuerst wird Mami beschert!«, rief Hero in Richtung Korridor, aus dem das Jaulen zu ihnen drang.
    »Anja, nicht hinsehen! Augen zu! Ab in das Kaminzimmer!«, befahl Hero.
    Tarzans Aufregung brach Anja fast das Herz. Dann endlich vernahm sie die erlösende Stimme: »Anja, der Weihnachtsmann war da!«
    Sie eilte drauflos. Ein brauner Karton, verschnürt, mit großen Löchern wie perforiert, stand auf dem Tisch. Aus dem Paket drang ängstliches Gezirpe.
    Anja entknotete mit hastenden Händen die Kordel. Als sie den Deckel abhob, stieß sie freudig aus: »Oh, wie entzückend!«, und ihre Hände fassten zu und legten sich um den zittrigen Leib des schneeweißen Pudels, der ängstlich seine Ohren hochgerichtet hielt.
    Anjas Finger fühlten den Herzschlag des verängstigten Tieres, als sie die kleine Hundeschnauze mehrmals an ihren Mund drückte. »Was bist du nur für ein niedliches Kerlchen!«, rief sie außer sich und bemerkte erstjetzt, dass der Pudel mit einem weiteren Geschenk das Paket verlassen hatte. Um dem schmalen Hals trug er ein massives Armband, das von einem Goldbarren zusammengehalten wurde, über den in Eile ein Sekundenzeiger glitt.
    Anja war entzückt. »Hero, mein Liebling!«, jubelte sie und zog den Kopf ihres Mannes nach unten, um den Dreieckskuss mit kalter Hundeschnauze zu ermöglichen.
    »Das ist Napoleon!«, sagte Hero stolz, und Anja seufzte glücklich: »Tarzan und Napoleon!«
    Hero holte Tarzan, der so lange auf Weihnachten warten musste. Das Scharren drang ihm entgegen. Als er die Tür öffnete, schoss Tarzan an ihm vorbei. Er umsprang Anjas Beine, dann setzte er sich bettelnd auf die Hinterpfoten, und mit hochgestellten Ohren jaulte er Napoleon an, der unruhig andeutete, dass er auf den Boden wollte. Tarzan saß aufrecht. Napoleon umhüpfte ihn mit wedelndem Schwanz. Dann hob er die weiße rechte Pfote und tupfte, wie ein Boxer im Ring, mit seiner Tatze an das schwarze Pudelhaar.
    Hero und Anja schauten fasziniert zu. Ihre Arme suchten die Umklammerung, und als die beiden Hunde sich rauften, ohne sich zu beißen, und ihre Körper über den Perserteppich wälzten, suchte das Ehepaar, überwältigt vom Glück, die Sitzgelegenheit auf der Nappacouch. Der teure Goldschmuck aus dem renommierten Hamburger Juwelierhaus kollerte Napoleon vom Hals. Anja hob ihn auf.
    »Hero, du machst mich so glücklich!«, hauchte sie ihm ins Ohr, und ihre Hand glitt zärtlich über den Rest des angegrauten Haares.
    Hero holte die flache Schachtel, die eingeschlagen inbuntem Glocken- und Tannenpapier unter Tischdecken versteckt lag. Anja öffnete sie für Tarzan.
    »Nein, sind die süß!«, rief sie überschwänglich und hob die aus Zeder mit Naturfell hergestellten Hundeschuhe aus der Packung.
    »Die muss Tarzan morgen tragen, wenn wir unseren Weihnachtsspaziergang machen«, sagte sie. Während sie die Hundeschuhe küsste, fragte sie: »Hero, was möchtest du zur frohen Stunde trinken?«
    »Einen Black and White«, sagte Hero überglücklich.
     
    Die Nachbarn hatten den neuen Akteur bereits bewundert. Als Anja ihren Hero in die Teefirma schickte, bekam er nicht nur von ihr den Kuss, sondern sie hob Napoleon und Tarzan in Fensterhöhe des Sportwagens und Hero suchte die Hundeschnauzen, bevor er vom Pflaster lenkte.
    Im Teehaus, an seinem Schreibtisch, legte Hero kindlich Naives ab und beherrschte mit geschultem Blick und klugem Verstand das Handelshaus. Er war als sozialer Arbeitgeber bekannt. Seine Gratifikationen für lang gehegte Firmentreue fielen nie mickrig aus. Oft schoben die jungen Mütter voller Stolz die Kinderwagen in Richtung Teefirma, um vor dem Chef temperamentvolle Babys, die sich dann stimmgewaltig selbst vorstellten, aus den Kissen zu heben. Dabei kam es vor, dass Hero Tarzan und Napoleon hasste, für die Anja sonntags den Lieblingspudding kochte.
    Hero, der mit Anja und den Pudeln zurückgezogen lebte, bemerkte, dass die Nachbarn ihm aus dem Wege gingen. Sie schluckten das Gekläffe ohne Hinweis an das Ordnungsamt.
    Seine Kumpel des Jachtclubs stellten die Besuche ein. Er hatte seine »Rosa Frisiae« unter Preis verkauft, weil Anja die See
    
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