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1259 - Spinnenpest

1259 - Spinnenpest

Titel: 1259 - Spinnenpest
Autoren: Jason Dark
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bezeichnet.
    Potter brachte das Pech zum Brennen. Er schaute auf die tanzende Flamme, die dafür sorgte, dass die Ruhe innerhalb des Stalls verschwand. Licht und Schatten gaben sich ein Stelldichein. Sie sorgten für die Verzerrungen der Perspektiven, und der Pfarrer sah auch seine Gestalt als großen und verrenkten Schatten, der sich am Boden abmalte.
    Es war nicht sein erster Besuch hier, und Potter wusste sehr genau, wie er sich bewegen musste. Mit der Fackel in der Hand drehte er sich langsam nach links, damit das Licht in eine bestimmte Richtung streute. Er senkte die Flamme auch, damit sie mehr über den Boden glitt als in die Höhe zuckte.
    Dann erwischte sie das Ziel!
    Potters Herz hatte schon zuvor kräftiger geschlagen. Nun aber schlug es noch schneller, als er durch die hölzernen Gitterstäbe des kleinen Käfigs schaute, in dem das Tier stand, das für alles die Verantwortung trug.
    Es war der Teufel!
    Aber nicht der Teufel, wie ihn sich die Menschen vorstellten, nein, er war viel schlauer und gerissener. Er hatte eine andere Gestalt angenommen.
    Der Satan war zu einer übergroßen, bleichen und sehr fetten Spinne geworden!
    Ja, sie existierte noch. Er leuchtete sie an. Sie hockte dort in ihrem Kasten wie ein dichtes Knäuel.
    Sie sah aus wie eine normale Spinne, aber genau das war sie nicht.
    Sie besaß acht Beine, das stimmte schon. Auch der Körper besaß diesen Panzer, aber es gab noch zwei Augen und ein großes Maul. Beides passte nicht zu einer normalen Spinne, aber das war sie auch nicht. Sie war das Werk des Teufels. Sie hatte die Pest über die Menschen gebracht und sich furchtbar gerächt.
    Jetzt war es vorbei! Jetzt sollte sie sterben. Das wollte der Pfarrer. Den Ort von einem Stück Hölle befreien. Der Satan sollte hier keinen Stützpunkt mehr haben.
    Er hatte das Feuer mitgebracht. Der Teufel sollte brennen. Der ganze Stall sollte abbrennen und alles vernichten, was sich in der Nähe des Satans befand.
    Er bückte sich. Das kleine Tor des Käfigs ließ er geschlossen, aber er wollte noch einmal in die Augen der Spinne schauen, die den Blick des Teufels wiedergaben.
    So jedenfalls hatte er es gesehen und einige andere Menschen auch, die sie kannten.
    Das Feuer war erloschen. Müde Augen. Keine Glut darin, auch keine Höllenfratzen. Die Spinne war wieder zu einem normalen Tier geworden, und nur ihre Größe war geblieben.
    Potter hoffte, dass das Holz des Käfigs trocken genug war, um Feuer zu fangen. Er hielt die Flamme dagegen. Er wartete darauf, dass der Käfig zu brennen begann oder zumindest verkohlte und angefressen wurde. Nein, es passierte nicht. Die Flamme strich von links nach rechts über das Holz hinweg, aber sie schaffte es nicht, den Käfig in Brand zu setzen.
    »Das ist Teufelswerk!« flüsterte der Pfarrer. »Verfluchtes Teufelswerk!« Er schüttelte den Kopf und schlug mit der Fackel auf die Stäbe des Käfigs.
    Funken wirbelten in die Höhe. Er sah jetzt, dass sich die dicke Spinne bewegte. Sie plusterte sich regelrecht auf. Es machte ihr auch nichts aus, von den Flammen gestreift zu werden, denn sie war immun dagegen. Auch das begriff der Pfarrer nicht, der sich plötzlich fürchtete und voller Wut gegen den Käfig trat.
    Er hörte das Holz knacken, trat noch einmal zu und bewegte den Arm mit der Fackel ebenso hektisch wie sein rechtes Bein.
    Endlich brach der Käfig auseinander. Für Potter war es kein Vorteil, denn nun hatte die Spinne freie Bahn, was bisher nicht der Fall gewesen war. Sie hatte sich tot gestellt, aber plötzlich bewegte sie sich. Der Pfarrer zuckte zurück, als er sah, dass sie aus den Trümmern stieg. Sie bewegte all ihre Beine, und es gab nur ein Ziel für sie.
    Potter wollte es nicht glauben. Sein Gesicht zeigte den Schrecken, den er empfand. Für ihn brach eine Welt zusammen. Er hatte gedacht, dass der Fluch endlich gelöscht war, doch nun musste er erleben, dass die übergroße Spinne weitermachte. Sie war nicht zu töten. Die Hölle hielt noch immer einen Trumpf in den Händen.
    Neben Clara hatte sich auch der Pfarrer als mutiger Mensch gefühlt. Das war jetzt dahin, denn die Spinne entwickelte sich zu einem gefährlichen Gegner.
    Er hätte sie eigentlich zertreten müssen, doch seine Beine waren auf einmal so schwer geworden.
    Die Augen glühten wieder!
    Ihr Blick war nur auf ihn gerichtet. Von der Tür her fegte plötzlich ein Windstoß in das Innere des Schuppens, begleitet von einem fürchterlichen Lachen, wie es bei einem Menschen eigentlich
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