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1259 - Spinnenpest

1259 - Spinnenpest

Titel: 1259 - Spinnenpest
Autoren: Jason Dark
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dazu?«
    »Bestimmt.«
    Die Antwort reichte ihm nicht. Er fasste sie an den Schultern und schaute sie an. »Haben Sie das jetzt nur so dahin gesagt, oder gibt es eine Erklärung?«
    »Das weiß ich nicht. Es hat mich nicht erwischt, glaube ich. Für die anderen kann ich nicht sprechen, aber ich denke schon, dass sie Bescheid wissen, was mit ihnen geschehen ist. Ja, das wollte ich Ihnen noch sagen.«
    »Und Sie gehen hin, Cathy, und schmücken das Grab des Pfarrers Alec Potter.«
    »Ja, das tue ich.«
    »Hängt es auch mit dieser Pest zusammen?«
    »Vielleicht.«
    »Aber es ist keine normale Pest, nicht wahr?«
    Er hatte den richtigen Ton getroffen, denn Cathy stimmte ihm zu, indem sie den Kopf schüttelte.
    »Wer überträgt die Pest, wenn nicht Ratten, Mäuse oder irgendwelche Flöhe?«
    »Bitte, Bill, fragen Sie nicht weiter. Ich kann es nicht mehr hören. Tun Sie mir den Gefallen.«
    Den tat ihr Bill nicht. Er blieb hart und stellte die entscheidende Frage: »Können es Spinnen gewesen sein?«
    Cathy Tucker sagte nichts, aber sie schrak zusammen, und Bill wusste, dass er damit ins Schwarze getroffen hatte. Es waren die Spinnen. Man hatte Angst davor. Gerüchte hatten sich verdichtet, und der Reporter atmete zunächst tief durch. Er war keinen sehr großen Schritt weitergekommen, aber er hatte jetzt eine Verbündete, die ihm der Himmel in einer guten Laune geschickt hatte.
    »Es sind also die Spinnen«, erklärte er, »und es ist gut, dass wir beide es wissen, denn nur so können wir etwas dagegen unternehmen.«
    »Was denn?«
    »Das wird sich noch herausstellen.«
    Cathy senkte den Kopf und schaute auf ihre Stiefel. »Man kann in Irfon nicht mehr sicher sein, Bill. Hier ist alles anders geworden. Über dem Dorf liegt ein Fluch. Es ist ein Stück grausamer Vergangenheit, die wieder hoch gekommen ist. Die Pest ist zurückgekehrt. Sie ist damals schon da gewesen. Damals wie heute wissen wir nicht, wie wir uns schützen sollen, verstehen Sie? Wir alle sind hilflos. Selbst die Seuchenexperten, die kamen, haben sehr dumm aus der Wäsche geguckt, wenn ich das mal so sagen darf. Erklärungen gaben sie nicht. Wir sollten nur schweigen, und dann sind sie verschwunden. Wir aber stecken tief in diesem verdammten Elend.«
    Bill enthielt sich einer Antwort, obwohl er einiges dazu hätte sagen können. Vertuschen, vergraben, erst mal nichts sagen. Die Öffentlichkeit nicht beunruhigen, das war es, was bei den Politikern letztendlich zählte, und das hatte in der letzten Zeit immer mehr zugenommen, und zwar auf der ganzen Welt.
    Bill drängte seine allgemeinen Gedanken wieder zurück, denn es brachte ihm nichts ein, wenn er sich darüber aufregte. Er stand hier an der Quelle, und das musste er auch ausnutzen. Zudem festigte sich in ihm immer mehr der Verdacht, dass dieser alte Pfarrer etwas mit den Ereignissen zu tun gehabt hatte. Er ging auch davon aus, dass Cathy ihm nicht alles gesagt hatte. Aus reiner Menschenliebe pflegte sie das Grab sicherlich nicht. Es konnte auch so etwas wie ein letzter Versuch sein, um noch größeres Unheil abzuwenden.
    Bill wollte den Friedhof nicht verlassen, ohne sich das Grab genauer angesehen zu haben. Er ging die beiden Schritte zur Seite und senkte den Blick.
    Es sah wirklich normal aus. Da gab es nichts, was ihn gestört hätte. Es sei denn, er konzentrierte sich auf den Boden, denn er war an einigen Stellen eingesackt und zeigte auch Risse.
    In der Erde lag der Pfarrer. Wer war er gewesen? Ein Held oder ein Teufel?
    Bill kannte nur seinen Namen, nicht aber, was in seiner Zeit hier im Ort passiert war. Es hatte die Pest gegeben wie auch in vielen anderen Orten Europas. Aber hier in Irfon musste es eine besondere Pest gewesen sein, da war sich der Reporter sicher, und auch der Pfarrer stand mit ihr in einem Zusammenhang.
    Die Erde sah braun, feucht und lehmig aus. Sie wirkte zudem klumpig. Einige Grashalme hatten sich auf ihr verirrt, aber stärker war das Laub des letzten Jahres vertreten, das der Wind bis auf das alte Grab geweht hatte.
    Warum war das Grab des Geistlichen nicht durch ein Kreuz geschmückt worden?
    An genau dieser Frage hakten sich Bills Überlegungen fest. Da musste etwas in eine völlig falsche Richtung gelaufen sein. Die Menschen hatten genau gewusst, weshalb das Grab ohne den wichtigen Schmuck geblieben war. Also musste der Pfarrer nicht normal gewesen sein. Er hatte irgendetwas getan, was die Menschen störte und verstörte. Deshalb hatten sie auch so reagiert und ihn in
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