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1267 - Das chinesische Grauen

1267 - Das chinesische Grauen

Titel: 1267 - Das chinesische Grauen
Autoren: Jason Dark
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Touristen.
    Die Kellner trugen weiße Hemden und schwarze Hosen. Geschickt bewegten sie sich mit dem Essen durch die schmalen Gänge zwischen den Tischen, auf denen die Warmhalteplatten für das Essen standen.
    Dabei verdampfte immer wieder Flüssigkeit, und innerhalb des Lokals hatte sich ein säuerlicher Geruch ausgebreitet, den ich auch von anderen China-Restaurants her kannte.
    Wir waren rechts der Tür stehen geblieben und fielen deshalb auf. Ein kleiner Mann mit dunklem Anzug und ebenfalls dunkler Fliege zum weißen Hemd näherte sich uns. Das Lächeln auf seinen Lippen schien er schon aus dem Mutterleib mitgebracht zu haben, aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen.
    »Suchen die Herren einen Tisch?«
    Ich überließ Suko die Antwort. »Nein, wir möchten nichts essen.«
    »Sehr wohl. Es gibt noch andere Paradiese bei uns.«
    »Da wollen wir hin.«
    »Darf ich vorgehen?«
    »Ja.«
    Wir ließen etwas Distanz zwischen dem Geschäftsführer und uns. So konnten wir uns unterhalten, ohne dass wir von dem Knaben gehört wurden. »Kennst du ihn?«
    »Nein, John. Er gehört nicht zu meinen Vettern. Aber er kennt uns oder zumindest mich. Das habe ich in seinen Augen gelesen. Man weiß jetzt Bescheid.«
    »Damit mussten wir rechnen.«
    Es gab einen offenen Durchgang, der dorthin führte, wo sich das Vergnügen etabliert hatte. Es war noch nicht der Nachtisch, denn in diesem Raum konnte man sich Geld für den Nachtisch holen oder auch vieles verlieren, denn hier wurde gespielt. Roulette. Black Jack. Aber auch Automaten standen an den Wänden. Es gab kaum einen freien Apparat. Hier versuchten die Ärmsten ihr Glück.
    Kronleuchter unter der Decke, in deren Glas sich das Licht brach, gaben den Eindruck, als hingen riesige Scherben in der Luft, die sich nicht trauten, nach unten zu fallen. Spiegel an den Wänden vermittelten den Eindruck von Größe, und die Wände selbst waren mit Holz bedeckt, das einen spiegelnden und lackartigen Anstrich bekommen hatte und die Umgebung etwas vornehmer aussehen ließ.
    Vornehm waren auch die Croupiers an ihren Tischen. Zumindest waren sie so gekleidet. Weniger vornehm allerdings zeigten sich die Gäste. Manche hockten dort in ihren T-Shirts oder Hemden und hatten die Jacketts abgelegt.
    Es war nicht laut und auch nicht ruhig. Um uns herum breitete sich eine besondere Geräuschkulisse aus, die ich schon aus anderen Spielsalons her kannte. Da war ein ewiges Gemurmel und Geflüster zu hören. Wie eine Musik schwebte es über allem, aber es war nicht störend. Irgendwann gewöhnte man sich daran.
    Hinzu kam noch die gewisse Spannung in diesem Spieltempel. Man glaubte, die Emotionen der Menschen riechen zu können. Das Hoffen, das Bangen, den stillen Jubel und im Gegensatz dazu die tiefe Enttäuschung, wenn ein Teil des Vermögens verloren war.
    Der Geschäftsführer oder wer immer dieser Knabe war, verbeugte sich vor uns. »Ich hoffe, es gefällt den Herrschaften einigermaßen.«
    Ich nickte. »Sieht ganz gut aus.«
    »Danke.«
    »Eine Frage noch«, meinte Suko und lächelte dabei völlig harmlos. »Sind Sie der Besitzer hier oder…«
    »Nein, nein, Sir, auf keinen Fall. Ich bin nur jemand, der dafür sorgt, dass es unseren Gästen an nichts fehlt.«
    »Ach, tatsächlich? Ich hatte gedacht, dafür sorgen die Bewohnerinnen des dritten Paradieses.«
    »Da tun sie ihr Bestes. Sie können dort einen Drink in einer netten Umgebung nehmen.«
    »Genau das wollen wir«, sagte ich.
    Der Typ legte den Kopf schief und verbeugte sich leicht. »Sie werden bestimmt zufrieden sein. Außerdem haben Sie sich eine gute Zeit ausgesucht. Der Betrieb ist noch nicht so stark. Das wird sich später ändern.«
    Suko hatte noch eine Frage offen. »Wer ist denn nun der Besitzer dieses Etablissements?«
    »Bitte… ähm…« Der Typ kam plötzlich aus dem Konzept. Das hatte ihn wohl noch nie jemand gefragt.
    »Den Namen!«
    »Ähm… warum?«
    »Wir möchten nur wissen, wem dieser Laden hier gehört. Ist das so schlimm?«
    »Ich… ich weiß es nicht.« Das Gesicht des Mannes war jetzt rot angelaufen.
    »Sollen wir Ihnen das glauben?«, höhnte Suko.
    »Ja, aber es stimmt. Es gehört wohl einer Gesellschaft, in der sich Anleger zusammengefunden haben.«
    »So ist das.« Suko lächelte raubtierhaft. »Dann habe ich die Frage wohl falsch gestellt. Wer ist hier der Chef? Wer hat das Sagen?«
    Der »Pinguin« hatte sich wieder gefangen. Sehr forsch fragte er: »Wollen Sie sich beschweren?«
    »Nein, noch nicht.
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