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1289 - Sterntagebuch

Titel: 1289 - Sterntagebuch
Autoren: Unbekannt
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denke daran, das Virenschiff zu demontieren. Wir brauchen es nicht mehr. Nur die Beiboote möchte ich für planetare Erkundungsflüge behalten. Was hältst du davon, Sri?"
    „Gorikjak ist Terrakjak", sagte ich.
    „Siehst du das wirklich so, Sri?" Er erhob sich, blickte mich an, und jetzt erst merkte ich die Zuneigung in seinen Blicken. Er legte die Arme um mich. „Es wäre schade, wenn du anders denkst als ich. Ich möchte nämlich, daß du diese Kolonie mit mir aufbaust, Sri. Mit dir an meiner Seite werde ich es schaffen..."
    „Und ich dachte, daß wir gemeinsam die Wunder von ESTARTU erforschen", erwiderte ich. „Anne ist stark genug, aus eigener Kraft eine Kolonie zu gründen."
    Er ließ mich los, wandte sich verzweifelt ab. Ich lief davon.
    Mir ging es danach nicht gut. Leo und Anne waren immer wie Geschwister zu mir gewesen... und nun diese Komplikation. Ich konnte Anne nicht in die Augen sehen. Ich wich ihr aus. Dazu kam noch, daß ich Leos Nachstellungen entfliehen mußte. Er war völlig verändert, benahm sich wie ein rasender Gockel, und Anne verfiel daneben immer mehr - ihr tapferes Lächeln war nur Maske. Sie tat mir leid, und ich beschloß, ein ernstes Wort mit Leo zu reden.
    Er mußte sich entscheiden. Entweder ich - oder der Planet, inklusive der „Kolonisten" und Anne.
    Natürlich wollte ich bei einer solchen Entscheidung etwas nachhelfen, egoistisch genug war ich.
    Ich suchte die Kommandozentrale des Virenschiffs auf. Ich erkundigte mich, ob Leo bereits an Vi herangetreten sei, um über eine Demontage von LEOS KINDERGARTEN zu verhandeln, und Vi bestätigte das. Sie erklärte: „Leo möchte auf den Enerpsi-Antrieb verzichten. Die einzelnen Wohneinheiten sollen großzügig aufgegliedert werden und Dorfcharakter erhalten. Da keine Raumnot herrscht, kann auf die Umweltbedingungen und individuellen Bedürfnisse eingegangen werden. Die Einrichtungen meiner Basiseinheit sollen weitestgehend reduziert werden, umfunktioniert im Sinn eines Überlebensplans. Einzig die Medo-Station, das Recycling-System und die Sauerstoffanlage sollen im vollen Umfang beibehalten werden. Aber auch sie können im Laufe der Zeit abgebaut und den Umweltbedingungen angeglichen werden. Ich habe das für Leo durchgerechnet."
    „Das darfst du nicht tun, Vi!" sagte ich bestimmt. „Als Mentorin verbiete ich dir die Demontage. Du bist ein Raumschiff!"
    „Aber nur noch für dich", erwiderte Vi. „Ich muß den Willen der Mehrheit respektieren.
    Aber keine Bange, ich bin in der Lage, auch deine Wünsche zu berücksichtigen. Ich möchte dir etwas zeigen. Laß dich von mir führen."
    Die Vishna-Stimme geleitete mich zu einem Hangar im Bugbereich der ovalen Plattform, von dessen Existenz ich bislang nichts gewußt hatte. Wir alle hatten gedacht, daß die fünf Bungalow-Würfel die einzigen Beiboote waren. Aber nun öffnete sich das Schott eines Hangars vor mir. Darin lag ein eiförmiges, zehn Meter langes und fünf Meter dickes Gespinst.
    „Was wird in diesem Kokon ausgebrütet?" erkundigte ich mich.
    „Dieser Kokon, wie du es nennst, ist ein vollwertiges Virenschiff", erklärte Vi. „Und damit meine ich, daß es auch einen Enerpsi-Antrieb hat. Ich habe einen Rest omnipotenter Viren zurückgehalten, um im Notfall darauf zurückgreifen zu können. Es hätte alles daraus werden können. Aber nun habe ich erkannt, daß du nichts dringender brauchst als ein Raumschiff. Die KOKON gehört dir."
    „Ich möchte einen Probeflug machen", beschloß ich.
    „Ist das angesichts der tanzenden Module nicht zu riskant?" gab Vi zu bedenken. „Du solltest warten, bis sie ihren Reigen auflösen. Irgendwann wird das bestimmt geschehen."
    „Es handelt sich ja nur um einen Probeflug."
     
    *
     
    Die KOKON war zuerst nur ein hohles Ei, dessen Inneneinrichtung ich nach individuellen Wünschen gestalten konnte. Ohne lange zu überlegen, installierte ich im Bug die Steuerzentrale mit Virotron und dazugehöriger technischer Ausrüstung. Der Mittelteil wurde zu einem kleinen Aufenthaltsraum, und den Bug unterteilte ich in zwei Kabinen.
    Eine für mich, die andere für... einen Gast. Aber Vi kannte meine geheimsten Gedanken und mahnte: „Mache dir keine falschen Illusionen. Werde endlich erwachsen, Sri!"
    Ich wurde wütend, bestieg vor Zorn über diese Bevormundung die KOKON und befahl: „Start!"
    Kaum aus dem Anziehungsbereich von Lemuria befahl ich dem Virenschiff, vom Gravoauf Enerpsi-Antrieb umzuschalten. Die Vishna-Stimme klärte mich darüber auf,
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