Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1289 - Sterntagebuch

Titel: 1289 - Sterntagebuch
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
an.
     
    4.
     
    Reginald Bull: April 430 NGZ Aus der Ferne bildete Cursaafhar eine weitgespannte, ebenmäßige Sichel, die im Zentrum die größte Ballung von Raumschiffswracks besaß. Zu den beiden Spitzen hin waren die Wracks schon dünner gesät. Es war ein eindrucksvolles Panorama vor dem roten Riesen Ephytra.
    „Wie viele ausrangierte Raumschiffe mögen die Somer hier deponiert haben?" sinnierte Irmina, während sie auf das langsam größer werdende Gebilde starrte: Die ebenmäßige Sichel zeigte immer deutlicher an vielen Stellen Sprünge, Lücken im Wrackgefüge, durch die das Sonnenlicht blitzte.
    „Es sind über hunderttausend", erklärte Paddagall, während er die ASQUASH mit beiden Tentakeln navigierte. Er tat dies über ein Gabelinstrument, in dem alle Steuerelemente integriert waren. „Früher einmal waren es doppelt soviel. Aber seit die Somer die Wracks nicht mehr hier abladen, schrumpft unser Vorrat."
    „Wenn die Somer diesen Ort kennen, dann verstehe ich nicht, daß sie euer Versteck noch nicht angegriffen haben", sagte ich.
    „Wie gesagt, die Somer benutzen den Raumschiffsfriedhof nicht mehr, schon seit zehntausend Jahren oder so nicht mehr", erklärte Paddagall. „Früher deponierten die Somer die Raumschiffe mit Linear- oder Transitionstriebwerken jener Völker hier, denen sie den Enerpsi-Antrieb gaben und in der Folge die Heraldischen Tore. Später bauten sie die Raumschiffe mit konventionellem Antrieb auf Enerpsi um. So geriet Cursaafhar in Vergessenheit."
    „Damals mußten die Somer auch zu deinem Volk Kontakt gehabt haben", meinte Irmina.
    „So muß es gewesen sein", stimmte Paddagall zu. „Nicht auszudenken, wenn sie uns als Intelligenzwesen erkannt und uns in den Permanenten Konflikt verwickelt hätten.
    Strobila würde jetzt sein Heraldisches Tor haben. Es gäbe keine Vakuumzivilisation in Cursaafhar, vielleicht nicht einmal Rebellen in der Kalmenzone, die Ijarkor den Kampf angesagt hätten. Was für ein Segen, daß uns die Kodexwahrer des Ewigen Kriegers übersehen haben."
    „Wie groß ist Cursaafhar?" wollte ich wissen.
    „Der Bogen mißt fast zwei Drittel des Durchmessers von Strobila", antwortete Paddagall.
    „Also über zehntausend Kilometer", stellte ich beeindruckt fest.
    Wir näherten uns dem Zentrum der Sichel mit der stärksten Ballung von Wrackteilen.
    Doch die meisten der Wracks waren gar nicht mehr als solche zu erkennen. Die Schiffsteile waren zu bizarren Gebilden zusammengeschweißt, von denen mich manche an meine EXPLORER aus 1600 Segmenten erinnerten. Aber dieses Monster-Puzzle-Virenschiff hatte eigentlich nie mir gehört, und ich hatte auch nie das Kommando darüber angestrebt.
    Rückerinnernd bereute ich das. Als ich von der Erde gestartet war, da wollte ich keine Verantwortung übernehmen, keine großen Taten setzen und nichts von kosmischen Aufgaben wissen. Aber aus dem beschaulichen ESTARTU-Stroll war nichts geworden.
    Die von Stalker gepriesenen Wunder waren keine phantastischen Sehenswürdigkeiten, die man bestaunen konnte. Wer nur die Spur einer Verantwortung besaß, mußte sich über Sinn und Zweck dieser Wunder Gedanken machen und erkennen, welche Gefahren ihnen innewohnten.
    Das ganze Ausmaß der Bedrohung, die von den Wundern von ESTARTU ausging, hatten wir noch nicht erkannt. Aber wir würden schon noch dahinterkommen. Der Traum vom geruhsamen Spaziergang war vorbei, und das war gut so. Ich hatte rechtzeitig eingesehen, daß man sich der Verantwortung stellen mußte, wenn sie auf einen zukam.
    Die ASQUASH drang in eine breite Schneise zwischen drei unförmigen metallenen Gebilden ein, die durch Stege miteinander verbunden waren. Dahinter lag freier Raumsektor mit einem Durchmesser von etwa tausend Metern, der im Hintergrund von weiteren Wrackgebilden abgegrenzt war, die so dicht standen, daß sie die rote Sonne Ephytra verdeckten.
    Im Zentrum des Freiraums schwebte ein halbes Dutzend ephytranische Flossenschiffe vom Typ der ASQUASH. Als wir daran vorbeiflogen, war zu erkennen, daß sie sich in verschiedenen Stadien der Fertigung befanden. Zwischen ihnen schwebten Gestalten in Raumanzügen, Beiboote und Materialtransporter pendelten hin und her.
    „Wir brauchen Nachschub, um die Schiffe fertig stellen zu können", sagte Paddagall.
    „Vor allem hochwertige Elemente und Rohstoffe für die technischen Anlagen fehlen uns.
    Ihr könnt euch vorstellen, daß Dagruun recht sauer war, als ihm die Beschlagnahmung eurer Virenschiffe untersagt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher