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1259 - Spinnenpest

1259 - Spinnenpest

Titel: 1259 - Spinnenpest
Autoren: Jason Dark
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Anwesenheit unangenehm. Wenn er ehrlich war, dann hatte er sie auch überrumpelt, aber einen Rückzieher würde er nicht machen und mit ihr bis zum Grab des Pfarrers gehen.
    Über das eigentliche Thema hatte er mit Cathy noch nicht gesprochen. Er hütete sich auch davor, damit anzufangen. Für Cathy war er ein Fremder, und das sollte auch so bleiben. Wenn er jetzt nach Dingen fragte, die hier auf dem Friedhof passiert waren, würde sie nur misstrauisch werden.
    »Wir sind gleich da«, sagte sie und streckte den rechten Arm aus. Mit dem Zeichen hätte sie ebenso gut zwei Kiefern meinen können, deren Wurzelwerk sich im Boden festgefressen hatte, als wollte es einem Ghoul als Turnstange dienen, aber es ging ihr nicht um die Bäume, sondern um den Platz, der zwischen den Stämmen lag.
    Es war das Grab des Alec Potter!
    Er musste zugeben, dass dieses Grab das bisher größte war, das er auf dem Friedhof zu Gesicht bekommen hatte. Es besaß die doppelten Ausmaße eines normalen Grabes, und es war auch ein breiter Stein zu sehen, der allerdings keine Schieflage besaß.
    Die Oberfläche war bepflanzt, wie Bill selbst aus der Distanz sah. Beim Näherkommen erkannte er, dass die Umrandung des Grabs weggesackt war. Er blieb an seinem vorderen Ende stehen und versuchte, die Buchstaben auf dem Stein zu entziffern, was allerdings nicht möglich war. Im Laufe der Zeit waren sie überwachsen und verwittert, wie auch der Stein selbst, der an den Seiten abgebröselt war. Da sah es aus, als wären Ecken herausgeschlagen worden.
    Cathy Tucker stellte den Korb mit Blumen ab und blieb neben Bill stehen. Unkraut jäten hätte dem Totenplatz hier auch gut getan. Aus dem Gras und der Erde hervor ragte eine verrostete Vase, die am oberen Ende breit genug war, um die Menge der Blumen aufzunehmen.
    Es war noch immer sehr still in der Umgebung. Nicht unnatürlich für einen Friedhof, aber doch anders, wie Bill meinte. Etwas störte ihn. Etwas stimmte hier nicht, und es hing nicht mit dem Friedhof zusammen, sondern mit dem Grab des Pfarrers.
    Neben ihm bückte sich Cathy. Sie murmelte etwas vor sich hin, ehe sie die Blumen aus dem Korb nahm und die ersten in die Öffnung der Vase drücken wollte.
    Genau da fiel es Bill ein!
    Fast hätte er sich gegen den Kopf geschlagen, aber er wusste jetzt, was ihn störte.
    Es fehlte etwas auf dem Grab - ein Kreuz!
    Tief holte er Luft, auch laut, und er schüttelte den Kopf. Kein Kreuz auf dem Grab eines Pfarrers?
    Das gab es nicht. Das konnte er sich nicht vorstellen. Vor ihm lag der Beweis, und weil dies so war, gelangte er sehr bald zu dem Resultat, dass mit dem Pfarrer womöglich einiges nicht in Ordnung gewesen war.
    Neben ihm war Cathy damit beschäftigt, auch die letzten Blumen in die Vase zu stellen. Bill sprach sie erst an, als sie diese Arbeit beendet hatte.
    »Ich hätte da eine Frage, Cathy.«
    Sie kam langsam wieder hoch, strich einige Haarsträhnen aus der Stirn und schaute Bill an. »Ja, was ist denn?«
    »Es geht um das Grab.«
    Sie lächelte etwas scheu. »Na und? Was soll damit sein? Ich habe es Ihnen schon erklärt. Es ist die letzte Ruhestätte des Alec Potter, eines Pfarrers, der hier tätig war. Mehr kann ich Ihnen dazu auch nicht sagen, Bill.«
    Bill warf noch einen letzten Blick darüber hinweg. »Finden Sie nicht, dass dieses Grab doch recht ungewöhnlich ist?«
    Cathy Tucker schwieg. Bill sah ihr an, dass sie mit seiner Bemerkung nicht viel anfangen konnte.
    Sie strich über ihr Kinn, dann an der Wange hoch und zuckte die Achseln. »Tut mir Leid, aber ich weiß nicht, was Sie damit andeuten wollen.«
    »Es fehlt das Kreuz!«
    Die Frau schwieg. Sie war auch nur kurz zusammengezuckt. Dann starrte sie schräg nach unten, und schließlich musste sie dem Reporter Recht geben.
    »Tatsächlich. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Und das bei einem Pfarrer.«
    Auf Bills Worte folgte wieder das bedrückende Schweigen. Cathy konnte nicht ruhig bleiben. Sie drehte sich auf der Stelle und schaute über den kleinen Friedhof hinweg.
    Bill kam es vor, als wäre die Umgebung plötzlich noch ruhiger geworden. Nach einigen Sekunden unterbrach er das Schweigen. »Es muss einen Grund gehabt haben, dass man diesen Alec Potter begrub, ohne ihm ein Kreuz auf das Grab zu setzen.«
    »Es kann ja sein, dass es so ein Kreuz gegeben hat«, sagte die junge Frau leise. »Man hat es später geraubt oder…« Sie verstummte, als Bill den Kopf schüttelte.
    »Das glaube ich
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