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1259 - Spinnenpest

1259 - Spinnenpest

Titel: 1259 - Spinnenpest
Autoren: Jason Dark
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Todes und der Gefahren, denn es hatte schon einige Leichtsinnige verschlungen.
    Clara blieb weiterhin am Rand stehen. Die Hände hielt sie zum Gebet gefaltet, und sie drehte den Kopf, um einen Blick auf den Priester zu werfen, der sich an sie herankämpfte.
    Immer wieder musste er sich auf dem Kreuz abstützen. Er hielt den Mund weit offen. Er rang nach Atem, und der Wind schlug ihm immer wieder ins Gesicht. Die Augen des Mannes tränten, und in seinen Zügen hatte sich die Angst festgesetzt.
    Am Himmel wurden die Wolken gejagt und oft auch zerrissen. Hin und wieder glotzte der fast volle Mond hervor. Er wirkte in dieser Nacht noch bleicher als sonst.
    Der Geistliche trat nicht so dicht an das Loch heran wie Clara. Er wusste, dass sie sich entschieden hatte, aber er wollte sie trotzdem noch einmal fragen.
    »Hast du es dir wirklich reiflich überlegt?«, rief er gegen den starken Wind an.
    »Ja, es gibt kein Zurück. Nur so kann der Fluch gelöscht werden.«
    »Man wird dich wie eine Heilige verehren.«
    »Das will ich gar nicht!«
    »Aber es wird so kommen. Du kannst es nicht ändern. Du wirst als die Frau in die Legenden eingehen, die es geschafft hat, die verdammte Pest auszulöschen.«
    »Ich hoffe es!«
    Der Priester schaute sich die Frau noch einmal an. Sie war nicht mal 30 Jahre alt. Das harte Leben im Dorf hatte sie gezeichnet. Sie lebte nicht allein, sondern mit ihrer kleinen Tochter zusammen, aber sie hatte keinen Mann, der sich um sie kümmerte. Der Vater des Kindes war verschwunden. Er stammte aus einer fremden Gegend. Angeblich sollte er etwas Höheres sein. Er war mit einer Jagdgesellschaft damals in den Ort eingedrungen, und die Männer hatten sich genommen, was sie wollten. Als Andenken war bei Clara die Tochter zurückgeblieben.
    Für das kleine Kind war gesorgt. Der Priester hatte versprochen, es den frommen Frauen in einem Kloster zu übergeben, die sich um die Erziehung kümmern würden.
    Er schaute zurück.
    Hinter ihm wurde die Dunkelheit durch das Licht der Fackeln zerstört. Die Menschen aus dem Dorf, die zurückgeblieben waren, trugen sie, und der scharfe Wind bog die Feuer immer wieder dem Boden entgegen. Manchmal löschte er es ganz.
    Clara legte ihren Kopf zurück, um gegen den Himmel zu schauen. Sie sah das Spiel der Wolken und den bleichen Mond, der mal da war und sehr schnell wieder verschwand, wenn der Wind die Schleier vor sein Antlitz blies. Sie wusste, dass es nicht der Himmel war, von dem sie immer geträumt hatte. Es gab noch einen anderen, einen nicht sichtbaren, und auf den hoffte sie.
    Auch der Priester betete. Er stützte sich dabei am Kreuz ab. Sein Blick jedoch blieb an der Frau hängen, die sich nun für die Menschen opfern wollte, damit die verfluchte Pest und die bösen Krankheiten gestoppt wurden.
    Grausame Dämonen waren erschienen und hatten die Menschen übernommen. Eine Strafe des Himmels mit den Waffen der Hölle.
    Clara senkte den Kopf. Sie schaute in das Höllenloch hinein. Sie sah den brodelnden Grund. Das Wasser würde sie verschlingen und nie mehr wieder hergeben.
    »Es ist soweit!« sagte sie laut.
    Der Geistliche gab ihr keine Antwort. Er konnte nur mehr nicken, aber nicht reden. Wie im Krampf hielt er sich an seinem Kreuz fest, das er extra aus der kleinen Kirche geholt hatte.
    Clara trat bis dicht an den Rand des Höllenlochs heran. Sie schaute in die Tiefe und begann leicht zu schwanken. Es würde ihr kaum gelingen, das Gleichgewicht zu halten. Dort unten lauerte jemand, der sie in den Tod ziehen wollte, und möglicherweise war es der Teufel persönlich, der sich da versteckt hielt.
    Sprang sie?
    Nein, noch nicht. Sie bewegte ihre Arme langsam in die Höhe und legte beide Handflächen hoch über dem Kopf zusammen. Ihr Gesicht glich einer Maske. Sie riss den Mund weit auf, um ihre letzten Worte gegen den Himmel zu schicken.
    »Verzeih mir, Allmächtiger!«
    Der Wind zerfetzte diesen Wunsch. Mehr sagte sie nicht. Sie ging einen Schritt nach vorn - und trat ins Leere.
    Der Zeuge sah sie fallen!
    Wie ein Stein raste der Körper in die Tiefe und damit dem brodelnden Wasser entgegen.
    Der Gegenwind fegte unter die Kleidung und hob sie an. Ein Schrei löste sich aus dem Mund der Frau, die nicht genau senkrecht nach unten raste, sondern von irgendwelchen Winden oder Kräften gepackt wurde. Der Körper geriet dabei aus der ursprünglichen Richtung und prallte gegen die verschiedenen Schachtseiten.
    Das brodelnde Wasser gierte nach dem Opfer. Und es bekam seine
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