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1267 - Das chinesische Grauen

1267 - Das chinesische Grauen

Titel: 1267 - Das chinesische Grauen
Autoren: Jason Dark
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ehrlich zu. »Aber ich habe nachgedacht. Es könnte einen rituellen Hintergrund haben. Jemand sammelt die Glieder von Menschen. Fragt mich nicht, warum das so ist, aber es könnte eine weitere Frankenstein-Variante sein, eine moderne, denn dessen Helfer ist damals über den Friedhof geschlichen und hat Gräber geöffnet. Das ist hier nicht der Fall gewesen, man hat sich eben auf eine andere Art und Weise bedient, wobei ich mich eines Kommentars darüber enthalte, welche dieser Varianten schlimmer ist.«
    »Frankenstein hat damals einen künstlichen Menschen erschaffen wollen«, sagte ich.
    Tanner blickte mich mit seinem bohrenden Blick an. »Denkst du, dass es sich hier wiederholt?«
    »Kann sein. Zumindest würde es mich nicht wundern. Wir haben schon alles erlebt.«
    »Dann fehlt uns nur noch der rechte Arm«, sagte Tanner leise, »und die dazugehörige Leiche.« Er stieß die Luft aus und schüttelte den Kopf. »Verdammt noch mal, ich drehe hier noch durch. Da kriegt man auf seine alten Tage immer noch etwas geboten, auf das man verzichten kann. Werden die Menschen immer schlimmer?«
    »Nein, Tanner.« Ich schüttelte den Kopf. »Sie werden nicht schlimmer. Die Menschheit war schon immer so. Da brauchst du nur die Geschichte durchzuforschen. Damals haben sie nicht anders reagiert als heute. Es ist immer viel Grauenvolles passiert. Nur leben wir heute in einer Mediengesellschaft. Da kommt alles sehr schnell auf den Tisch, was in früheren Zeiten nicht möglich war. Da war nur ein gewisser Kreis von Eingeweihten informiert. Die Masse der Bevölkerung hat man dumm gehalten.« Ich winkte ab. »Ändern kann ich es nicht, sondern nur versuchen, es so gering wie möglich zu halten.«
    »Das heißt in unserem Fall, dass wir nicht noch eine Tote finden, der der rechte Arm fehlt.«
    »Genau. Wir müssen schneller sein.«
    Tanner nickte. »Das hatte ich auch gedacht, als ich die erste Leiche fand. Leider ist es mir nicht gelungen. Ich bin mit meinen Leuten nicht schneller gewesen. Wir haben es nicht geschafft, die Morde zu verhindern, und wir sind auch nicht weitergekommen, obwohl wir recherchiert haben.« Er sah Suko an. »Es waren deine Landsleute, die uns wie eine Mauer des Schweigens entgegentraten. Niemand wollte etwas gesehen und gehört haben. Es war einfach unmöglich für uns, obwohl wir die Angst der Leute schon fast körperlich spürten.«
    »Da wirst du auch nicht viel erreichen«, sagte Suko. »Wenn sie nicht wollen, dann reden sie nicht.«
    »Habe ich erlebt. Und was hältst du von meiner These, dass es sich hier um Ritualmorde handelt?«
    »Kann schon sein.«
    »Das hätte ich auch sagen können.«
    »Kennst du die Namen der drei Toten?«
    »Nein, nicht alle. Ich weiß nicht, wie diese Frau hier heißt. Die anderen haben wir schon herausgefunden, aber das nur nach vielen Mühen. Groß etwas anfangen konnten wir damit nicht. Sie lebten allein hier in London und schlugen sich eben so durch.«
    »Als was?« fragte ich.
    »Sie waren jung und hübsch. Beide arbeiteten in der Szene. Offiziell als Bardamen in den entsprechend exotischen Lokalen. Es kann sein, dass diese Tote hier eine Kollegin ist. Das heißt, ich gehe davon sogar jetzt aus.«
    »Das ist nicht schlecht gedacht. Jedenfalls werden wir uns dahinterklemmen.«
    Tanner deutete auf Suko. »Ist das nicht eher seine Sache? Kann man ihn nicht als Eisbrecher einsetzen? Wenn jemand weiterkommt, dann ist es doch Suko. Ihm als Landsmann wird man eher Vertrauen entgegenbringen, nehme ich an.«
    Suko winkte ab. »Das ist nicht falsch gedacht, aber ich habe da schon meine Bedenken.«
    »Wieso?«
    »Ganz einfach. Ich bin bei meinen Landsleuten mittlerweile bekannt. Man weiß sehr genau, wie man mich einzuschätzen hat, und großes Vertrauen wird man mir auch nicht entgegenbringen.«
    Tanner nickte. »Das befürchte ich auch. Trotzdem bist du näher dran als ich.«
    »Klar, dass wir uns um den Fall kümmern. Wir müssen nur herausfinden, mit wem die Toten als Lebende Kontakt gehabt haben.«
    »Da habe ich auf Granit gebissen.«
    »Okay. Habt ihr Fotos der Toten?«
    »Klar, die bekommt ihr auch. Und auch ein Bild von dieser Leiche. Zum Glück ist das Gesicht nicht zerstört worden.« Tanner schüttelte wieder den Kopf. »Warum tut jemand so etwas? Warum verdammt noch mal?«
    Suko klopfte ihm auf die Schulter. »Wir werden es herausfinden.«
    »Ja, Freunde. Was ich tun kann, werde ich tun, und ich weiß auch, dass ihr erst mal arbeiten müsst wie ich. Wir fahren zu mir
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