Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1294 - Der kopflose Engel

1294 - Der kopflose Engel

Titel: 1294 - Der kopflose Engel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
war ihr plötzlich so egal geworden. Sie verlor auch den Kontakt zu dem Boden, obwohl sie noch mit beiden Füßen auf ihm stand.
    Ja, sie war auf dem Weg.
    Ihr Vater war stärker.
    Seine Macht, seine Kraft.
    »Jetzt ist es so weit. Uns hält nichts mehr. Wir werden gemeinsam das Erlebnis der Engel haben…«
    Als sollten seine Worte von einer fremden Kraft unterstützt werden, sah sie plötzlich Gesichter in der Nähe. Fratzen wie helle Schemen, aber mit grauen Eintrübungen.
    Dann hörte sie plötzlich die fremde Stimme. »Keine Engel! Nur den endgültigen Tod…«
    ***
    Suko war da!
    Und er war schnell gewesen. Er hatte schon vergessen, dass er die Treppe fast hinaufgeflogen war, aber er wusste, dass es um Sekundenbruchteile ging.
    Die Dämonenpeitsche war schlagbereit. Nur hatte Suko sie noch nicht eingesetzt, weil er sich zunächst einen Überblick verschaffen wollte. Vater und Tochter waren zu sehen. Der »Mann« hatte die junge Frau angehoben und sie umarmt. Suko konzentrierte sich auf die beiden Körper und stellte fest, dass der des Mannes immer blasser wurde. Zugleich trat der andere Körper auf eine ungewöhnliche Art und Weise zurück. Er war noch vorhanden, aber er befand sich trotzdem auf einer ungewöhnlichen Reise, die ihn mit nach hinten trieb.
    Es war ein Entfernen in unmittelbarer Nähe. Ein Wegtreiben ohne weggetrieben zu werden. Einfach nur der Übergang von einer Dimension zur anderen.
    Suko schlug zu.
    Er traf auch, aber er sah zugleich, dass die drei Peitschenriemen an einer bestimmten Stelle plötzlich zu glühen begannen. Suko befürchtete schon, dass sie verbrennen würden, aber die Kraft der Peitsche war einfach zu stark.
    Die andere Magie war nicht mehr stark genug. Das Bild vor Sukos Augen wirkte wieder normal.
    Der Zugang in die fremde Dimension hatte sich geschlossen, und beide standen wieder zum Greifen nahe vor dem Inspektor.
    Die Chance ließ sich Suko nicht entgehen. Er zerrte Mabel Denning von ihrem Vater, weg, der nichts mehr tat und wieder zu dieser grauen, leicht rauchigen Gestalt geworden war, die allerdings die Wucht und die Kraft der Dämonenpeitsche gespürt hatte.
    Das feinstoffliche Gespenst verging. Der Körper löste sich in stinkendem Rauch auf. Das Schwert löste sich. Es blieb auf dem Boden liegen als eine letzte Erinnerung an einen Menschen, der so sein wollte wie ein Engel, doch in seinem Wahn die falsche Seite gewählt hatte und nun einging in die ewige Verdammnis, aus der er nie wieder zurückkehren würde.
    »Ich glaube, wir haben es geschafft«, flüsterte Suko und half Mabel Denning auf die Beine…
    ***
    Mein Herz schlug schneller, als ich aus dem Polizeiwagen stieg und das Auto des Notarztes vor dem Haus und mitten auf der Straße stehen sah. Es hatten sich Zuschauer eingefunden, und der heiße Schreck ließ mich meinen eigenen desolaten Zustand vergessen.
    An der Haustür traf ich auf die Helfer, die dabei waren, Jane Collins auf einer Trage liegend aus dem Haus zu schaffen. Sie sah mich, und ihr Gesicht war so schrecklich blass. Aber sie lächelte und konnte sogar sprechen.
    »Diesmal wärst du zu spät gekommen, John. Aber es ist alles okay, glaube ich.«
    Ich war völlig durcheinander und freute mich, dass mir Suko im Flur über den Weg lief.
    »Was ist…?«
    »Ruhig, John, ruhig. Nur keine Panik. Wir haben alles überstanden, glaube es mir.«
    »Und was ist mit Jane?«
    »Verletzt. Eine Wunde am Rücken.« Suko sprach schnell weiter, als er mein erschrecktes Gesicht sah. »Keine Sorge, sie wird es überstehen. Das Schwert hat sie nur gestreift.«
    Ich machte mir trotzdem Vorwürfe und hatte ein Gefühl im Magen, das kaum zu beschreiben war.
    Als hätte ich eine halbe Rolle Stacheldraht in mich hineingewürgt.
    Im Haus traf ich auf Mabel Denning. Unverletzt saß sie auf der untersten Treppenstufe.
    Als sie mich sah, lächelte sie. »Es gibt meinen Vater nicht mehr. Nie mehr, auf alle Ewigkeit nicht. Irgendwie hat mich der Engel trotzdem noch beschützt.«
    Ich setzte mich neben sie. »Das denke ich auch, und deshalb habe ich ihn auch mitgebracht. Er befindet sich draußen im Auto.«
    Da strahlten ihre Augen wie die eines Kindes, das zum ersten Mal Weihnachten richtig erlebt…
    ENDE
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher