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1298 - Der Gorim von Aquamarin

Titel: 1298 - Der Gorim von Aquamarin
Autoren: Unbekannt
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Innern des kleinsten der EXPLORER-Beiboote. Bull klinkte das Boot aus und aktivierte das Gravotriebwerk. Auf dem Bild im Kontrollraum sah man, wie ein leuchtender Funke aus dem Leib der EXPLORER davonschoß. Sekunden später war er im Gewimmel der wartenden Raumschiffe verschwunden.
     
    *
     
    Das Boot klebte wie ein Pickel an der glatten Haut der LIVINGSTONE. Reginald Bull nahm den Anblick kaum zur Kenntnis. Er spürte instinktiv, daß das Schiff sich sofort nach dem Andocken in Bewegung gesetzt hatte. Der SERUN spielte ihm die Anzeige des Chronometers vor. Für den Transfer hatte er achtzehn Minuten gebraucht. Blieben der LIVINGSTONE noch gut zwanzig Minuten, um auf Bonfire zu landen.
    Im Kontrollraum erwarteten ihn Jas-Tenn und Dagen Bosig, der Mentor. Die Begrüßung fiel knapp aus. Spannung hing in der Luft. War der Anflug des Beiboots von Bonfire aus beobachtet worden? Was sagte die Raumkontrolle dazu, daß die LIVINGSTONE ihren Landeanflug erst jetzt begann?
    Ein paar Minuten vergingen. Der Empfänger blieb stumm. Auf Bonfire stellte vorläufig niemand Fragen. Die dichte Wolkendecke glitt der LIVINGSTONE entgegen. Wirbel, Hunderte von Kilometern im Durchmesser, kreisten mit der Geschwindigkeit von Hurrikanen.
    „Warum hat Volcayr sich allein auf den Weg gemacht?" erkundigte sich Bull. „War keiner unter euch, der ihn hätte begleiten können?"
    „Er verbat sich alle Begleitung", antwortete Jas-Tenn, der sich allmählich entspannte.
    Der Ara besaß die charakteristische, hochgewachsene Gestalt seiner Spezies. Er war weit über zwei Meter groß und dabei so schlank, daß man ihn schon fast dürr hätte nennen mögen. Die Kuppe des eierförmigen Schädels hatte er kahl rasiert. Golden gefärbtes Haar umgab die rasierte Stelle wie ein Kranz.
    „Wahrscheinlich wollte er nicht in Begleitung eines Vironauten gesehen werden", knurrte Dagen Bosig, ohne den Blick von seinen Geräten zu wenden. „Als Elfahder stellt er immerhin etwas dar."
    „Was machen die drei Cappins?"
    Als die LIVINGSTONE, aus der Galaxis Gruelfin kommend, im Ostsektor von Siom Som auf die EXPLORER traf, hatte sie die drei Hohen Interpretatoren Dorschorow, Scharlom und Neiradyr an Bord gehabt. Die Cappins waren gekommen, um die Vironauten in ihrer Auseinandersetzung mit den Ewigen Kriegern zu unterstützen. Ihr Anerbieten war nicht ganz uneigennützig. Der Kriegerkult begann, seine gierigen Hände auch nach Gruelfin auszustrecken. Mit Mühe und Not war es den Cappins gelungen, den Vorstoß des Sothos Gun Nliko zurückzuweisen, der in Gruelfin die Lehre vom Permanenten Konflikt hatte verkünden wollen. Dorschorow, Scharlom und Neiradyr waren nach ESTARTU gekommen, weil sie hier die Wurzeln der Irrlehre vermuteten. Sie wollten Informationen sammeln, damit sie die nächste Offensive der Ewigen Krieger mit mehr Nachdruck zurückweisen konnten.
    „Sie werden unruhig", sagte Jas-Tenn. „Wir haben Nachrichten gehört, daß im Bereich des Dunklen Himmels Vorbereitungen für ein großes Ereignis getroffen werden. Scharlom meint, daß sich dort womöglich eine Invasionsflotte sammelt, die in Richtung Gruelfin eingesetzt werden soll. Dorschorow und Neiradyr neigen seiner Ansicht zu. Ich fürchte, wir werden die drei nicht mehr lange halten können."
    „Wie wollen sie nach Gruelfin zurück?" fragte Bull verwundert.
    „Auf dieselbe Tour, wie sie gekommen sind", sagte eine laute, schnarrende Stimme hinter ihm. „Mit der LIVINGSTONE."
    Reginald Bull wandte sich langsam um. Er hatte die Stimme erkannt. Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Er musterte die schmächtige Gestalt, die unter der Öffnung des Schottes stand.
     
    *
     
    Der Mann war keine einssiebzig groß. Er hatte Hängeschultern und einen schmalen Brustkorb. Die dünnen Beine krümmten sich, als hätte er den größten Teil seines Lebens damit verbracht, Pferde zuzureiten. Das pechschwarze Haar war modewidrig kurz geschnitten und dennoch offenbar schwer zu bändigen. Braune Augen duckten sich unter weit hervorstehenden Brauen. Der breite Mund schien zu einem ewigen Grinsen verzogen. Beherrscht aber wurde das Gesicht von einer Nase, die für einen wesentlich größeren Menschen gemacht zu sein schien. Sie ragte wie ein Turm aus dem eher schmächtigen Gesicht und besaß obendrein eine deutlich ausgeprägte rote Färbung.
    Auch ansonsten hatte der kleine Mann viel für Farben übrig. Er trug die übliche Bordmontur, aber anstatt sich mit ihrer neutralen Farbgebung abzufinden, hatte er sie
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