Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1262 - Schule der Helden

Titel: 1262 - Schule der Helden
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
merkte sie, wie sich der große, dünne, kahle Mann plötzlich wie unter Schmerzen krümmte. Beinahe wäre sie ihm zu Hilfe geeilt, erinnerte sich aber noch rechtzeitig an den hornexischen Stolz und hielt sich zurück. Aber sie blieb noch eine Weile in ihrem Büro, um ihrem Chef die Gelegenheit zu geben, sie nötigenfalls zu Hilfe zu rufen. Aber der erwartete Ruf kam nicht, und nach einer Viertelstunde verließ sie das Konsulat.
    Irgendwie, so mußte sie sich eingestehen, war ihr der Konsul unheimlich. Er hatte irgend etwas an sich, das ihn unmenschlich im Sinne von nichthumanoid erscheinen ließ.
    Sheela konnte sich aus irgendwelchen Gründen nicht vorstellen, daß ein Wesen wie er von einem Terraner abstammen sollte.
    Andererseits, 1600 Jahre waren eine lange Zeit, in der es unter fremdartigen Lebensbedingungen schon zu starken Veränderungen des Erbguts kommen konnte.
    Sheela beschloß, die wenigen hundert Meter zum Lager von Elbush Novitäten zu Fuß zurückzulegen; sie wollte nicht einmal das Förderband benutzen.
    Zu ihrer größten Überraschung stand es ohnehin still, und zwar alle vier Geschwindigkeitsbänder in beiden Richtungen. Bei der nächsten Kreuzung gab es einen größeren Menschenauflauf. Alle starrten zu einem Hochhaus hinauf, auf dem sich heller Raumschimmel ausbreitete. Ein halbes Dutzend Antigravscheiben mit Robotern, die irgendwelche Messungen anstellten, umschwärmten den beachtlich großen Schimmelfleck. Auch die Straßenkreuzung war vom Raumschimmel befallen, und die Ordnungsorgane, menschliche und robotische, waren nicht in der Lage, die Menschenmenge auseinander zu treiben.
    „Ist ja nur Raumschimmel!" rief jemand, und alle lachten. Die Terraner nahmen diese Gefahr nicht sehr ernst, weil man sich jederzeit davor in Sicherheit bringen konnte. Aber auch an die Zeitflecken hatte man sich gewöhnt, und wer noch nicht von diesem Phänomen betroffen war, sah dies beinahe schon als Benachteiligung an. Daß es auch bereits einige Opfer gegeben hatte, wie etwa den Space-Jet-Pilot, der während des Starts einen Zeitsprung von nur einer Minute gemacht hatte und dann aus der Luft auf die Piste gefallen war, wurde schnell wieder vergessen. Auch an die Mannschaft der Raumstation, die vom Raumschimmel halb verzehrt worden war und die beinahe im Vakuum umgekommen wäre, verschwendete man kaum einen Gedanken. Dafür erzählte man sich Anekdoten wie jene von dem untreuen Ehemann, dem die Freundin im ungünstigsten Augenblick von einem Zeitfleck geholt worden war, und die erst nach eineinhalb Stunden wieder im ehelichen Schlaf gemach aufgetaucht war, als seine Angetraute bereits wieder zu Hause war.
    Da halfen auch die Ermahnungen der Regierung nicht viel, die Angelegenheit nicht zu leicht zu nehmen und zumindest die Hyperschockwarnungen zu beachten.
    In der Menge kam es zu einem Tumult. Sheela merkte rasch, daß das Durcheinander durch Murphys Gesetz hervorgerufen wurde. Da stellten sich die Leute allesamt auf einmal so ungeschickt an, als gehorchten ihnen ihre Körper nicht mehr. Sie verwechselten rechts mit links, stolperten über die eigenen Beine, und einer wäre beinahe in den Raumschimmelfleck gefallen, hätte ihn ein Roboter nicht rechtzeitig am Schlafittchen gepackt.
    Sheela machte rasch kehrt und machte einen Umweg, um zum Lagerkomplex der Elbush Novitäten zu kommen. Dabei stolperte sie einmal und fiel der Länge nach hin. Sie schämte sich ihrer Ungeschicklichkeit, und es war ihr peinlich, daß zwei Jugendliche, die sie beobachteten, ihr zuriefen: „Murphy läßt schön grüßen."
    Kurz darauf merkte sie, daß sie sich verirrt hatte. Sie wußte sich nicht mehr anders zu helfen, als einen robotischen Zivildiener, wie sie seit drei Monaten verstärkt im Einsatz waren, anzusprechen und ihn zu bitten, sie zu der gewünschten Adresse zu geleiten. Sie war völlig desorientiert, und als sie am Ziel angelangt war, mußte sie feststellen, daß sie das Etui verloren hatte, in dem sich auch ihre Id-Karte befand, ohne die sie keinen Zugang zu den Lagerräumen hatte.
    In ihrer Verzweiflung hätte sie am liebsten weinen mögen, auch daran war Murphys Gesetz schuld. Aber zum Glück kam wenige Minuten später der Zivildiener zurück und überreichte ihr das verlorene Etui, nachdem er ihre Identität überprüft hatte.
    „Umhängen oder einschweißen!" riet er ihr und ging davon, um anderen Bürgern zu helfen, die unter dem Klackton-Syndrom litten.
    Sheela betrat das Firmengelände durch den Chefeingang und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher