Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1289 - Sterntagebuch

Titel: 1289 - Sterntagebuch
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
daß es im Umkreis von mehreren Astronomischen Einheiten keine psionischen Kraftfeldlinien mit der für den Enerpsi-Flug erforderlichen Frequenz gebe.
    „Die Module haben die Psi-Konstante verändert", wurde ich erinnert.
    „Dann fliege mit vollem Gravo-Schub in den Reigen der tanzenden Module", verlangte ich und fügte hinzu: „Einwände lasse ich nicht gelten. Dies ist ein Befehl!"
    Die KOKON strebte mit Höchstgeschwindigkeit auf die kristallene Barriere zu, die aus der Entfernung wie das Funkeln von Irrlichtern aussah. Als wir nur noch eine Million Kilometer davon entfernt waren, warnte das Virenschiff, während es gleichzeitig die Geschwindigkeit drosselte: „Noch zehn Sekunden bis Kontakt!"
    „Kurs beibehalten. Ich möchte es wissen!"
    Es war Wahnsinn, aber in diesem Moment war ich vermutlich auch nicht klar bei Verstand. Mir war zwar nicht ganz egal, was aus mir wurde, aber irgendwie hoffte ich, durch einen Opfergang das Virenschiff LEOS KINDERGARTEN umzustimmen... vielleicht auch, Leo für mich und weitere Sternenabenteuer zu gewinnen.
    Die transparente Bugkuppel zeigte die rasenden Module bereits zum Greifen nahe.
    Manche hielten in ihrem Tanz inne, so daß ganz deutlich die Barrenform zu erkennen war, und ich konnte mich in ihrer inneren kristallinen Struktur wie in den Splittern eines Spiegels dutzendfach sehen. Ich war davon wie hypnotisiert, ohne eigenen Willen, meine Widerstandskraft war gebrochen.
    Und dann stürzten sich die Module auf die KOKON und schlossen sie in ihren Reigen ein. Das Virenschiff wurde mitgerissen und fortgewirbelt, ich weiß nicht wohin. Aber ich ließ es geschehen.
    Plötzlich hatte ich Kontakt.
    Vertraute Gedanken und Emotionen strömten auf mich über.
    Gesil, meine Schwester... Wo bist du? Wie habe ich dich gefunden?
    Ein Schwall von Gefühlen erfaßte mich, und ich hatte Mühe, die verschiedenen Empfindungen zu sondieren. Gesil empfand eine tiefe Zufriedenheit, aber auch Trauer und Sorge ebenso wie Glück. Was führte zu so einem breiten Spektrum einander widersprechender Emotionen? Sie rüttelten mich wach, ich versuchte, mich dem rasenden Wirbel der Module zu entziehen... Vielleicht war dieser heftige Widerstand gegen diese unerklärlichen Kräfte meine Rettung, ich weiß es nicht. Jedenfalls brach die KOKON aus dem mörderischen Reigen aus... ich war frei.
    Srimavo, was ist geschehen?
    Ich bin okay. Aber was ist mit dir, Schwester?
    Dies ist ein Abschied... vielleicht für immer. Ich gehe fort, frage mich nicht wohin. Ich weiß es selbst nicht genau. Aber ich werde es erfahren, wenn ich dort bin...
    Gesil überschwemmte mich mit einer Fülle von Eindrücken und einem unglaublichen Gedankendurcheinander, das ich nur schwer ordnen konnte.
    Gesil hatte über EDEN II den Herrn der Elemente besiegt... mit einer Waffe der Porleyter, Devolator genannt... Mit Hilfe der Paratau-Kristalle war sie nach Terra gelangt ... Ein Virenschiff stand zu ihrer Verfügung, das vorletzte ... eines verblieb noch...
    Vielleicht für Perry, den Vater meines Kindes... hoffentlich! ... Und mit dem Virenschiff ging Gesil auf die Reise ... Jemand hat mir ein Ziel genannt... Es ist ein guter Freund... Er bot Gesil Asyl an, und sie war entschlossen, die Einladung anzunehmen... Zum Schutz ihres Kindes, das seiner Geburt entgegensah...
    Gesil, bist du sicher, daß das alles nicht nur Selbsttäuschung ist? Es kann nur ein Traum sein. Wach daraus auf. Du und ich, wir sind Inkarnationen Vishnas. Wir sind nicht in der Lage, so ein Leben zu führen, wie du es dir wünschst.
    Eben weil wir Inkarnationen Vishnas sind, können wir alles aus uns machen, was wir sein wollen! widersprach Gesil. Sie glaubte so fest daran, daß ich geneigt war, selbst zu glauben, daß sie Wunscherfüllung gefunden hatte. Ich wünschte es ihr! Ich bin eine Menschenfrau, Sri, und ich kriege ein Kind von einem Terraner. Darauf freue ich mich.
    Ich wünsche dir alles Gute, Gesil. Ich hoffe, du hast deinen Traum verwirklicht.
    Das kannst du auch, Sri.
    Ich kapselte mich ab. Gesil durfte nichts über meine komplizierte Beziehung zu Leo erfahren.
    Dos werde ich auch, Gesil.
    Leb wohl, Kleines.
    Wir sehen uns wieder, Schwester. Ich werde dich finden, wohin du auch immer gehst.
    Doch diese Gedanken erreichten Gesil vermutlich nicht mehr, denn die Verbindung war auf einmal wie abgeschnitten. Bis zu diesem Augenblick war ich mir ihrer Existenz stets bewußt gewesen. Ich hatte meine Schwester gespürt, auch wenn wir uns nicht bewußt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher