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1259 - Spinnenpest

1259 - Spinnenpest

Titel: 1259 - Spinnenpest
Autoren: Jason Dark
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gebildet und wirkten auf ihn wie eine kleine Armee.
    Er wusste, dass dies nicht grundlos geschehen war. Alles hatte bei diesem Teufelswerk einen Sinn, und er dachte auch daran, dass es jetzt vielleicht die letzte Chance war, dem tödlich endenden Grauen zu entkommen.
    Es war nicht möglich.
    Er konnte sich nicht bewegen. Es lag nicht nur am Druck der Spinnenlinie, er war vom Kopf bis zu den Füßen gelähmt, als hätte man ihm bereits ein Gift in den Körper gespritzt.
    Und dann kamen sie!
    Potter konnte nicht mal schätzen, wie viele Spinnen sich dort zusammenballten, es waren zu viele für ihn. Er wollte sich trotz allem herumwerfen, aber auch das war nicht möglich, die verfluchte Lähmung blieb bei ihm bestehen.
    Aber er konnte schreien. Nein, das war mehr ein Rufen, verbunden mit krächzenden Lauten. Richtige Schreie drangen nicht aus seinem Mund, der offen stand.
    Und er blieb offen!
    Er war das Ziel für die Spinnen!
    Nein, es gelang ihm nicht mehr, einen Schrei auszustoßen. Die Spinnen waren einfach schneller. Sie bewegten ihre jetzt normalen Beine hektisch über ihr Ziel hinweg. Sie krabbelten an seinem Hals in die Höhe, erreichten das Kinn und huschten wenig später über seine Unterlippe hinweg hinein in den offenen Mund.
    Was dann passierte, bekam er zwar mit, aber er weigerte sich, daran zu denken. Irgendwo in seinem Gehirn war etwas eingerastet. Die Spinnen füllten im Nu seinen Mund aus, und damit war auch noch nicht das Ende erreicht, denn sie fanden ihren weiteren Weg in Richtung Kehle. Die Speiseund die Luftröhre waren für sie wichtig, und immer mehr Tiere drangen in seinen Mund.
    Schlagartig konnte er nicht mehr atmen. Die Spinnen verstopften seinen Mund. Sie drangen in den Körper ein. Sie nahmen den Weg durch die Speiseröhre, um den Magen zu erreichen. Sie füllten ihn aus und bewegten sich noch in seinem Körper, aber das merkte er nicht mehr.
    Ihm fehlte die Luft. Er bekam sie auch in den folgenden Sekunden nicht, und irgendwann zerplatzte etwas in seinem Kopf, und Potter rutschte hinein in das große Dunkel.
    Die letzten kleinen Spinnen krabbelten noch in seinen Mund hinein, der sich wenig später schloss.
    Er klappte einfach zu. Es war keine Spinne mehr zu sehen.
    Zurück blieb ein toter Mensch…
    ***
    Es war schon länger hell, als man den Pfarrer fand.
    Zwei Männer aus dem Dorf hatten ihn in seinem kleinen Haus besuchen wollen, ihn nicht gefunden, dann in der Kirche nachgeschaut und schließlich im Stall, weil sie sich darüber wunderten, dass dessen Tür offen stand.
    Sie fanden Potter!
    Tot. Er war ebenso tot wie Clara, die sich für die Menschen geopfert hatte. Aber die Hölle hatte sich damit nicht zufrieden gegeben und sich noch einen zweiten Menschen geholt.
    In den nächsten Stunden war ein Gast innerhalb des Dorfes besonders treu - die Angst. Die Menschen hockten zusammen und sprachen über das, was geschehen war. Sie wussten nicht, was sie noch unternehmen sollten, und sie hatten auch keine Ahnung, wie der Pfarrer ums Leben gekommen war. Äußerliche Wunden hatten sie nicht feststellen können. Aber der Pfarrer war tot, und dabei blieb es.
    Eine Frau machte schließlich genau den richtigen Vorschlag. »Es ist unsere Christenpflicht, den Pfarrer zu begraben, und das sollten wir auch tun.«
    Sie hatte genau das gesagt, was sich die Männer nicht trauten. Es war niemand dagegen, und so wurde noch am gleichen Tag ein Grab für den Pfarrer ausgehoben.
    Im Schatten der Kirche legte man ihn in die kalte Erde und verzichtete sogar auf einen Sarg, weil dieser auf die Schnelle nicht beschafft werden konnte.
    Bei Anbruch der Dämmerung wurde das Grab des Toten wieder zugeschüttet. Jemand wollte ein Gebet sprechen, fand aber nicht die richtigen Worte. Zu stark saß der Schreck noch in ihren Gliedern. Keiner fragte danach, wie Potter gestorben war, aber jeder, der den Toten gesehen hatte, würde nie die Angst auf seinem Gesicht und in den Augen vergessen. Etwas Grauenvolles musste geschehen sein, doch darüber wollte man nicht sprechen, keiner im Ort. Es gab Vorgänge, über die man besser den Mantel des Schweigens deckte.
    Dass dieser nicht immer geschlossen bleiben würde, daran dachten die Menschen vor 200 Jahren nicht…
    ***
    »Es stimmt, Sheila«, sagte ich.
    Sie schaute mich über den Tisch hinweg an. »Was stimmt?«
    »Dass ich lange nicht mehr so gut gegessen habe.«
    Sheila Conolly konnte sich das Lachen nicht verbeißen. »Himmel, John, das ist doch nicht wahr.«
    »Doch, es
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