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1280 - Der Engel und sein Henker

1280 - Der Engel und sein Henker

Titel: 1280 - Der Engel und sein Henker
Autoren: Jason Dark
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das Laub hineinfuhr und es zum Rascheln brachte.
    Der Van stand so, dass ich mich dem Fahrzeug von der Rückseite her näherte, was ich nicht unbedingt wollte, denn der schnelle Blick in das Fahrzeug hinein war mir wichtiger.
    Ich erreichte die linke Beifahrerseite und sah die beiden Schläuche, die auf der Kühlerhaube lagen und auch darüber hinweghingen. Zugleich hörte ich das Tropfen, das bei normalem Lautpegel bestimmt nicht zu hören gewesen wäre.
    Den Toten fand ich bäuchlings auf der Motorhaube liegend. Es war Fatty, und das Tropfen stammte von seinem Blut, dass sich bereits einen Weg gebahnt hatte und nun zu Boden tropfte.
    In mir krampfte sich etwas zusammen. Was ich nun tat, das machte ich nicht gern, doch es musste sein. Ich wollte die schreckliche Gewissheit bekommen.
    Der blasse Lichtkegel tanzte über die Gestalt hinweg und erreichte auch den Nacken.
    Sofort zuckte ich zurück. Der erste Anblick hatte mir gereicht. Hier hatte der Henker grausam zugeschlagen. Der Kopf lag zwar noch auf der Motorhaube, aber ich fand nicht heraus, ob er noch mit dem Körper verbunden war.
    In mir schoss ein wahnsinniger Hass auf diese verfluchte Gestalt hoch. Einen hatte ich gefunden, aber es gab noch eine Person, den Anführer Craig Logan.
    Er lag nicht auf der Motorhaube. Er lag auch nicht auf dem Boden, doch so einfach gab ich nicht auf. Ich drehte meinen Arm mit der Lampe und schickte den Strahl durch die Scheibe.
    Dahinter sah ich ein Gesicht!
    Es war nicht genau zu erkennen, aber dieser blasse Fleck ließ auf nichts anderes schließen. Ich musste auch nicht erst den Schmutz außen von der Scheibe wischen, um zu erkennen, um wen es sich bei dieser Gestalt handelte.
    Es war Craig Logan. Er hatte es bis in sein Fahrzeug geschafft, und doch hatte er sein Leben nicht retten können. Der Henker war schneller gewesen.
    Ich wollte ihn trotzdem sehen. Bevor ich die Fahrertür an der rechten Seite öffnete, schaute ich mich um. Der Henker war da, das wusste ich, aber er war weder zu sehen, noch zu spüren, und genau das machte mich so nervös.
    Mit einem Ruck öffnete ich die Tür.
    Craig Logan war nicht mehr dazu gekommen, sich anzuschnallen. Durch das Öffnen der Tür war er zur Seite gerutscht, weil er an ihr gelehnt hatte. Der Kopf fiel ihm nicht ab, doch als ich zugriff, um die Gestalt zu halten, spürte ich sehr schnell die Nässe an meinen Händen und sah dann auch die Wunde in seiner Brust. Die helle Innenbeleuchtung des Wagens zeigte mir den Anblick in brutaler Deutlichkeit. Ich sah auch, dass das Blut bis gegen die Scheibe gespritzt war und dort die Flecken hinterlassen hatte.
    Ich schloss die Tür und lehnte mich mit dem Rücken von außen dagegen. Verdammt, ich musste erst mal zu mir kommen. Derartige Szenen erlebte ich auch nicht jeden Tag, aber ich wusste jetzt, dass der Henker seine Abrechnung nicht mehr verschieben würde. Drei Menschen hatte er sich geholt, doch die Person, auf die es ihm ankam, lebte noch.
    Ab jetzt machte ich mir Vorwürfe, weil ich Lavinia Kent allein gelassen hatte. Sie war ohne Schutz, und genau das würde dieser wahnsinnige Mörder ausnutzen.
    Ich eilte zum Haus zurück. Mein Herz schlug jetzt schneller, aber nicht nur das irritierte mich leicht.
    In der Stille und auf Grund des offenen Fensters, drang eine Stimme nach draußen, und es war nicht die der Psychologin Lavinia Kent.
    Eine Männerstimme…
    Und der Henker war ein Mann!
    ***
    Zuerst hatte Lavinia Kent hinter John Sinclair herlaufen wollen, weil sie sich plötzlich in ihrer eigenen Wohnung so einsam und verlassen vorkam. Dann hatte sie es sich anders überlegt. Sie wollte nicht als eine hysterische Ziege dastehen, obwohl bei diesem verdammten Fall jede Entschuldigung gerechtfertigt gewesen wäre.
    Jetzt spürte sie ihr Alleinsein überdeutlich. Es war niemand in der Nähe, sie sah keinen Menschen, und doch hatte sie den Eindruck, nicht allein zu sein.
    Etwas belauerte sie!
    Jemand wartete in einer unsichtbaren Welt, in die Lavinia nicht hineinschauen konnte. Aber er sah sie. Er beobachtete jeden ihrer Schritte, und sie brachte diese Gestalt auf keinen Fall mit ihrem Schutzengel in einen Zusammenhang.
    Die Psychologin, die anderen Menschen so oft Rat erteilt hatte, brauchte jetzt selbst Hilfe. Sie wurde immer nervöser. Sie konnte nicht an einem Platz bleiben und ging deshalb durch das Zimmer, wobei ihr Ziel das Fenster war.
    Sie dachte erst wieder an die Scherben, als sie darauf trat und es unter ihren Füßen knirschte.
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