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1289 - Sterntagebuch

Titel: 1289 - Sterntagebuch
Autoren: Unbekannt
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gleich darauf, daß sie dies auf eine uralte, primitive Art taten. Zwei von ihnen berührten einander nämlich mit den runden Vollhelmen, die nur zweifingerbreite Sichtfenster hatten. Danach suchte der eine mit einem Dritten Kontakt und dieser mit dem nächsten. Durch die Berührung wurde der Schall übertragen, so daß sie sich verständigen konnten.
    Wir waren etliche Stunden mit dem gemächlich dahinschwebenden Gitterwürfel unterwegs, bevor wir an einer diskusförmigen Raumstation anlegten, die durch eine Mittelsäule mit einem unförmigen Metallklumpen aus Wrackteilen verbunden war. Der Diskus hatte einen Durchmesser von fünfzig Metern und war im Zentrum dreißig Meter dick.
    Die Humanoiden scheuchten uns mit Armbewegungen zu einer offenen Schleuse. Das Schott schloß sich hinter uns, kaum, daß wir die Luftschleuse betreten hatten.
    „Legt eure Kampfanzüge ab!" wurden wir über Lautsprecher in der Kriegersprache aufgefordert. „Niemand darf sich dem Desotho bewaffnet nähern."
    Wir gehorchten. Das Innenschott der Luftschleuse ging auf. Vor uns standen zwei Mlironer in enganliegenden Hosen. Der eine hatte sein Haar zu einer barettähnlichen Frisur gefestigt, der andere hatte sein Haar zu handlangen Stacheln geformt.
    Sie setzten sich wortlos in Bewegung, und wir folgten ihnen durch einen Längskorridor zum Zentrum. Der mit der Stachelfrisur öffnete das Schott am Ende des Ganges. Dahinter lag Dunkelheit, die von einer unsichtbaren, flackernden Lichtquelle unzureichend aufgehellt wurde.
    „Der Desotho erwartet euch", sagte der mlironische Türsteher.
    Wir traten in den dunklen Raum, das Schott schloß sich hinter uns. Links von uns war ein mattleuchtender Bildschirm, über den Landschaftsaufnahmen flimmerten. Der Wechsel von Licht und Schatten verursachte das flackernde Licht im Raum. Es waren recht primitive Aufnahmen, zumeist falsch belichtet und unscharf - und natürlich ohne Tiefenwirkung.
    „Urteilt nicht über die schlechte Bildqualität", sagte eine hohe Stimme aus dem Dunkeln vor dem Bildschirm. „Die Aufnahmen wurden unter größten Schwierigkeiten, ja, manchmal sogar unter Lebensgefahr gemacht. Nehmt bitte an meiner Seite Platz."
    Meine Augen hatten sich an das diffuse Licht so weit gewöhnt, daß ich einen Mlironer mit Schneckenfrisur erkennen konnte, der in der Mitte einer drei Meter langen Bank saß.
    Irmina setzte sich links von ihm, ich nahm auf seiner rechten Seite Platz. Als ich ihn von der Seite her ansah, stellte ich fest, daß irgend etwas mit seinem Gesicht nicht stimmte.
    Es wies unzählige schwarze Punkte auf, die sich langsam zu bewegen schienen.
    „Das ist eine Erinnerung an die psionischen Labyrinthe von Trovenoor", sagte er, als könne er meine Gedanken erraten; dabei wandte er die Augen nicht vom Bildschirm. „Psionischer Fallout sozusagen. Ich geriet wahrend eines Kampfes in einen Schauer."
    Ich wandte mich ebenfalls dem Bildschirm zu. Es fiel mir anhand der Pflanzen nicht schwer zu erkennen, woher die Aufnahmen stammten.
    „Das sind Bilder vom mlironischen Dschungel", stellte ich fest. „Es muß lange her sein, daß du zuletzt in deiner Heimat warst."
    „Zweitausend Jahre deiner Zeitrechnung", sagte er. „Und ich werde erst wieder heimkehren, wenn Mliron frei ist. Ich will dort keinen einzigen Somer antreffen."
    Das Bild zeigte ein siloartiges Gebäude, das über den Dschungel hinausragte. Das Dickicht teilte sich, die Kamera glitt wackelnd, so als eile jemand im Laufschritt dahin, auf ein großes Tor zu. Die beiden Flügel gingen auf. Ein Somer erschien, irgend etwas traf ihn aus Richtung der Kamera, er sank aus dem Bild.
    Nun schaltete der Kameramann auf Einzelbild um, so daß die Exkursion durch das Gebäude in Zeitraffer ablief. Die Kamera schwenkte mal hierhin, mal dahin und fing überall die gleichen Bilder ein: In vielfach unterteilten Regalen stapelten sich Gerate, die unschwer als Waffen zu erkennen waren. Dahinter kam eine Garage mit Panzerfahrzeugen, dann eine mit Geschützen...
    Der Bildschirm verdunkelte sich, im Raum ging die Beleuchtung an.
    „Es gibt Hunderte solcher Arsenale auf Mliron", sagte der Mlironer. „Die Somer bauen sie und füllen sie mit Waffen. Sie wollen, daß wir damit gegen unsere Bruder kämpfen.
    Aber wir rühren die Waffen nicht an. Falls wir sie eines Tages doch benutzen, dann höchstens gegen unsere Unterdrucker."
    „Ich kenne die Verhältnisse auf Mliron", sagte ich, obwohl das nicht ganz der Wahrheit entsprach. „Ich war dort.
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