Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1256 - Belials Bann

1256 - Belials Bann

Titel: 1256 - Belials Bann
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
verstand ich von ihren Antworten nicht. Außerdem schüttelte sie einige Male den Kopf, aber einen Namen wiederholte sie öfter. Svetlana Tomkin.
    Schließlich nickte sie beim Sprechen und gab zu verstehen, dass sie einverstanden war.
    »Und?«, fragte ich. »War es ein wichtiger Anruf?«
    »Kann man wohl sagen. Die Frau heißt Svetlana Tomkin. Sie ist bekannt mit einer Ärztin, die ich wiederum kenne und die sich an mich erinnert hat. Diese Ärztin und auch Svetlana haben etwas erlebt, das uns verdammt interessieren muss.«
    »Was denn?«
    Ich bekam in den folgenden Minuten die Aufklärung und sah es als Fingerzeig des Schicksals an. Da war es tatsächlich einer Frau gelungen, dem Tod zu entwischen, den Tamara für sie vorgesehen hatte. Und nur, weil ihre Tochter gebetet hatte.
    »Was sagst du dazu, John?«
    »Lass uns hinfahren.«
    »Genau das hatte ich vor!«
    ***
    Tamara stand auf der Stelle, ohne sich zu bewegen. Ihr Blick war auf den Spiegel gerichtet. Dort sah sie den Umriss dieser unheimlichen Gestalt, die direkt aus der Hölle gekommen zu sein schien.
    Sie war grauenhaft. Sie war zwar nur ein Umriss, aber von ihr ging etwas aus, dessen Anblick Menschen weglaufen und schreien ließ und auch bei Tamara einen Schauder verursachte.
    Sie sah ihn als heiligen Schauder an.
    Sie fürchtete sich nicht, aber sie brachte dieser Gestalt genau die Ehrfurcht entgegen, die sie verdiente.
    Belial war ihr Engel. Belial war zugleich auch der Engel der Lügen. Im Alten Testament wurde er als der König der Lüge bezeichnet, er war mit der erste Engel, der in die Tiefen der Hölle hineinstürzte, nachdem der große Kampf zwischen den guten und den bösen Mächten vorbei war.
    In der hebräischen Sprache bedeutete er auch wertlos aber er war verdammt zäh und verfolgte seine Ziele mit einer nahezu grausamen Entschlossenheit. Er sah sich selbst als unzerstörbar und unbesiegbar an. Um ihn in die Enge zu treiben, musste man ihn einer Lüge überführen, was er freiwillig niemals zulassen würde.
    Er zog seine Fäden zumeist in anderen Sphären, in denen es immer wieder zu Kämpfen zwischen bestimmten Engeln kam, denn machthungrig waren sie alle. Wenn es ihm in den Sinn kam, dann tauchte er ab zu den Menschen und spannte sie für seine Zwecke ein. Das genau hatte er auch mit Tamara getan, denn sie existierte nur dank seiner Gnade.
    Und jetzt war er da. Er war gekommen. Er hatte seine Welt verlassen, hielt sich aber noch nicht in der normalen auf, denn nach wie vor stand er im Spiegel. Nur allmählich nahm seine Gestalt schärfere Umrisse an, so dass Tamara ihn besser und klarer anschauen konnte.
    Bei Tamara löste sich allmählich die Starre, je deutlicher sie diese unheimliche Erscheinung sah.
    Für sie begann das Zittern. Es war die Angst vor ihm, ihrem Herrscher. Ein wahnsinniges Gefühl, das sie nicht beeinflussen konnte. Es hatte seine Quelle tief in ihrem Innern. Dort war es wie ein Geysir, der zu brodeln begann. Schuldgefühle peitschten in ihr hoch. Sie musste sich selbst eingestehen, dass sie versagt hatte. Und sie fürchtete sich vor einer Strafe.
    Belial beherrschte den Spiegel voll und ganz. Es gab nur ihn dort. Eine graue, nackte Gestalt mit sehr langen Haaren, die ein menschliches Gesicht umgaben, das ebenso zu einem Tier hätte passen können, denn in diesem Gesicht lauerte das Tier. Oder auch dicht dahinter. Da war es die Person, die töten wollte.
    Der Engel der Lügen trug nichts am Körper als die rattengraue Haut. Es waren bei ihm auch keine Geschlechtsmerkmale zu erkennen. Er war genau genommen ein Es. Völlig neutral. Nicht Weib und nicht Mann, aber durchdrungen von einer bösen Strömung, die alles Menschliche verteufelte, wenn es nicht in seine Richtung lief.
    Das Zittern, die Angst - Tamara konnte nicht anders. Sie blieb auf dem Fleck stehen und hätte es aus eigener Kraft nicht geschafft, sich davon wegzubewegen. Allein der Blick reichte aus, um Tamara zu bannen.
    Der Spiegel war der Weg in seine Welt. Er benutzte ihn für seine Besuche, und durch ihn hatte er auch Tamara in die Welt geschickt, wo sie in seinem Auftrag handelte.
    Er wusste alles. Er wusste es immer. Und er würde auch von ihrem Pech wissen und es nicht als Pech ansehen, sondern als einen Fehler. Er konnte sie am Leben lassen, aber er konnte sie auch zerquetschen. Was er vorhatte, war ihr unbekannt.
    Jedenfalls würde es zu einer Abrechnung kommen!
    Sie hörte seine Stimme und ein erneuter Schock erwischte sie. Tamara beugte sich nach vorn,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher