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1286 - Todesruf der Geisterfrau

1286 - Todesruf der Geisterfrau

Titel: 1286 - Todesruf der Geisterfrau
Autoren: Jason Dark
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Bill schüttelte leicht den Kopf, obwohl die Stiche wieder zunahmen. »Das verstehe ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. »Irgendetwas ist da faul, denn hier im Brief steht, dass sich der gute Ray Patton selbst umgebracht hat…«
    »Ein Suizid also«, sagte Sheila.
    »Genau das.«
    »Und was, bitte, ist daran so ungewöhnlich? Abgesehen davon, dass es schlimm genug ist. Es ist noch nicht lange her, da habe ich gelesen, dass die Selbstmorde zunehmen und…«
    »Nein, Sheila, nicht Ray Patton.«
    »Ach. Und was macht dich so sicher?«
    Bill drehte langsam den Kopf. »Weil ich ihn kenne. Ray war in meinem Alter. Er war ein Typ, der das Leben genoss. Er war auch nicht verheiratet, er hat sich so durchgeschlagen und war mit seinem Job verwachsen. Jetzt ist er tot, das begreife ich nicht…«
    Sheila sah, dass das Ableben des Mannes Bill sehr nahe ging. Sie schwieg fast eine Minute lang und wandte sich dann mit leiser Stimme an ihn.
    »Du hast vorhin einen Begriff genannt. Grabstein-Patton, wenn ich mich nicht verhört habe.«
    »Das ist richtig.«
    »Wieso habt ihr ihn so genannt?«
    »Ray war jemand, der Berichte über Friedhöfe geschrieben hat. Er war ein guter Fotograf und hat sich auf Grabsteine konzentriert. Er hat sogar ein Buch darüber herausgebracht. Die Texte schrieb seine Schwester Gilda, die Schriftstellerin ist. Da war es natürlich leicht, einen Spitznamen für ihn zu finden. Du hörst, es ist also nichts Geisterhaftes oder Unheimliches dabei.«
    »Das stimmt.« Sheila reckte ihr Kinn vor. »Wer hat denn den Brief geschrieben? Eine normale Todesanzeige ist das wohl nicht - oder?«
    »Das ist wohl wahr. Seine Schwester Gilda schrieb ihn.«
    »Darf ich ihn lesen?«
    »Bitte.«
    Sheila nahm ihn an sich. Bill hatte ihn nicht mal ganz gelesen, und so las sie, was Gilda Patton schrieb. Sie machte aus ihrem Herzen keine Mördergrube und ging davon aus, dass ihr Bruder indirekt zu dieser Tat gezwungen worden war.
    Langsam legte sie ihn zur Seite und wandte sich wieder an Bill, der stumm am Tisch saß und sich auch nicht bewegte. »Du hast ihn irgendwie gemocht - oder?«
    »Ja.«
    »Dann solltest du dir den Brief bitte genau durchlesen.«
    »Danke.«
    Bill hatte noch einige Schwierigkeiten wegen seiner Kopfschmerzen. Da fiel ihm das Konzentrieren nicht so leicht, aber auch er wunderte sich darüber, was Gilda Patton geschrieben hatte.
    Als er den Brief auf den Tisch legte und einen Schluck Kaffee getrunken hatte, war sein Gesichtsausdruck sehr nachdenklich. »Ich glaube auch, dass mehr hinter seinem Tod steckt. Ich kenne seine Schwester zwar nur flüchtig, habe sie mal kurz gesehen, aber wenn sie das schreibt, hat sie auch einen Verdacht.«
    »Dann sollten wir uns darum kümmern.«
    »Wie meinst du das denn?«
    »Ruf sie an.«
    »Ja, Sheila, das wird wohl am besten sein. Ich werde mir die Telefonnummer heraussuchen und…«
    Sie schlug ihm leicht auf die Schulter. »Lass mal, Bill, das erledige ich.«
    »Danke.«
    Sheila verschwand aus der Küche und ließ ihren Mann allein zurück, der sehr nachdenklich am Tisch saß.
    Bill ging so einiges durch den Kopf. Er dachte an Ray Patton, den Mann, der immer etwas verrückt gewesen war. Er hatte sich nie so ganz fügen wollen. Schon vor Jahren hatte er Ringe an beiden Ohren getragen und sich auch piercen lassen. Er hatte Spaß am Leben gehabt und die Zeit genossen. Er hatte feiern, aber auch arbeiten können. Sein Markenzeichen waren außerdem die selbstgedrehten Zigaretten gewesen, deren Tabak er immer mit einem Hauch von Haschisch vermischt hatte, um ständig gut drauf zu sein.
    Und jetzt war er tot! Selbstmord!
    »Nein«, flüsterte Bill vor sich hin. »Da stimmt was nicht. Es muss etwas anderes dahinter stecken. Sonst hätte Gilda Patton mir nicht diese Nachricht geschickt.«
    Sheila kehrte zurück und drückte Bill das Telefon in die Hand. »Gewählt habe ich bereits.«
    Der Reporter hörte das Freizeichen. Es dauerte nur Sekunden, dann vernahm er eine Frauenstimme, die sich mit einem neutralen »Ja bitte« meldete.
    »Bill Conolly hier.«
    »Ho!« Der Ruf glich beinahe einem Schrei. »Du… du… hast meinen Brief bekommen?«
    »Ja, an diesem Morgen.«
    Er hörte sie ein paar Mal tief atmen. »Nun ja, dann weißt du ja, welche Meinung ich vertrete.«
    »Stimmt, Gilda. Zunächst möchte ich dir mein Beileid aussprechen. Es tut mir so verdammt Leid. Ich kann mir nicht vorstellen, was Ray dazu getrieben haben könnte, selbst in
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