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129 - Mar'os - Gott des Krieges

129 - Mar'os - Gott des Krieges

Titel: 129 - Mar'os - Gott des Krieges
Autoren: Bernd Frenz
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kaum noch etwas zu erkennen, doch die kosmetischen Fähigkeiten der Londoner Chirurgen reichten nicht aus, um das zerstörte Nervengewebe wieder völlig zusammen zu flicken.
    Von dem verbrannten Auge ganz zu schweigen. Dort, wo es eigentlich hingehörte, befand sich nun ein Kunststoffimitat, das starr geradeaus blickte, während er mit dem linken Auge fasziniert aufs Meer hinaus sah, in dem farbenprächtige Fischschwärme ihre Bahn zogen. Auch bei Shaw hätten die Nanobots wahre Wunder wirken können. Zu schade, dass sie verloren waren…
    Einfallende Sonnenbahnen schufen annähernd taghelles Licht.
    Vernon, eine hydritische Unterwasserstadt in typischer Kuppelbauweise, befand sich auf dem Kontinentalschelf der britischen Insel, kaum dreißig Meter unter dem Meeresspiegel.
    Hohe Tangwälder wogten zwischen den Kugelbauten, während verschiedenfarbige Korallenbänke für bunte Tupfer im Stadtbild sorgten.
    Bereits der kleine, durch das Bullauge sichtbare Ausschnitt übte für jemanden, der dieses Panorama zum ersten Mal genoss, eine ungeheuere Faszination aus. Erst jetzt wurde sich Matt bewusst, wie vertraut ihm die Welt der Hydriten schon war. Er hatte noch gar nicht nach draußen geblickt, obwohl er das maritime Treiben stets als entspannend empfand.
    Ein kurzes Zucken des gesunden Auges zeigte an, dass Peter Shaw in die Realität zurück fand. »So viel friedvolle Schönheit gibt es selten zu sehen«, sagte er ohne den Blick abzuwenden.
    Erst danach hob er die Schultern in einer entschuldigenden Geste und sah seine Kameraden an. »Tut mir Leid, wenn ihr auf mich warten musstet.« Hatte der erste Satz noch nach dem alten Peter Shaw geklungen, den sie vor Mailand gekannt hatten, schlich sich in den zweiten wieder der niedergeschlagene Ton ein, der ihn seit dem Verlust seines Auges stets begleitete.
    »Kein Problem«, versicherte Matt rasch. »Wir sollten unsere Gastgeber nur nicht zu lange warten lassen. Außerdem gibt es später noch genügend Möglichkeiten, die Stadt zu erkunden.«
    Beide Hände unbewusst zu Fäusten geballt, warf Shaw einen letzten Blick durch das Bullauge, dann nickte er und kam ihnen nach.
    ***
    Mittelatlantischer Rücken,
    auf Höhe des 25. Breitengrades
    Ungläubig sah Goz'anga auf einen überdimensionierten Dreizack, der den Fangarm bis zum Schaft durchdrungen hatte.
    Dem warmen Glitzern nach zu urteilen, bestand die Waffe tatsächlich aus Gold. Ein zweiter, aufmerksamerer Blick offenbarte, dass sie aus einer meisterlichen Schmiede stammte.
    Reich verziert ragte sie beinahe senkrecht empor. Aufgesetzte Ornamente wanden sich um drei lang auslaufende Spitzen, die sich in einem gemeinsamen Bogen vereinten. Obwohl die kostbaren Schnörkel den Status einer Prunkwaffe erfüllten, besaß die Harpune eine hohe Durchschlagskraft. Scheinbar mühelos war sie durch die Hornplatten der Krakenhaut gedrungen.
    Dunkle Schwaden sickerten aus der dreifachen Wunde und verflüchtigten sich zu roten Schlieren.
    Unbarmherzig wühlten die eingedrungenen Spitzen in den Wundkanälen, bis sich der Kraag vor Schmerzen wand und für kurze Zeit alle Kontrolle verlor. Schmatzend entwich der Unterdruck aus den Saugnäpfen. Sofort vollführte Goz'anga eine Drehung und schraubte sich aus der widerlichen Umklammerung empor. Kaum befreit, eilte er mit raschen Beinschlägen davon.
    Weg, nur weg! Weit genug, dass ihn die Tentakel nicht mehr erreichen konnten!
    Dabei schenkte ihm der Kopffüßler gar keine Beachtung mehr, sondern wandte sich längst dem Gegner zu, der ihn da so unbarmherzig attackierte.
    Ungläubig sah Goz'anga auf seinen Lebensretter hinab.
    Einen Hydriten, wie es wohl keinen zweiten gab. In keinem Ozean dieser Welt!
    Zwei Köpfe größer als der Durchschnitt und entsprechend imposant gebaut, trug der riesenhafte Fremde nicht nur einen goldenen Brustharnisch, sondern auch einen ebensolchen Helm, der ihm bis zum Kinn reichte und nur die Augenpartie offen ließ. Ein durchgehender Mittelsteg sorgte für die nötige Stabilität, und der charakteristische Flossenkamm, der allen Hydriten von der Stirn bis zum Nacken wuchs, fand in einem halbkreisförmigen Aufsatz Platz, der mit großen Zacken versehen in die Höhe ragte.
    Was für ein kriegerischer, aber auch wahrhaft erhabener Anblick! Solch fein gearbeitetes Zierwerk an Helm und Harnisch stand nur mächtigen Herrschern zu.
    Königen vielleicht, oder noch höheren Wesen.
    Unter der Haut des verwegenen Hydriten trat die Halsmuskulatur in dicken Strängen hervor,
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