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1264 - Der Flug der LOVELY BOSCYK

Titel: 1264 - Der Flug der LOVELY BOSCYK
Autoren: Unbekannt
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in die Nähe der Gravokuppel wagten. Es hatte alle Maßnahmen getroffen, um die zehntausend Vironauten vor einem übergeschnappten Androiden zu schützen.
    Chip blies seine Wangen auf und stieß dann geräuschvoll die Luft aus. „Ha!" machte er. „Wäre ja gelacht. Von wegen Kleinkrämerei! Hier werden ganze Brötchen gebacken!"
    Er hob vom Boden ab und raste durch die Halle hindurch. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein Panoramafenster, und im Tageslicht des Planeten Lemparr, das von draußen hereinfiel, sah er die Gravokuppel aufragen. Neben anderen, kleineren Kuppeln stach ihm besonders die goldene Farbe der größten Kuppel ins Auge, unter der der Enerpsi-Antrieb untergebracht war.
    Die LOVELY BOSCYK besaß annähernd die Form eines runden Käseleibs, an dem an mehreren Stellen geometrische Stücke herausgeschnitten worden waren. Hinter den Zapfen und Kleinkuppeln, in denen die technischen Stationen untergebracht waren, fehlte ein rechteckiges Stück mit einem Teil des Kreisbogens. Auf der gegenüberliegenden Seite des Schiffes lag die „Fabrik", eine autarke Einheit mit eigenem Enerpsi-Antrieb, die zum Einholen und Verwerten von Rohstoffen ausgeschickt werden konnte. In ihr waren auch die Lagerhallen untergebracht. Vorn am Bug hing seitlich verschoben wie eine Geschwulst der Kommandostand, der außer der Zentrale auch die wichtigsten wissenschaftlichen Stationen und die Aufenthaltsräume für die Besatzungsmitglieder enthielt. Von der Seite gesehen sah die LOVELY BOSCYK einer Stadt aus etlichen großen und kleinen Kuppeln ähnlich, die auf einem Ring auf dem Wasser schwamm. Manche Vironauten nannten das Schiff deshalb auch Die Schwimmende, weil sie wie eine Stadt durch das Weltall trieb und sich an den energetischen Strömungen und Linien des Psinetzes entlangbewegte. Die Maße des Schiffes spielten dabei lediglich eine untergeordnete Rolle, aber mit einem größten Durchmesser von 600 Metern und einem kleinsten von 530 sowie einer maximalen Höhe von 130 Metern war die LOVELY BOSCYK zu Chips Verdruß nicht das größte Virenschiff, seit es die EXPLORER mit ihren zahlreichen Segmenten gab.
    Zudem besaß die BOSCYK keine größere Besatzung als dazumal die SOL am Beginn ihrer langen Odyssee auf der Suche nach der Milchstraße. Zehntausend Menschen in dem kleinen Virenschiff! Wer nicht wußte, wie kompakt das Schiff gebaut war, glaubte es nicht. Aber ein Virenschiff benötigte eben keine ausladenden Kapazitäten für die Unterbringung komplizierter NUGAS-Triebwerke und sonstiger Anlagen, wie sie zum An- und Abkoppeln von SOL-Zellen nötig waren. Ein Virenschiff war eine funktionelle Einheit mit einem Bewußtsein.
    Etwas, das den Eindruck von Lebendigkeit vermittelte, obwohl die Virenkonglomerate längst erstarrt waren. Jedes Lebewesen in einem solchen Schiff spürte diese Lebendigkeit.
    Vielleicht mit Ausnahme des Androiden.
    Cornelius Tantal wandte sich hastig von dem Panoramafenster aus Virenmaterial ab. Er steuerte auf die winzige Öffnung an einem Verbindungsgang zu. Es war ein Versorgungsschacht. Ab und zu war der Siganese schon in solchen Bereichen herumgeklettert. Die Schächte besaßen nur entfernt Ähnlichkeit mit den Leitungsschächten herkömmlicher Schiffe.
    Bei seiner Annäherung öffnete sich die Luke selbsttätig, und Chip beeilte sich mit dem Einsteigen.
    Er glitt hindurch, und um ihn herum wurde es hell. Die Wandung des waagrecht verlaufenden Schachtes begann zu leuchten. „Jo ist noch immer unter der Kuppel. Er hat seinen Standort nur unwesentlich verändert. Nach wie vor manipuliert er den Antrieb. Ich kann die Oberfläche des Planeten nicht verlassen", flüsterte das Schiff mit jeder Virenfaser und jeder Leitung! Einige Virenröhren waren halb durchsichtig. In ihnen floß Trinkwasser in die verschiedenen Bereiche des Schiffes. „Ich weiß nicht, warum Jo das tut. Er muß wissen, daß er möglicherweise das Leben aller Vironauten der LASHAT auf dem Gewissen hat, wenn er nicht zur Vernunft kommt!"
    „Ich weiß schon, warum er es tut!" zischte Chip. Er fuhr sich in die Haare und zerwühlte sie. Sie standen nach allen Richtungen ab. „Er ist verrückt. Der Androide muß schleunigst aus dem Verkehr gezogen werden!"
    Er tätschelte den Hochenergiestrahler, der an seinem Einsatzgürtel hing. Daneben hatte er ein kleines Ledertäschchen befestigt, in dem sich ein eiförmiger Gegenstand abzeichnete.
    „Du hast eine Sprenggranate bei dir", stellte das Virenschiff fest. „Willst du
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