Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1259 - Spinnenpest

1259 - Spinnenpest

Titel: 1259 - Spinnenpest
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nicht möglich war.
    Potter drehte den Kopf.
    Die Tür stand offen. Auf der Schwelle sah er eine geduckte pechschwarze Gestalt mit einem unförmigen Kopf. Es konnte durchaus sein, dass Hörner aus dem Schädel hervorwuchsen und sich der Höllenherrscher so zeigte, wie ihn die Menschen sehen wollten.
    »Gott…!«, ächzte der Mann. »Nein, das kann nicht wahr sein. Das ist zu schlimm…«
    Er dachte nicht mehr an die Spinne. Er sah nur die Gestalt und wollte weg.
    Der Weg zur Tür war ihm versperrt.
    Er ging nach hinten - und stolperte in seiner Panik dabei über die eigenen Beine. Es gelang ihm nicht mehr, sich auf den Füßen zu halten, er kippte zurück.
    Potter landete auf dem schmutzigen und kalten Boden. Die Fackel fiel ihm beim Aufprall aus der Hand und landete in der feuchten Rinne, wo sie mit einem letzten Zischen erlosch.
    Du musst hier raus!, schoss es ihm durch den Kopf. Hier hilft dir Gott nicht mehr. Du bist jetzt für dich selbst verantwortlich.
    Er wusste genau, was er tun musste, war jedoch nicht in der Lage, es in die Tat umzusetzen. Potter wusste nicht, wie sich ein Gelähmter fühlte, aber anders als bei ihm konnte es auch nicht sein. Von der Tür her hörte er wieder das Lachen der Höllengestalt.
    Sie war noch da - und auch die Spinne.
    Sie lebte, sie war völlig unbeschadet, und sie kam auf ihn zu.
    Riesig war sie für ihn geworden, was daran lag, dass er sich auf dem Boden befand. Die sowieso schon überlangen Beine kamen ihm noch größer vor, und dazu passte auch der mächtige Körper, der von ihnen getragen wurde. Dem Pfarrer war plötzlich klar, dass es wohl niemand schaffte, diesen Körper zu zerstören. Er musste sich dem Grauen hingeben und in die Augen schauen, die so schrecklich aussahen wie ein Gruß aus der Hölle.
    Die Spinne bewegte sich schnell. Es dauerte nur Sekunden, bis sie ihn erreichte und geschickt auf seinen Körper kletterte. Die Gestalt an der Tür war nicht mehr wichtig für ihn. Er merkte, dass die Spinne über seinen Bauch lief, und er spürte dabei den Druck eines jeden Beins.
    Es war schrecklich für ihn. Wie ein fetter Kloß hockte die Spinne auf seinem Bauch. Ihr Gesicht war ihm zugerichtet. Er konnte dem Blick dieser fremden Augen nur dann ausweichen, wenn er die eigenen schloss, und genau das schaffte er nicht. Er bewegte sich überhaupt nicht. Es kam ihm vor, als hätte die Spinne Gift in seinen Körper gespritzt, um ihn zu lähmen.
    Sie hätte jetzt auch ein dichtes Netz um ihn herum weben können, doch auch das tat sie nicht. Das hatte sie nie getan, denn sie war für andere Aufgaben vorgesehen.
    War sie drei- oder vierfach so groß wie eine normale Spinne? Er wusste es nicht. Er spürte nur den Druck auf seinem Bauch und hatte das Gefühl, dass die Beine in seine Haut und dann in das Fleisch eindrangen.
    Irgendwann war auch seine erste schlimme Zeit vorbei. Potter lag auf dem Rücken, und die Spinne hatte sich in den letzten Sekunden um keinen Millimeter bewegt. Allmählich gelang es ihm wieder, seine Gedanken zu ordnen. Er fragte sich, wie es weiterging oder ob das jetzt schon das Ende war.
    Die Spinne hatte Zeit. Sie beobachtete ihn. In der Dunkelheit des Schuppens sah auch sie dunkel aus. Nur ihr offenes Maul wirkte heller, und sie schloss es auch nicht.
    Der Pfarrer erwartete, dass aus der Öffnung ein Faden hervorschießen würde, der in sein Gesicht klatschte. Er war bestimmt dicker, als bei den normalen Spinnen, aber genau das traf nicht zu. Dafür passierte etwas anderes mit diesem verdammten Höllentier.
    Es verlor seine Starre und blieb trotzdem hocken. Aber der Körper löste sich auf. Er zitterte und verschwamm. Was dann passierte, ließ Potter an seinem Verstand zweifeln. Es war das Grauen an sich.
    Hätte er ihm einen Namen geben müssen, dann hätte er es so bezeichnet.
    Der übergroße Spinnenkörper war dabei, sich aufzulösen. Er zitterte, er drückte sich nach rechts und links in die Breite und wurde dabei flacher.
    Aber er verschwand nicht. Er wechselte nur, denn aus einem Körper wurden viele.
    Im Nu war Potters Bauch von zahlreichen kleinen Spinnen bedeckt, die nicht am Fleck blieben, sondern in eine Richtung krabbelten, ohne den Körper zu verlassen. Sie nahmen ihn nach wie vor als Basis, mussten sich erst richten und bildeten schließlich auf dem kompakten Körper eine Reihe.
    Potter glaubte zu albträumen. Auf seinem Leib spürte er genau den Anfang und das Ende der Schlange. Die kleinen Spinnen hatten eine etwa handbreite Reihe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher