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1289 - Sterntagebuch

Titel: 1289 - Sterntagebuch
Autoren: Unbekannt
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vorgeführt wurden, der gerade mit einem Dutzend anderer Ephytraner an einem der bekannten Nierentische tafelte. Er winkte uns mit beiden Tentakeln zu den zwei freien Schalensitzen in der Niereneinbuchtung, während er gleichzeitig an einem verschlungenen Kannenhals saugte.
    Dagruun trug eine silbern glitzernde Torsokombination, die am Hinterkörper metallen verstärkt war. Inzwischen wußten wir, daß in der Ausbuchtung am Hinterleib der Sitz des Gehirns war, so daß man Dagruuns metallenen Schutz mit etwas großzügiger Auslegung als Helm bezeichnen konnte.
    „Dies ist eine gerichtliche Voruntersuchung", erklärte uns der Kaiser von Cursaafhar und forderte uns dabei mit den Tentakeln auf, uns an der Tafel zu bedienen. „Über euch wird kein Urteil gefällt, aber alles was ihr sagt - und tut -, kann gegen euch verwendet werden."
    „Wessen werden wir beschuldigt?" erkundigte sich Irmina ruhig. „Wir sind uns keines Vergehens gegen die Ephytraner bewußt. Ist bekannt, daß wir Toshins sind, von einem Ewigen Krieger geächtet und gezeichnet wurden? Wir sind Verbündete!"
    „Das ist bekannt", erwiderte Dagruun ungerührt. „Aber das Toshin-Mal zeichnet euch nur als Gegner der Ewigen Krieger aus. Es macht euch nicht gleichzeitig zu unseren Verbündeten. Stärkt euch, das schärft die Sinne. Ihr werdet bei eurer Verteidigung einen klaren Verstand brauchen."
    Die Ephytraner aßen für ihr Leben gern und nutzten jede sich bietende Gelegenheit für eine Schlemmerorgie. Es verblüffte uns darum gar nicht mehr, daß sie ihre Freßsucht nicht einmal während eines Verhörs einschränkten.
    Dagruuns Tafel dagegen hatte einige Überraschungen für uns bereit. Der Nierentisch besaß ein raffiniertes System von mechanischen Kränen, Aufzügen und Förderbändern, das jede gewünschte Speise auf Knopfdruck heranbrachte, wenn man erst einmal das System durchschaut hatte. Aber da Irmina und ich nicht hungrig waren, spielten wir einfach nur mit den Armaturen herum.
    „Kennt ihr die Bedeutung des Dritten Weges?" fragte Dagruun und wühlte mit seinem Rüssel in einer Schüssel.
    „Im Prinzip schon, es kommt nur darauf an, welche Art des Dritten Weges du meinst", erwiderte Irmina, nachdem ich ihr ein Zeichen gegeben hatte. „Meinst du jenen Dritten Weg, wie er in Siom Som und den anderen Galaxien von ESTARTU praktiziert wird und der zur Politik des Permanenten Konflikts ausgeartet ist? Oder meinst du die andere Art, den wahren Dritten Weg, wie ihn wir Galaktiker zu gehen gedenken?"
    „Welche feine Unterscheidung macht ihr denn auf eurer Gratwanderung?" fragte Dagruun.
    „Wir suchen den Mittelweg der Freiheit und Unabhängigkeit, zwischen den Chaotarchen und den Kosmokraten", antwortete Irmina. „Wir anerkennen keine Übermächte als Schutzherren, noch gibt es bei uns eine galaktische Macht, die die Milchstraße beherrscht. Die Galaktiker regieren sich selbst, jeder einzelne hat ein Mitspracherecht."
    „Das klingt nach Anarchie", sagte Dagruun. „Und wollte man spitzfindig sein, könnte man sagen, daß ihr euch damit selbst den Chaosmächten ausliefert. Aber lassen wir Spitzfindigkeiten. Wir wollen die Voruntersuchung nicht unnötig komplizieren. Es ist inzwischen nämlich bekanntgeworden, daß ihr Galaktiker Sklaven der Kosmokraten seid."
    „Das ist doch Unsinn", mischte ich mich ein. „Ohne Zweifel wirst du dich mit unserer Geschichte befaßt haben, doch siehst du sie verzerrt. Du besitzt offensichtlich nur ein Teilwissen und benutzt daraus nur jene Punkte, die gegen uns sprechen. Ich hätte für jedes deiner Argumente ein Gegenargument. Aber ein solches Vorgehen erscheint mir als unsinnig. Es geht doch um ganz andere Dinge."
    „Irrtum", behauptete Dagruun. „Es geht darum, ob ihr Handlanger der Kosmokraten seid."
    „Was spielt denn das für eine Rolle im Permanenten Konflikt?" wollte ich wissen. „Wir sind, wie ihr, gegen das Regime der Ewigen Krieger, weil, wenn wir uns nicht rechtzeitig dagegen wappnen, in unserer Galaxis eine ähnliche Entwicklung wie bei euch stattfinden könnte. Für uns geht es darum, dies zu verhindern und euch in eurem Kampf zu unterstützen, um den Kriegerkult zu schwächen. Akzeptierst du das?"
    „Du drückst dich sehr geschickt um den Kern des Problems herum", sagte Dagruun. „Aber jetzt hört einmal, wie wir die Lage sehen, Toshins. Vulbadd wird es euch erklären."
    Der Ephytraner, der links von Dagruun saß, war gerade bemüht, einen faustdicken Brocken durch seine Mundöffnung zu
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