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1256 - Belials Bann

1256 - Belials Bann

Titel: 1256 - Belials Bann
Autoren: Jason Dark
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Belial merkte, dass es mir nicht eben besonders erging, er grinste und wurde dann abgelenkt, als sich Karina regte.
    Als erstes warf sie die Waffe weg. Dann stand sie auf und hob beide Arme hoch. Ich wusste jetzt, dass ich ihr nichts mehr sagen konnte. Sie hatte sich einmal zu etwas entschlossen und würde auch keine Zurückhaltung üben. Dabei interessierte sie sich weder für mich noch für Tamara. Nur Belial war wichtig. Mit ihren in die Höhe gereckten Arme präsentierte sie sich ihm förmlich.
    »Nimm mich, Belial! Lass das Kind laufen und halte dich stattdessen an mich. Einen besseren Ersatz kannst du gar nicht bekommen. Also los!«
    »Bist du verrückt?«, zischte ich.
    »Nein, das bin ich nicht, John. Ich weiß genau, was ich tue. Was ich dem Kind schuldig bin. Ich hätte besser auf die Kleine Acht geben sollen.«
    »Dafür hast du mich gerettet!«
    »Trotzdem, John. Ich biete mich ihm an. Und er wird mich bestimmt nehmen, nicht wahr, Belial?«
    Der Lügenengel meldete sich. Wieder sprach er wie ein Mensch, nur klang seine Stimme nicht so menschlich. Sie schrillte in hohen Tönen und manchmal wusste man nicht, ob er nun lachte oder nicht. »Es ist reizvoll, dich zu bekommen.«
    »Bitte, dann lass Jamina frei!«
    Karina war verrückt. Sie ging mit sehr langsamen Schritten auf Belial zu, als wollte sie mir dadurch Gelegenheit geben, nach einem Ausweg aus dieser vertrackten Lage zu suchen. Ob es die gab, war mir noch nicht klar. Ich musste mich auch innerhalb kürzester Zeit entscheiden und von der Heilerin lassen.
    Karina hatte erst den dritten Schritt hinter sich gebracht, als etwas völlig Neues passierte.
    Plötzlich meldete sich Jamina. Ich verstand nicht, was sie mit ihrer leisen Mädchenstimme sagte, aber es waren keine normal klingenden Sätze, denn sie redete ziemlich monoton und plötzlich konnte ich mir vorstellen, dass sie hier im Studio genau das tat, was sie schon in der Wohnung getan hatte.
    Sie betete! Dabei drangen die Worte nur halblaut aus ihrem Mund. Aber sie ließ sich auch nicht stoppen. Wir alle hörten es, Belial eingeschlossen. Es kam mir auf seine Reaktion an.
    Karina Grischin hatte bereits gehandelt. Sie war stehen geblieben, denn auch sie wusste sehr gut, was diese Worte zu bedeuten hatten. Nur noch einen langen Schritt hätte sie nach vorn gehen müssen, um beide zu erreichen.
    Belial zeigte sich irritiert. Auch bei ihm gab es Dinge, die er hasste. Dazu gehörten nun mal Gebete und deren Inhalt, denn dazu zählten Worte, die an seine Substanz gingen.
    Er schüttelte das Kind, aber er drückte nicht zu, obwohl er jetzt die Gelegenheit dazu gehabt hätte.
    Womöglich war er schon durch das Hören der Worte schwächer geworden, wer konnte das schon sagen.
    Jamina hörte nicht auf, und es war perfekt. Sie verstörte Belial, der sein Leben auf dem Motiv der Lüge aufgebaut hatte. Gebete waren keine Lügen und deshalb konnte er sie nur hassen.
    Die Kleine hatte es schwer, aber sie schaffte es schon, sich zu bewegen. Ich konnte das Kind mit diesen feinen Gesichtszügen nur für seine Taten bewundern. Es brachte selbst eine Gestalt wie den Engel der Lügen damit in Bedrängnis.
    Die Heilerin hatte ich vergessen. Mein Kreuz berührte sie noch immer, aber sie selbst bewegte sich nicht.
    »Was ist?«, schrie ich ihn an. »Gib das Kind frei!«
    »Und deine Gegenleistung?«
    »Wirst du erhalten!«
    Wahrheit? Lüge? Wir pokerten beide. So war es schon immer gewesen, wenn wir uns begegnet waren. Nur ging es in diesem Fall um das Leben eines Kindes.
    Weit riss Belial sein Maul auf. »Jaaaaa!«, brüllte er dann. »Ja, verdammt, hier hast du sie!«
    Ich wollte ihm kaum glauben, aber er hielt sich tatsächlich daran. Er stand so unter dem Eindruck der Texte, dass er sich an die Wahrheit halten musste.
    Mit einer zuckenden und auch blitzschnellen Bewegung schleuderte er Jamina zur Seite. Er warf sie fast weg wie Abfall, und genau das störte mich. Aber ich tat nichts, denn ich war froh, dass sie sich nicht mehr in seiner Gewalt befand.
    Die Kleine stolperte zur Seite. Es sah so aus, als könnte sie es schaffen, auf den Beinen zu bleiben, dann aber fiel sie trotzdem über die eigenen Füße.
    Sofort reagierte Karina. Sie dachte nicht mehr daran, sich Belial als Geisel zur Verfügung zu stellen.
    Jamina war wichtiger. Das Kind lag auf dem Boden, aber es jammerte nicht. Wahrscheinlich hatte der Schock es stumm gemacht.
    Im Moment waren beide für den Engel der Lügen uninteressant. Er war auf Tamara und
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